taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu September 2014

 

Peter Spohr

Peter Spohr (Bild privat)
Preußischer Reitmeister (Oberst a.D.),
aka "Der alte Wasserfreund"
  - seit über 20 Jahren meine liebste klassische Reitlektüre -

Zu Fragen der Pferdeausbindung und zum Reitsitz, 
Zum Hufbeschlag und Barhufgehen,
Wie alt Pferde werden können (und warum so wenige es schaffen)
Neu: Zum Anreiten der Pferde, Geradereiten und "Natürliche Schiefe", Sporngebrauch, Seitengänge und anderen Fragen

Neu! e-Books..!

- Lebensabriß (Verfasser ungenannt) in "Bein- und Hufleiden", 9. Auflage Stuttgart 1922 -

Oberst a.D. Peter Spohr, der Verfasser dieses Buches, sollte diese Neuauflage, deren Herauskommen er aber bereits erwartet, nicht mehr erleben. Er starb am 10.2.1921. Ein langes, arbeitsreiches Leben fand damit seinen Abschluß.
    Die Stürme der Napoleonischen Wirre zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts waren über Deutschland dahingegangen. In ihnen hatten die Großeltern unseres Verfassers, die Inhaber einer Aachener Tuchfabrik, den größten Teil ihres Vermögens durch mit Assignaten bezahlte Armeelieferungen an die Napoleonischen Heere verloren; Kisten voller Assignaten waren mit dem Sturz des Korsen wertloses Papier geworden. Das ruhmsüchtige Frankreich, welches ganz Europa mit Krieg überzogen hatte, brauchte sie nicht einzulösen, ihm ist der Pariser Friede kein "Versailles" geworden.
    In bescheidenen Verhältnissen - der Vater Peter Josef Spohr (geb. 30.8.1803, gest. 26.7.1871) war preußischer Vermessungsbeamter, seit 1827 mit Maria geb. Fuchs aus Bad Honnef a.Rh. (geb. 22.4.1800, gest 3.8.1886 zu Wiesbaden) verheiratet - wuchs Peter Hartmuth Spohr geb. 27.2.1828 als das älteste von zehn Geschwistern, die bis auf zwei im Kindesalter verstorbenen Brüder sämtlich groß wurden, auf. Geboren zu Deutz verlebte er dort und in Köln die erste Kinderjahre, kam in Köln zur Bürgerschule und besuchte dann, nachdem der Vater nach Bonn versetzt worden war, vom 1.10.1837 bis 30.8.1845 das Gymnasium zu Bonn. Ein vorzügliches Reifezeugnis eröffnete ihm die Universität, die er auf Wunsch des Vaters als Student der Jurisprudenz am 17.10.1845 bezog. Hier studierte er vom Wintersemester 1845/46 bis Sommersemester 1848 Rechts- und Staatswissenschaften, hörte von bekanten Professoren Ernst Moritz Arndt, den Pandektisten Böcking, den älteren Haelschner (Staatsrecht) und bei Dahlmann Volkswirtschaftslehre. Er war Mitglied der Burschenschaft Alemannia, der er über 150 Semester treu blieb. Aber sein Herz drängte ihn zu militärischen Laufbahn. Nachdem er noch bis zum Sommersemester 1849 sich vornehmlich mit Mathematik und Naturwissenschaften beschäftigt hatte, trat er am 1. Oktober 1849 als Kanonier in die 7. Artilleriebrigade ein. Als Bombardier machte er den sogenannten Hessischen Feldzug mit. Vom 1.10.1850 bis zum 1.8.1853 besuchte er die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin, wurde 1851 Sekonde-Leutnant, 1859 Premier-Leutnant und 1864 Hauptmann und Lehrer an der Kriegsschule in Engers. Im Feldzug 1866 war er Batterie-Kommandeur. In diesem Feldzug lernte Spohr seine nachmalige Gattin und Lebensgefährtin mitten in Böhmen auf den fürstl. Fürstenbergischen Gütern kennen: Friedericke geb. Philipp, die eine begeisterte Anhängerin seiner gesundheitlihen Überzeugungen und seine treue Mitarbeiterin wurde. Nach dem Feldzuge kehrte er zur Kriegsschule in Engers zurück und heiratete am 3.9.1868 zu Prag in Böhmen.
    Den Feldzug 1870/71 gegen Frankreich machte er als Kommandeur der kombin. 2. Hessischen Festungsabteilung Nr. 11 mit und war an den Belagerungen von Thionville, Montmédy und Mézières beteiligt. 1872 zum Major befördert wurde er zum Fuß-Art.-Reg. Nr. 6 nach Glogau versetzt, dann aber Kommandeur der Art.-Kriegsbesatzung in Belfort. 1873 kam er als Batl.-Kommandeur zum Brandenbg. Fußart.-Reg. Nr. 3 nach Mainz, wurde dort Ende 1874 Art.-Offizier vom Platz, machte 1877 als Chef des Stabes eine Belagerungsübung bei Cöln mit und wurde 1879 Regimentskommandeur der Fuß.-Art.-Rgt. Nr. 15 in Straßburg i.E. und Oberst-Leutnant. Am 24.3.1881 zur Disposition gestellt, am 16.5.1888 verabschiedet, erhielt er 1891 den Charakter als Oberst a.D.
    Seit seiner Zurdispositionstellung lebte Oberst Spohr ununterbrochen in Gießen. Er stand im rüstigen Alter und lebte fast volle 40 Jahre im Ruhestande, bis er am 10. Februar 1821 im nahezu vollendeten 93. Lebensjahre verstarb. Seine Gattin war ihm nahezu 20 Jahre im Tode vorausgegangen, gest. 1.6.1902 in ihrer schönen böhmischen Heimat im zu Burg Pürglitz bei Prag. Als 90 jähriger erlitt er den herbsten Verlust durch den Tod seines ältesten Sohnes Dr. med. Roderich Spohr zu Frankfurt a.M., der der Grippe im Sommer 1918 zum Opfer fiel.

