taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu 9. Feb. 2014 / Update Feb. 2017

 

Windräder im Vogelsberg
Windräder im Vogelsberg auf Grünland: Hier wirken sie auf den Betrachter nicht störend, sondern landschaftsbereichernd (Windpark Hartmannshain)
Im Wald ist das etwas ganz anderes.

Die Märchen und Mythen rund um die Windenergie

  1. Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen und die Idee einer "Strom-Selbstversorgung"
  2. Mit Windrädern können Anleger leicht Geld verdienen
  3. Wieviel Wald muß gerodet werden?
  4. Wie werden die Anlagen nach der Betriebsdauer zurückgebaut?
  5. Windanlagen und deren "umweltschonende" Errichtung und Betrieb
  6. Schutz der Verkehrswege
  7. Schwarzstorch und Rotmilan sind geschützt - was ist mit dem Menschen?
  8. Das Märchen um politische Transparenz und Bürgerwillen bei Großprojekten
  9. Anmerkungen



Aus der Mühle schaut der Müller, der so gerne mahlen will.

Stiller wird der Wind und stiller, und die Mühle stehet still.
So gehts immer, wie ich finde, Ruft der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde, Hat man Wind, so fehlt das Korn..!


Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Märchen 1: Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen und die "Strom-Selbstversorgung"

Wo es ja offenkundig nur um's Geld geht, kann man die Frage ja ruhig stellen: Was kommt denn nun heraus bei dem ganzen Aufwand?

Als erstes wird immer gen damit geworben, für wieviel Haushalte denn Strom produziert werden könnte. Da soll dann ein geplanter Windpark, wie z.B. Neu-Anspach 35 Mio KWh im Jahr liefern, also den Strombedarf von 10.000 Haushalten decken. Wie kann man da noch gegen die Anlagen sein, wo Neu-Anspach etwa 8.000 Haushalte hat? Wer gegen diese Anlagen ist, der muss wohl für Atomkraft sein, oder ist ein Leugner des Klimawandels...? Doch ganz so einfach ist die Sache leider nicht!
Allein die Gleichsetzung 35 Mio KWh = 10.000 Haushalte (weil 3.500 KWh= statistischer Jahresverbrauch eines deutschen Haushalts) ist eine an Volksverdummung grenzende Milchmädchenrechnung. Denn der Strom wird ja nicht produziert wird, wenn die Haushalte ihn benötigen, sondern irgendwann, wenn der Wind weht. Die 10.000 Haushalte, die die Windräder vor der Haustür stehen haben, für die der Strom also angeblich produziert wird, haben aber nichts davon, im Gegenteil: Sie müssen über ihre Stromrechnung die Ökostrom-Einspeisevergütung bezahlen, und zusätzlich den Strom alter Kohlekraftanlagen kaufen, weil bei der subventionierten Fehlsteuerung der Investitionsgelder für Windkraft kein Geld mehr da ist, um moderne umweltfreundliche Gaskraftwerke zu bauen, die man immer dann benötigt wenn mal kein Wind weht.

Zweitens: Auch die angesagten 35 Mio KWh beruhen auf völlig unrealistischen Annahmen, wie man durch einfache Division berechnen kann, noch während der Bürgerinformationsveranstaltung, sobald man weiß wie hoch die Nennleistung der geplanten Anlagen ist. Hier waren z.B. 5 Anlagen (Typ Vestas 117) mit je 3.000KW (=3MW) - das sind die stärksten Triebwerke die es derzeit für landgestützte Anlagen gibt.

Es gilt:  
Gesamtproduktion
=
Nennleistung je Anlage *
Anzahl der Anlagen
*
Volllaststundenzahl

35.000.000 KWh
=
3.000 KW (3 MW)
*
5
*
2.333,3

Die Vollaststundenzahl in dieser Betrachtung ist eine rechnerische Größe, die den prognostizierten Auslastungsgrad einerAnlage angibt. Die tatsächlich erreichte Vollaststundenzahl ist selbstverständlich windabhängig. Eine prognostizierte Stromproduktion von 35 Mio KWh erfordert also, dass die Anlagen 2.333 Stunden im Jahr unter Vollast (oder 4.666 unter "halber Last") laufen.

