Die Sonne scheint in unseren Breitengraden nicht immer - und selbst wenn, ist sie bestenfalls für die grobe Orientierung geeignet. Auch Mondschein, Moos an den Bäumen, alte Kirchen usw. stellen sich nicht mit der gewollten Zuverlässigkeit ein. Neben der guten Karte ist daher der Kompass das Hilfsmittel zur Orientierung im unbekannten Gelände
Moooment! Sie möchten zuerst mal wissen, wie man sich
mit der Karte allein orientiert, bevor Sie was über Karte
und Kompass erfahren??
Das ist absolut sinnvoll. Klicken Sie bitte
hier!
Der Wanderreiter1) will
möglichst wenig mit technischen Dingen zu tun haben, er - oder sie
– sucht das Naturerlebnis, die Kameradschaft unter
Gleichgesinnten, die Herausforderung, das Reiterlebnis usw.
Im unbekannten Gelände wird er versuchen, den für ihn
besten Weg auf der Karte festzustellen. Der beste Weg für den
Wanderreiter ist nicht der schnellste, noch der kürzeste, sondern
der landschaftlich schönste Weg, der noch flüssig zu reiten ist.
Das sichere Auffinden dieses Weges wird durch den Einsatz des
Kompass erleichtert.
Wer ohne Kompass reitet, wird bei der Streckenwahl auf leicht zu
findende Wege ausweichen müssen, die näher an der Zivilisation
verlaufen und meist fester, weniger pferdeschonend sind.
Auf Wettbewerben – etwas auf unmarkierten Distanz- oder
Trekkingritten – kommt es insbesondere darauf an, eine vorgegebene
Strecke schnell und sicher zu finden. Wer hier, wenn die
Orientierung kritisch wird, mit Kompass arbeiten kann, ist
eigentlich immer im Vorteil.
Nun hat auch der Kompass-Fan nicht ständig das Gerät vor der Nase,
braucht es vielleicht manchen Reittag gar nicht. Hierzulande ist
die Landschaft meist offen, mit sichtbaren, eindeutigen
Geländemarken, die man in der Karte wiederfinden kann. Der Kompass
erleichtert vor allem das Durchreiten von schwierigem Gelände, wo
solche Marken selten sind oder ganz fehlen, wie in großen
Waldgebieten, dünnbesiedelten Gegenden usw. – eben den
Landschaften, die den passionierten Streckenreiter wie ein Magnet
anziehen... Dies sind unbestreitbare Vorteile -- die den Nachteil,
sich mit einem zusätzlichen „Ding“ beschäftigen und beschweren zu
müssen, bei weitem mehr als aufwiegen. Sichere zuverlässige
Orientierung, wozu der Kompass entschieden nützlich ist, macht den
Ritt sicherer und entspannender, und mindert ganz gewiss nicht
Erlebnis und Abenteuer.
In der hiesigen Landschaft wird der Kompass immer zusammen mit
der Karte benutzt, da wir auf den Wegen zu reiten haben. Wir
brauchen daher einen Kompass, der die Kartenarbeit
unterstützt. Die wichtigsten Anforderungen an einen solchen
Kompass sind:
Gut brauchbare, einfache Modelle vom Typ Linealkompaß, wie sie auch von Geländeläufern verwendet werden (für Einsteiger besonders zu empfehlen und mit bereits ausreichender Genauigkeit) gibt es bereits ab 15,- Euro.
Silva Type 4/54, empfehlenswerter großer Linealkompass mit Lupe und gut sichtbarem Richtungspfeil. Die lange Anlegekante erleichtet die Kartenarbeit und erlaubt überschlägige Entfernungsmessungen.
Die folgende Situation kennt jeder: Man will in eine
bestimmte Richtung reiten, ist sich aber unsicher über den
richtigen Weg (etwa an einer Kreuzung mit vielen Abzweigungen).
Was ist zu tun?
(1) Den Kompaß mit der Anlegekante bzw. dem Richtungspfeil
parallel zum gewünschten Kurs auf die Karte halten.
(2) Den Kompass-Drehring auf Karten-Nord verstellen, ohne
den Kompass in seiner Lage zu verändern. Die Nord-Süd-Linien im
Kompassboden erleichtern die Ausrichtung. Auf der Karte ist es das
aufgedruckte Koordinatengitter.