Peter Spohr (84 Jahre)     Das vorangestellte Reiterbildnis des Verfassers zeigt ihn im 86. Lebensjahr auf seinem wenige Jahre zuvor gekauften Pferde Bella, das ihm im August 1914 bei Kriegsausbruch genommen wurde. Sonst hätte er wohl bis zu seinem Tod weitergeritten; es wäre in seinem Sinne gewesen, im Sattel zu sterben. Denn von jeher fühlte er sich am wohlsten zu Pferde. Von allen körperlichen Übungen - er war als Student ein guter Fechter und blieb dem Fechten bis in sein höchstes Alter getreu, er war ein guter Schwimmer und besuchte das Flußbad bis in sein 93. Lebensjahr - liebte er zunächst das Reiten. Zahllose Aufsätze und Studien hat er der Reitkunst und dem edelsten Tiere, dem Pferde gewidmet; es darf an dieser Stelle auf das beigefügte Schriftenverzeichnis verwiesen werden.
    Aber im Mittelpunkte seines ganzen Lebens stand doch seit seinem 30. Lebensjahre bis an den Tod sein glühendes Interesse für die Heilkunde und Heilkunst. Er war der geborene Arzt - freilich nicht im zünftigen Sinne. Es ist hier nicht der Ort, auf Einzelheiten einzugehen; Spohr hat dies selbst erzählt in seinem Buch: "Die Rolle der Medizin in meinem Leben" - s. anl. Verz. III B 6 - und es zieht sich wie ein roter Faden durch zahlreiche andere Schriften und Aufsätze. In der Armee war er seit Dezennien als "der alte Wasserfreund" bekannt und schon als verhältnismäßig noch junger Offizier hat er mit Genehmigung seiner Vorgesetzten die im beiliegenden Verzeichnis sub IV erwähnte Schrift herausgegeben: "Die Gesundheitspflege der Truppen im Felde". Was er dort in der Vorrede gesagt hat:
"Mir ist die Gesundheit keineswegs jenes geheimnisvolle, von allen Seiten bedrohte Wesen, sondern eine positive Gabe der Natur, die nur im engsten Anschluß an diese erhalten und gefördert werden kann, die dann auch den Quell ihrer eigenen Erhaltung und Erneuerung wesentlich in sich selbst trägt"
das ist gradling seine Auffassung allezeit geblieben. Nahrung, Kleidung, Wohnung, Bewegung und Hautpflege in Luft, Licht und Wasser, das sind ihm die maßgebenden Faktoren aller Gesundheitspflege unter Vermeidung jeglicher Arzneimittel geblieben. Diese Auffassung hat er alle Zeit für sich und seine Familie zur Richtschnur genommen, sie geprüft und ausgebaut und bewährt gefunden an Mensch und Tier. Sie liegt seinen Schriften zu Grunde und ist nirgends verlassen.
    Wenn man rückblickend auf das Lebenswerk Spohrs blickt, staunt man über diese Fülle an geleisteter Arbeit. Er blieb tätig bis in das höchste Alter. Während des großen Krieges (1.Weltkrieg) verfasste er zahlreiche Aufsätze und Eingaben an die maßgebenden Stellen in Heer und Marine, wie in die Verwaltung. Neben all dieser Arbeit und seinen Schriften lief eine riesige Korrespondenz mit zahlreichen Kranken, die sich an ihn um Rat wandten. Es war sein Stolz, diesen Rat niemandem vorzuenthalten, ohne dafür jemals irgendwelches Entgelt zu nehmen. Seine Gattin stand ihm hierin treu zur Seite und war eine Samariterin im edelsten Sinne des Wortes. Und nicht damit genug, hat Spohr über 20 Jahre hindurch bis in sein neuntes Lebensjahrzehnt Vortragsreisen unternommen und vor Tausenden und Abertausenden das Samenkorn seiner Überzeugungen ausgesäht. Der Umfang seines gesamten Schriftwerks wird sich vollständig schwer ergründen und feststellen lassen; es wäre eine Lebensarbeit für sich. Er lebte seine Lehre, war seit 40 Jahren Vegetarier, Abstinent von Tabak und dann auch von jeglichen geistigen Getränken. Er war ein scharfer Verfechter seiner Lehren und hat manchen harten Kampf ausgefochten - auch des sind seine Schriften Zeugen. Aber er war auch leicht zu versöhnen wenn der sachliche Streit entschieden war. Mögen seine Werke ihn überdauern und seine Überzeugungen weithin verbreiten zu Nutz und Frommen von Mensch und Tier.