Laut Deutschem Windenergie-Institut in Wilhelmshaven (DEWI)- Statisk werden aber in Süddeutschen Flächenbundesländern leider nur zwischen  920-1300 Vollaststunden je Anlage erreicht (Quelle1; Quelle2) . Da dass Jahr bekanntermaßen ca. 8.765 Stunden hat, kann also evtl. nur mit wenig mehr als 10% Auslastungsgrad rechnen. - Allein diese Zahl zeigt den technischen Irrsinn derartiger Projekte. Die statistische Vollaststundenzahl je Windkraftanlage - d.h. tatsächlich verkaufter Strom - ist laut dieser Statistik in den letzten Jahren gesunken, obwohl man annehmen sollte dass er dank der technischen Weiterentwicklung der Anlagen (Schwachwindläufer) steigen sollte - warum wohl? Weil die Windanlagen dank der Förderpolitik nun auch an Standorte gestellt werden die sich von vornherein nicht rechnen. ***)

Im 2015 errichteten Windpark Weilrod lag der Stromertrag 9 Monaten nach Inbetriebnahme des Windparks 1/3 unter den prognostizierten Erwartungen (hocherechnet 1.600 Vollaststunden anstelle der geplanten 2.350), und das obwohl die Durchschnitts-Windstärke genau dem erwarteten entspricht und 2015 als "gutes Windjahr" gilt.
Bezogen auf Neu-Anspach bedeutet dies, das die Stromleistung der geplanten Anlagen wohl auch nur bei 50% der prognostizierten 35 Mio KWh liegen könnte - vielleicht sogar noch weniger. Denn wie jeder weiß, der hier wohnt (aber vielleicht nicht jeder Projektentwickler von außerhalb) weht der Wind im Taunus nicht gleichmäßig sondern ist eher böig. Jede Windunregelmäßigkeit wird immer auf Kosten der Gesamteffizienz gehen. Außerdem müssen die Anlagen auch aus Naturschutzgründen bei Vogel- und Fledermauszug abgeschaltet werden.
Nun ist ja leicht vorstellbar, dass die produzierte Strommenge erhebliche Wichtigkeit hat für das Finanzierungskonzept solcher Anlagen. Deswegen auch das ganze Bohei um die jetzt durchgeführten Windmessungen (Windmessmast) an den geplanten Standorten. Das Problem dabei ist leider, dass eine Windmessung über wenige Monate gar nicht statistisch relevant ist, dass sogar die Jahreswindmengen stark unterschiedlich sind. Die Betreiber solcher Anlagen bewegen sich mit derartigen Aussagen zur Vollaststundenzahl also auf dünnstem Eis. Die Schwankungsbreite ist derartig dass eigentlich überhaupt keine Ertragsprognosen gemacht werden können die man als seriös bezeichnen könnte. Die Banken wissen das auch, finanzieren aber trotzdem. Wahrscheinlich rechnen sie damit, dass der Staat die Anlagenbetreiber schon nicht pleitegehen lassen wird.