(3) Den Kompass von der Karte nehmen und in Bauchhöhe am
ausgestreckten Arm langsam drehen, bis die Kompassnadel
sich am Nordindex „N“ des Drehrings eingespielt hat. Der große
Richtungspfeil weist nun vom Reiter weg in die gewünschte
Richtung.
Das klingt beim Lesen etwas kompliziert, ist aber in Sekunden
gemacht -- und auf jeden Fall schneller, als an der Kreuzung zu
stehen und herumzurätseln! Wie die Karte dabei gehalten wird, ist
dabei ganz egal – man muß nur wissen wo Norden ist (bei
topographischen Karten ist das immer oben).
Die gleiche Vorgehensweise wie oben - bei Unsicherheit, ob man
noch auf dem richtigen Weg ist. Man mist den „Sollkurs“ auf der
Karte aus (wie A, 1. und 2. Schritt) und hält dann den Kompass in
die gerittene Richtung, also gerade nach vorwärts. Pendelt sich
die Kompassnadel am eingestellten Nordpfeil (Index „N“) ein, ist
alles okay. Wenn nicht, stimmt der Weg nicht.
Nun kann man noch...
Der „umgekehrte Weg“ von A, Schrit 3 zu Schritt 2. Der
Kompass wird, mit dem Kurspfeil vom Reiter weg, in die gewünschte
Richtung gehalten und der Drehring dabei gedreht, bis die
Kompassnadel und der Index „N“ am Nordpfeil übereinstimmen. Jetzt
wird der Kompass auf die Karte gelegt (wobei der Nordpfeil und „N“
wieder auf Karten-Nord weisen müsen). Der ausgemessene Weg liegt
nun irgendwo auf der Karte, parallel zur
Kompass-Anlegekante.
In Gebieten in denen nicht alle Wege „schachbrettartig“ angelegt
sind, kann eine solche Messung schon viel Klarheit über die eigene
Position auf der Karte bringen! Nimmt man noch zusätzliche
Geländemarken wie Steigung, Kurven des Weges o.ä. in die
Überlegung auf oder mißt an einer Kreuzung einen zweiten Weg aus,
so kann man in den meisten Fällen den eigenen Standort mit großer
Sicherheit bestimmen – besonders in hügeligem Gelände sind zwei
Kreuzungen kaum je gleich!
Dies ist selten notwendig, kann aber ganz nett sein,
wenn man etwa wissen möchte, was für einen Berg man da irgendwo in
der Ferne sieht.
Man peilt dieses Objekt wie im Abschnitt C beschrieben an und mißt
widerum mit dem Drehring die Richtung. Hier ist nun höhere
Genauigkeit (1-2°) gefragt und daher eine Peilvorrichtung wie
Spiegel oder Prismatik am Kompaß nützlich. Aus der Hüfte kann man
5-10° Genauigkeit erzielen was für die o.g. Zwecke üblicherweise
ausreicht.
Das gesuchte Objekt liegt nun in der Verlängerung des eigenen
Standortes mit der Kompaß-Anlegekante, und Ausrichtung Index-„N“
mit Karten-Nord. Wenn man Pech hat, ist das angepeilte Objekt so
weit entfernt, dass es nicht mehr auf der Karte ist...
Über das Kreuzpeilen will ich hier nichts weiter sagen, es ist
eine in der Literatur häufig beschriebene Methode der
Standortbestimmung anhand zweier oder mehr bekannter Landmarken,
hauptsächlich für Küsten- und Seenavigation verwendet. Wenn man
sich in hiesigem Gelände verreitet, hat man diese zwei Punkte
meistens nicht und kommt mit der unter C) beschriebenen Methode
besser weiter.
Auch das Einnorden der Karte wird häufig beschrieben: Ein
zu Pferde etwas umständliches Verfahren, um sich auf der Karte
zurechtzufinden (sie sich quasi so zu drehen wie die Landschaft
vor einem liegt) - und in den meisten Fällen nicht genau genug.
Aber für den Anfänger in der Kartenarbeit nahezu unumgänglich. Für
die Fortgeschrittenen ist es zumindest dann unnötig, wenn man die
Karte "geistig" eingenordet hat, also die Vorstellung hat was
„rechts-“ oder „linksabbiegen“ auf der Karte bedeutet - was leicht
zu verwechseln ist wenn man nach Süden, d.h. ie Karte „herunter"
reitet!
An einem praktischen Wanderreiter-Beispiel werden
Vorgehensweise und Notwendigkeit sofort klar.