(Anm.:
Das erwähnte Literaturverzeichnis ist im Nachdruck zur 9.Aufl. der "Bein- und Hufleiden" von Bengt Birck nicht mit abgedruckt - Wer es hat: ich wäre für die Zusendung dankbar)

NEU Bücher /e-Books

Peter Spohr: Die Gesundheitspflege des Pferdes als Vorbeugung gegen Krankheiten (1904) 
Peter Spohr: Die Kolik des Pferdes, ihre Vermeidung und Behandlung (1889)
Peter Spohr: Die Kondition unsere Militärdienstpferde... (1912)
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Hinweis zum "Spohr": Man muß Bücher immer aus dem Kontext ihrer Autoren lesen. Spohr schreibt als Militär : 32 Jahre aktiver Dienst (7 Mobilmachungen und Kriege), und dazu noch mal 40 Jahre Pensionär. In der langen Friedensperiode von 1871-1914 hatten die Offiziere viel freie Zeit fürs Pferd, das merkt man an der hohen, heute kaum mehr erreichten Qualität vieler damaliger Aufsätze und Bücher zum Thema. Seine Waffengattung war die Artillerie : Weniger traditionsverhaftet, naturwissenschaftlicher, moderner, bürgerlicher, auf dem Schlachtfeld auch wesentlich wirksamer als die Kavallerie, die gegen die modernen weittragenden Schnellader-Gewehre (erst recht Maschinengewehre) keinen guten Stand mehr hatte, deren adlige Offiziere sich aber weiterhin, wie aus Trotz, für die eigentlichen Pferdeexperten und die "feine Gattung" hielten. Die Artillerie war mit Reit- und eher leichten Zugpferden, und nicht zu schweren Kanonen ausgerüstet, und sollte gemäß damaliger Militärdoktrin möglichst schnell und beweglich sein, war sozusagen Vorläufer der motorisierten Panzerwaffe.
Da Pferde damals sehr teuer waren, und die Militärverwaltung sparsam, mussten Pferde so lange wie möglichst diensttauglich und leistungsfähig bleiben - länger als bei den meisten heutigen Reitern - wurden, ebenfalls verglichen mit heute, sehr hohem Personaleinsatz gepflegt, und in Ställen, überwiegend in den heute fast überall verbotenen Ständern, untergebracht. Da die Garnisonen in Städten lagen, war dies anders kaum möglich, blieb auch bis 1939 so, und war, wenn die Pferde in gutem Einsatz standen, und nicht auch noch an Futter gespart werden musste, was schon im Frieden vorkam, erst recht im Kriege, auch gesundheitlich unschädlich. Wo immer angängig und den Dienst nicht störend, wurden Pferde auch damals schon auf Festungswällen etc. zeitweise draußen untergebracht, als Vorzugsbehandlung z.B. für Rekonvaleszenten nach Krankheiten. Auf Manövern und Übungen sowieso, denn man hatte ja für den "Kriegsfall" zu üben, der überhaupt als Begründung für allerlei, fast immer höchst sinnvolle Übungen herhalten musste.
Heute würde Spohr die reine Stallhaltung ganz sicher als nicht naturgemäß scharf verurteilen. Seine Vorgaben für Belüftung und Einstreu der Ställe - gegen beides wird noch heute viel verstoßen - zur Reit- und Zugausbildung sind noch ebenso gültig wie seine Hinweise zur Huf- und Beinpflege. Seine Abneigung gegen medikamentöse Krankheitsbehandlung kann man auch heute weitgehend teilen, sollte dabei nur berücksichtigen, dass es manche der neueren hochwirksamen Medikamente zur Zeit Spohr's noch nicht gab. Anderseits sind auch heute nicht alle Tierärzte so auf dem laufenden, keine "Giftheilkunde" (als welche Spohr die Schulmedizin anprangert) mehr zu praktizieren...

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