Die Idee der "Strom-Selbstversorgung" -

..leuchte Klein-Emma und Klein-Hand sofort als vernünftig ein, ist aber ein Irrweg der direkt ins Mittelalter der Energieversorgung führt. Da gab es übrigens auch schon eine Energieversorgung die nur aus regenerativen Energiequellen bestand. Dort wo es keine Energie gab, konnte man weder leben noch produzieren. Irgendwann wurden die Städte immer größer und es gab die erste Industrie, und selbstverständlich erzeugte man auch den ersten Strom jeweils nur für den lokalen Verbrauch. Vor über 100 Jahren wurden dann die Verbundnetze eingeführt, weil die Stromversorgung der Industrie- und dichbesiedelten Regionen anders nicht zu bewerkstelligen war. Diese müssen (zur Nutzung der Offshore-Windanlagen im Meer) heute sogar noch erweitert werden. Somit besteht keine Notwendigkeit einen Großteil der Energie lokal zu erzeugen. Es spräche, in strukturschwachen Regionen mit genügend Wind, nichts dagegen, wenn man große Mengen produzierten Stroms zu marktfähigen Kosten und verlustarm speichern könnte. Doch dies ist ein ungelöstes Problem, obwohl daran schon lange geforscht wird. Derzeitige Prototypen-Anlagen (z.B. EE-Gas) sind teuer und mit Verlustraten von 50% oder mehr behaftet. Was bedeutet, es würde die doppelte Anzahl Windräder benötigt, wie schon prognostiziert. Außerdem würde der "saubere Strom" am Ende doch verbrannt (wie bei einer modernen Gasheizung). Das Speichern mit Pumpkraftwerken wäre effizienter, scheitert aber am immensen Platzbedarf und den Kosten solcher Anlagen (derzeit gibt es 35; es wären aber mindestens 500 erforderlich, für die es keine Standorte gibt). Eine Weiterentwicklung dieser, bereits ausgereiften Technik ist nicht zu erwarten.

"Unser Windpark ?"

Wem gehören denn die Anlagen, in denen "unser" Strom produziert wird? Die Windräder sollen in den Wald vor unserer Tür, aber wem gehören sie? Den Gemeinden? Nein. Neu-Anspach wird nicht etwa Eigentümer und Betreiber dieser Anlagen (wie die Stadt Ullrichstein im Vogelsberg, die ihren Windpark selbst finanziert hat). Dazu sind diese finanziell viel zu klamm. Der Stadt Neu-Anspach gehören die Waldparzellen, auf denen die Windräder stehen sollen, dafür kassieren sie vom Anlageneigner eine Pacht. Nur darum geht es. Dem Vernehmen nach (natürlich sind diese Zahlen "Geschäftsgeheimnis"...!) im Falle von Neu-Anspach 300.000 € pro Jahr - vermutlich aber nur wenn die unrealistische Zielvorgabe der 35 Mio KWh erreicht werden, sonst wohl weniger. Die Details der Verträge werden sicher nicht ohne Grund geheim gehalten (vgl. unten "Märchen: Transparenz").

Was steht dagegen:

Ich frage mich: Sind 100.000-300.000,- pro Jahr Pachteinnahmen in der Gemeindekasse diese Nachteile wert?
Tut der Wald nicht schon genug für uns und die Energiewende, indem er mit CO2-neutral produziertem Brennholz uns den Arsch warm macht? Der Gemeinde als Waldbesitzerin Geld in die Kassen spült durch den Holzverkauf? Ist es wirklich nötig, ihn zusätzlich noch in ein Industriegebiet zu verwandeln..?



