"Wenn wir Menschen
heute harmonisch mit Pferden zusammenleben wollen, so
ist es wichtig, den Pferden größtmöglichen Freiraum zu
lassen. Denn die Beziehungen zwischen Menschen und
Tier sind nicht mehr natürlich und ausgewogen. Die
Gattung Mensch ist übermächtig geworden und dominiert
alles andere Leben. Unser Verhältnis zur Natur ist
aus dem Gleichgewicht geraten, und viele Menschen
benehmen sich so, als wären Tiere ausschließlich zu
ihrem privaten Vergnügen auf der Welt. Pferde sind den Übergriffen der Menschen schutzlos ausgeliefert. Damit sie sich in unserer Nähe wohl fühlen, muß die Beziehung so gestaltet sein, daß sie nicht von unserer Macht erdrückt werden, sondern sich gestärkt fühlen in unserer Gegenwart. Für unsere Zeit liegt die Herausforderung nicht mehr darin, ob wir alle anderen Spezies dominieren werden, sondern darin, ob wir, längst Sieger, zu einer Selbstbeschränkung gegenüber den Unterlegenen finden können. So könnte heute die Verbundenheit mit dem Menschen für Pferde bedeuten, daß sie die Möglichkeit erhalten, sich zu entfalten, ganz sie selbst zu sein, und an Freiheit zurückzugewinnen. Statt durch den Umgang mit uns nur immer weiter zu verlieren, gewinnen sie so einen Raum, in dem sie ihre Eigenständigkeit bewahren können, obwohl sie in einer Menschenwelt leben müssen.... Es ist nicht die Stalltür, die den Weg in das Reich der Pferde öffnet. Und auch nicht eine bestimmte, wie auch immer geartete, in Kursen, Schulen, Seminaren gelehrte Methode. Nur die Pferde können uns diesen Weg zeigen und ihre Sprache lehren. Wir gelangen in die Welt der Pferde, indem wir das Verlangen nach Kontrolle, den Anspruch auf Dominanz, die Arroganz der Mächtigen einmal hinter uns lassen und unsere Augen und Sinne weit öffnen." (IMKE SPILKER, Selbstbewusste Pferde) |