Märchen 2: Mit Windrädern können Anleger gutes Geld verdienen

Wer kann an den Anlagen verdienen, bzw. wer verdient zuerst bzw. das meiste Geld? Vereinfacht gesagt: Wenn Anlagen wirtschaftlich sind, wird das Geld in dieser Reihenfolge verteilt:
  1. Die Banken für die Fremdkapitalzinsen, mit denen die Windparks finanziert werden
  2. Die Anlagenbauer, Aufsteller und Servicefirmen,
  3. Die Projektentwicklungsfirmen und Windradplaner
  4. Die Anlagenbetreiber (Energiekonzerne)
  5. Die Anleger, die ihr Eigenkapital in die Anlagen stecken
Die Kapitalgeber (Kleininvestoren) stehen somit als letzte in der Schlange, wenn Profit zu verteilen ist. Geht es der Firma nicht so gut, ist es umgekehrt: Dann ist ihr Geld als erstes weg. Ihr Kapital ist meist über viele Jahre gebunden und nicht rückholbar. Wenn sie nur in ein einzelnes Windrad investiert haben, etwa in Genossenschaftsmodellen, müssen sie damit rechnen dass genau dieses Windrad am häufigsten im Windschatten steht oder kaputt geht. Was dem Geldanleger generell empfohlen wird, sein Kapital zu streuen um Risiken zu verringern, ist bei Geldanlage in Windenergie nur schlecht möglich. Die teuer gedruckten Anlegerprospekte versprechen Renditen von 8% pro Jahr, aber die Refinanzierung von Ausschüttungen ist oft intransparent, der Vorwurf des "Schneeballsystems" steht im Raum. Wer investieren will, sollte erstmal checken, wem der Laden wirklich gehört, und wirkliches Geld verlieren würde falls der Laden pleite gehen sollte. Die Stammkapitalgeber können einen Verlust von 25.000,- meist gut verschmerzen weil sie vorher mit der Gutgläubigkeit der Kleinanleger genug verdient haben, und gründen danach einfach eine neue Firma.
Fazit: Ohne professionelle Anlageberater ist es für den Anleger schier unmöglich, die guten Anlagen von den schlechten zu unterscheiden. Die taz warnte schon im Feb. 2010 und im Juli 2013 noch einmal vor der Vorstellung, Windparks seien eine "grüne, sichere Geldanlage". Die meisten Anleger warten vergebens auf Ausschüttungen und sind am Ende der Laufzeit froh, ihr Kapital wiederzusehen. Nachdem die neue Bundesregierung die Subventionen für die Windräder (aus gutem Grund) kürzen will, wird es für die Anleger demnächst wohl noch trüber aussehen.


Märchen 3: Von der "erforderlichen Kranaufstellfläche"

Man braucht nur mal im Vogelsberg nachzuschauen (am Ulrichsteiner Kreuz). Standort zum Nachschauen hier! Da steht ein neues Windrad auf einer Wiese, und die geschotterte Aufstellfläche ist etwa 15x60m groß, d.h. nur 1/10 der Fläche die angeblich im Wald "benötigt" wird. Die Kühe freuen sich, weil sie mehr Gras zu fressen haben, der Bauer auch, sofern sein Pachtgeld dasselbe beträgt.



Märchen 4: Vom Rückbau der Anlagen

Zunächst ein Stückchen Gesetzliche Grundlage:

"Rückbau ist die Beseitigung der Anlage, welche der bisherigen Nutzung diente und insoweit die Herstellung des davor bestehenden Zustandes.
Zurückzubauen sind grundsätzlich alle ober-und unterirdischen Anlagen und Anlagenteile (einschließlich der vollständigen Fundamente) sowie die zugehörigen Nebenanlagen wie Leitungen, Wege und Plätze und sonstige versiegelte Flächen."
Aber noch mehr als das wird verlangt: "Die durch die Anlage bedingte Bodenversiegelung ist so zu beseitigen, dass der Versiegelungseffekt, der zum Beispiel das Versickern von Niederschlagswasser beeinträchtigt oder behindert, nicht mehr besteht. Nach Abschluss der Rückbaumaßnahmen ist sicherzustellen, dass der Standort die natürlichen Bodenfunktionen und bisherigen Nutzungsfunktionen wieder erfüllt. Zur Beseitigung nachhaltiger Verdichtungen im Unterboden sind entsprechende Maßnahmen (zum Beispiel Lockerung, geeignete Folgenutzung) umzusetzen" (Hessischer Staatsanzeiger 44/2011: Umsetzung der bauplanungsrechtlichen Anforderungen zur Rückbauverpflichtung und Sicherheitsleistung nach § 35 Abs. 5 Satz 2 und 3 BauGB bei der Genehmigung von Wind - energieanlagen im Außenbereich Gemeinsamer Erlass des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz).

Hierzu fallen mir drei, wirklich nur rhetorische, Fragen ein:
Windrad auf Wiese
1.) Kann man auf gut Behördendeutsch noch deutlicher sagen, dass "kompletter Rückbau" wirklich "kompletter Rückbau" bedeutet?

2.) Wie man den Beton in flüssiger Form in den Wald hinein bekommt ist klar: 80-100 Lieferbeton-Lastwagen je Fundament. Nur: wie bekommt man ihn in fester und armierter Form wieder heraus Dreieinhalbtausend Tonnen hochfeste Betonfundamente metertief im Boden verankert "rückstandslos zurückgebaut" -- außer vielleicht durch eine ebensolche Menge Dynamit? - Dänen und Franzosen z.B. hätten damit gern die Fundamente des großdeutschen Westwalls beseitigt, was aber mißlang. Zum anderen ist damit der "davor bestehende Zustand" natürlich auch nicht wieder herstellbar.

3.) Die in diesem Zusammenhang wichtigste Frage: Ist angesichts solch glasklarer Vorgaben (Erlaß= hat Gesetzeskraft für Mitarbeiter aller Behörden) die Genehmigung derartiger Anlagen, ohne sauberen Nachweis des Anlagenbauers wie ein solcher Rückbau durchzuführen ist (Machbarkeit und Kostenübernahme), nicht eigentlich ein strafwürdiger Rechtsbruch?? Die verlangten Rückbaubürgschafte sind unter solchen Umständen doch nicht einmal das Papier wert auf dem sie möglicherweise stehen!

Fundament
Bild links: Fundament eines Windrads komplett armiert und verschalt kurz vor der Betonierung. Hochkonjunktur für Eisenflechtereien und Gußbeton-Lieferanten!
Betonieren, da macht uns Deutschen so schnell keiner was vor!
Haltbarkeit: Länger als der Römische Limes - Kommen Sie in 1 Mio Jahren wieder!

Märchen 5: Windräder können umweltschonend errichtet werden

Es ist richtig, 5.000, selbst 9.000qm oder 14.000qm ****) gefällte Bäume sind in den meisten Nadelwald-Monokulturen erst mal keine Katastrophe (es ist jedoch zu befürchten dass es nicht dabei bleibt, besonders nach größeren Stürmen *) Auch die 15 Schwertransporte für die Großbauteile je Windrad wären zu verkraften, wenn man sie dazu nicht mehr als 500m durch den Wald fahren muss und die Infrastruktur an Transportwegen dazu bereits existiert. Das ist jedoch meist nicht der Fall!
Wo je Windrad 200 LKW-Ladungen Schotter für die "Ertüchtigung" der Transportwege, und Beton für das Fundament in den Wald gekarrt werden muss - und davor durch die Dörfer der Umgebung - das ist nicht nicht umweltfreundlich zu nennen. (Wir sind hier in Hessen, wo man eben nicht für die US Army jeden Fahrweg panzertauglich ausgebaut hat, wie in Hunsrück und Eifel). Was nicht nach Betriebsende rückstandslos wieder entfernt werden kann, ist nicht  "umweltfreundlich" zu nennen. Das Thema "Öle und Betriebsflüssigkeiten" ist noch gar nicht angesprochen worden. Die mehrstöckig großen Maschinen benötigen Tonnen davon. Es ist doch naiv anzunehmen, dass Wälder (unsere wichtigsten Trinkwasserspeicher) durch diese niemals verunreinigt werden - nicht im Regelbetrieb, und noch weniger im Havariefall.

Märchen 6: Schutz der Verkehrswege

Für jeden Bauträger, Bauherrn oder Betreiber einer Anlage ist der Schutz der Verkehrswege verpflichtend, die an seinem Bau liegen.
Selbstverständlich sind auch eifrig begangene Wanderwege wie die Rennstraße solche Verkehrswege. Die typischen Risiken im Wald sind recht überschaubar geworden. Obwohl einem da auch ein Ast auf den Kopf fallen kann, ist man zumindest als Fußgänger üblicherweise ohne Helm in ihm unterwegs. Denn dieses Risiko droht hauptsächlich bei starkem Sturm, bei dem man schon aus Gründen des gesunden Menschenverstands größte Vorsicht beim Waldbesuch walten lässt, oder auch einmal ganz darauf verzichtet -- jedenfalls (falls man derlei unterlässt) Regreßansprüche an den Waldbesitzer im Unfall-Fall völlig aussichtslos wären. Neuerdings sind schon Urteile bekannt worden, die Waldbesitzer dazu verpflichten, ihnen bekannte morsche Bäume an begangenen Wegen zu fällen, da man von waldunkundigen Waldbesuchern offenbar selbst die Beachtung simpelster Vorsicht nicht mehr voraussetzen kann.
Nun scheint es so, als würde der Waldbesuch erstmals seit Ausrottung von Räubern und gefährlichen Raubtieren wieder risikoreicher. Oder was anderes besagt das Schild unten?
Kann man vom Waldbesucher
verlangen, bei Frosttemperaturen auf den Waldbesuch generell zu verzichten, weil Eiszapfen von den Windmühlenflügeln wie Geschosse einschlagen können? -- und die Anlagenbetreiber aus Kostengründen auf technisch mögliche Flügelbeheizungen verzichten, die diesem Sicherheitsrisiko abhelfen könnten? -- Um hier nur das wahrscheinlichste Unfallszenario zu nennen. Es gibt auch vollends groteske (gleichwohl schon vorgekommene) wie abbrechende Flügel, brennend in den Wald herabstürzende Triebwerksgondeln, oder gleich als Ganzes umfallende Windräder, mitsamt herausgebrochenen Fundaments! (was dessen komplette "Beseitigung", siehe Märchen Nr. 4, immerhin eventuell erleichtern könnte...)

Eisbruch Quelle + Weiterführender Link
Man beachte den Abstand des Schilds von der Anlage. 100.000-Euro Frage: Was ist hier "ausreichend"? - Wenn Du zu nah dran warst und getroffen wirst, dann war es wohl nicht ausreichend. (Die Aufstellung von derartigen Schildern, auch "Keine Haftung" etc., ist haftungsrechtlich übrigens so gut wie unwirksam, und damit zum allergrößten Teil überflüssig. Wer und in welchem Umfang haftet, regeln Gesetze und Rechtsurteile, nicht irgendwelche Schilder)

Märchen 7: Nur Schwarzstorch und Rotmilan sind geschützt, nicht der Mensch..!

Dies ist nicht richtig. Abgesehen vom Mindestabstand von 1000m um Siedlungen, und 500m um Einzel-Wohnhäuser, können auch Teile der Landschaft und Kulturgüter vor der "Verspargelung" geschützt sein. Die Erholungs- und Freizeitfunktion des Waldes sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden, "Überprägung des Landschaftscharakter" vermieden werden (laut Aufstellung zum Energie-Regionalplan des RP Gießen vom 6.11.2013, siehe Link). Windräder entlang historischer Altstraßen und beliebter Hauptwanderwege oder nahe bei Hügelgräbern sind nach diesen Anforderungen unzulässig. Entsprechende Planungen laden zum Widerspruch geradezu ein.

Märchen 8: "Bürgerbeteiligung" und "Transparenz"

Erste "Bürgerinformationsveranstaltung", Herbst 2012: Wenn Politiker wortreich verkünden, es sei noch längst nichts beschlossen, es werde auch nichts beschlossen gegen den Willen der Bürger -- dann wissen diese Bürger im allgemeinen schon vorher, das das nur Lug und Trug ist. Man macht eine Werbeveranstaltung, hält sich möglichst im unklaren und allgemeinen, und erklärt dass, wegen der komplexen Genehmigungsverfahren, erforderlicher Gutachten, der "Bürgerbeteiligung" usw. vor 2014 auf keinen Fall gebaut wird. Für die etwas Begriffstutzigen, fällt auf dem Podium, also den Veranstaltern, sogar der Satz "Aber wer das Gutachten bestellt, der bestimmt auch was drin steht, so ist das ja immer". Ja, genau so ist das ja immer, das kennen wir alle. Nach diesen Worten wird auch dem letzten klar, dass das Ganze eine Farce ist, Einwände und kritische Fragen sowieso nicht ernstgenommen (und als "Polemik" abgetan) werden. Hier könnte man eigentlich geschlossen aufstehen und gleich wieder gehen! In der nächsten Ausgabe des Gemeindeblättchen steht dann, man habe die Absicht, bzw. man müsse wohl auch in Weilrod Windräder aufstellen -- niemand wird den Sinn dieser unverbindlichen Aussage in Frage stellen wollen! Und dann: wird es plötzlich still, während es intern im (Wild-) Schweinsgalopp weiter weiter geht: Vier Monate nach der Werbeveranstaltung liest der überraschte Bürger in der FAZ (4.1.2013) dass die Gemeindevertretung in aller Stille einen Vertrag mit der Windrad-Betreibergesellschaft unterschrieben hat (dazwischen wird man ja hoffentlich auch noch verhandelt haben). Wo blieb da die Bürgerbeteilung? Und bauen will man nun "in jedem Fall bereits 2013". Merke: Behördenmühlen mahlen vor allem dann langsam, wenn es um Bürgerangelegenheiten geht!
"Der Bürger" wusste das natürlich schon vorher. Der Hesse ist ein bisschen lethargisch, aber er legt Wert darauf, ein "Cleverle" zu sein, und alles immer schon vorher zu wissen, besonders bei uns auf dem Land. Im Ergebnis macht es allerdings keinen Unterschied: Mit dieser Haltung ist er gut regierbar, denn er verhält sich immer erwartungsgemäß der Mächtigen - Mag man es selbsterfüllende Prophezeiung nennen oder erlernte Hilflosigkeit; ich bin da nicht so sicher.
Politisch durchgepeitschte Großprojekte und Transparenz sind Gegensätze die sich niemals vereinen lassen - das war schon immer so, und wird vermutlich auch immer so bleiben!


Anmerkungen/ Fußnoten

*) Wenn ein Waldgebiet vom Wind angeströmt wird, sorgt ein in diesem stehendes Windrad natürlich für Störungen in der gleichmässigen Anströmung: Zum einen durch Verwirbelungen der Rotorblätter, wichtiger wohl aber durch seinen bremsenden Einfluß auf den Wind vor und hinter dem Windrad: Das Windrad entzieht dem Wind Energie, um selbst welche zu erzeugen, muss ihn also notwendigerweise bremsen. Man braucht kein Aerodynamiker sein, um zu sehen, dass der sich vor und hinter dem Kraftwerk stauende Wind, den umgebenden Wind (also den "nicht gebremsten") um das Windrad herum umso mehr beschleunigt. Dieser beschleunigte Wind versucht (ebenso wie bei einem schnell fahrenden Auto) das Windrad zu allen Seiten zu umgehen. Nach unten hin ist dieser Ausweichraum durch die Waldoberfläche begrenzt. Der nach unten abgelenkte Wind wird hierdurch noch mehr beschleunigt und schlägt nun in der für das Windrad geschlagenen Schneise ein.
Windräder sollen ja meist in Nadelwald gestellt werden  - Nadelwald ist an seinen Schlaggrenzen aber auch ohne solche "Windverstärker" schon ausgesprochen windbruchanfällig. Der Effekt der Windbremse bzw. -beschleunigung ist auch für aerodynamische Laien offensichtlich. Vermutlich wird der Effekt umso stärker sein, je besser der momentane Auslastungsgrad der Anlage, je optimaler die (automatisch gesteuerte) Anstellung der Windflügel ist. Wird das Hinderniss für den Wind "zu groß", umgeht der Wind das Windrad zu stark, unmittelbar sinkt dessen Energieerzeung, und die Steuerelektronik wird die Anstellung der Flügel oder den Widerstand des Motors/ Getriebes korrigieren.
Der Effekt hat also direkt mit der profitabelsten Betriebseinstellung des Windrads zu tun. Umso erstaunlicher ist, dass es noch keine Untersuchungen zu geben scheint, die den Einfluss eines Windrads bei Starkwind auf den Wald beschreiben.
 
**) Vollaststunden ist eine wichtige Kenngröße im Kraftwerks- oder Anlagenbau, um den Auslastungsgrad einer Anlage zu bestimmen.
Sie gibt an, wieviele Stunden im Jahr ein Kraftwerk (theoretisch) mit seiner angegebenen vollen Nennleistung laufen müsste, um einen tatsächlich geleisteten, oder prognostizierten Ertragswert (KWh im Jahr) zu liefern. Warum rechnet man so? Windräder laufen mal schnell, mal langsam, manchmal auch gar nicht. Windräder
haben also bauartbedingt eine geringere mögliche Vollaststundenzahl als Verbrennungskraftwerke, denen der nötige Kraftstoff jederzeit zugeführt werden kann, die aber aus anderen Gründen oft abgeschaltet werden. Der Auslastungsgrad eines Kraftwerks lässt sich nur über eine längere Zeitperiode bestimmen, hierfür nimmt man das Jahr (was im Fall von Windkraftwerken auch etwas ungenau ist, denn es gibt Jahre mit viel und solche mit wenig Wind). Die Angabe der Vollaststundenzahl tut so, als hätte es seine Jahresleistung nur unter "Vollast" (mit seiner Nennleistung) erbracht und die ganze übrige Zeit still gestanden. Aus dieser Kenngröße bzw. ihrer Division durch die Gesamtstundenzahl im Jahr (grob 8.760 Std.) ergibt sich der Auslastungsgrad der Anlage.
Auf "windhöffigen" Standorten erreicht eine Anlage unter sonst gleichen Bedingungen eine höhere Vollaststundenzahl als auf windschwachen. Je schlechter der Wind in einem Jahr, desto geringer die Vollaststundenzahl. Je öfter das Kraftwerk stillsteht, sei es servicebedigt oder aufgrund notwendiger Abschaltung (Vogelzug o.ä.) - es sei denn bei völliger Flaute - desto geringer die Vollaststundenzahl. Ein großes Windrad auf einem Standort mit bloß mittlerer Windhöffigkeit ist nicht notwendigerweise besser ausgelastet, als ein kleineres. Für jede Anlage mit einem gegebenen Erstellungsaufwand, einem gegebenen Finanzierungskonzept lässt sich eine Vollaststundenzahl errechnen, über dem die Anlage für den Betreiber rentabel ist. Darunter ist sie unrentabal. In jedem seriösen Anlegerprospekt ("Bürgerwindpark") sollte diese Zahl (Gewinnschwelle) angegeben sein, damit sich der Anleger ein genaues Bild machen kann.

***) ein Anlagenbetreiber brachte das auf den Punkt mit dem Satz "wenn die Bedingungen stimmen, lohnen sich Windkraftanlagen auch an Standorten wo fast kein Wind weht". Als groben Richtwert gibt DEWI jedoch 2000 Vollaststunden als Minimum für die Rentabilität einer Anlage an. Davon ist man in der Realität oft weit entfernt. Aufgrund des in der hiesigen Region stark erhöhten Kostenaufwands für Baustellen und Zuwege, der allgemein schlechten Verkehrszugänglichkeit dürfte dieser Schwellenwert, ab dem ein Betrieb der Anlage gewinnbringend ist, hier noch höher liegen


****) Geplante Abholzungsfläche in Neu-Anspach (Feb. 2014): 69.000qm für 5 Anlagen (also zweieinhalb mal soviel, wie von der Projektentwicklungsfirma und der Stadt gegenüber den Bürgern angegeben)

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Links:
Nachricht: Dombach gründet Bürgerinitiative gegen Windpark Weilrod
Bewegung: Gegenwind in Waldsolms-Cleeberg

Bewegung: Rettet den Taunuskamm
Bewegung: Keine Windräder am Galgenberg bei Villmar/Weyer (Danke für die klaren Worte!)
Infos der im Dez. 2013 gegründeten Bürgerinitiative Rennstraße (mit Visualisierungen der geplanten WEA's)


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