Taunusreiter
TAUNUSREITER
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Neu auf der Seite 2002

FRANKEN-THÜRINGEN WANDERRITT    (Frank Mechelhoff)

1. Tag: Di, 1.Aug. 2000 (32,8 km)

Wir sind unterwegs, Ligeira und ich! Nach 2 Tagen Vorbereitung, Packen und Warten auf besseres Wetter, lade ich das Pferd bei schönster Sonne ein und fahre um 11 Uhr los Richtung Spessart. 1 3/4 Std später kommen wir gut in Marktheidenfeld  an. Ich muß nicht lange nach einem Parkplatz suchen: Gleich hinter der Brücke in den Mainwiesen ist viel Platz und Ligeira wird erstmal fressengelassen. Die Sonne brennt beim Packen - wolkenloser Himmel, fast 30 Grad. Ein letzter Schluck Apfelsaft aus der Kühlbox, dann klemme ich die Autobatterien ab - ich weiß nicht wielange ich weg bleiben will - kommt drauf an wie gut das Pferd läuft!
Ich will in die Rhön, aber nicht auf direktem Weg. Zunächst muß ich übers Maindreieck, um Hammelburg herum über die fränkische Saale. Das ist ein ganz gutes Stück. Um 13.50 brechen wir endlich auf, durch die Mainwiesen auf gepflegtem Weg. Ich führe um die Stadt herum. Im Tal geht kein Luftzug - wir machen daß wir auf die Höhe kommen! Ligeira läuft schön, Ohren vorne, freut sich unterwegs zu sein. Die Fjord-Araber-Stute, 15-jährig, früher von stürmischem Temperament, heute schon etwas weiser, besitze und reite ich seit 8 Jahren. Und es ist nicht unser erster gemeinsamer langer Ritt...
Es geht ganz gut bergan vom Main aus. Übers Feld erreichen wir den Marktflecken Karbach  in einer guten 3/4 Stunde. Gleich geht es wieder über eine Höhe, den Kleßberg (schöne Karstwiesen). Es ist furchtbar heiß. Das Pferd ist naßgeschwitzt obwohl wir nur Schritt gehen. Da kommt der große Brunnen in Roden  gerade richtig. Das Pferd wird getränkt und abgeschwämmt, hat aber nur wenig Durst. Schöne Bauernhäuser im alten Ort.
Wieder durchs Feld. Ich trabe ein bißchen. Hauptsache, aus der Sonne raus in den schattigen Wald. Aber wir kommen nur langsam vorwärts. Bei Ansbach  gehen die alten Wege bis in den Ort hinein; es ist als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Wir reiten entlang der Gärten und alter Holzschober.
Ligeira fängt an sich treibenzulassen im Schritt, und nach 2 Std Ritt mache ich an einem schattigen Waldberg Pause. Man kann durchs ganze Maindreieck sehen, bis Steinfeld. Das Pferd ist nicht besonders hungrig, vielleicht ist auch wegen der Wärme. Nach 40 Min reiten wir weiter, nun in westlicher Richtung.
Wieder ein schönes Waldstück mit unbefestigten Wegen - eine schöne Gegend für Reiter... Auf der anderen Seite liegt Stadelhofen , eine Ansammlung großer Höfe. Es ist Erntezeit, überall auf den Feldern das Brummen der Mähdrescher. Doch der Weizen ist kümmerlich und vertrocknet, traurig läßt er die Köpfe hängen und schmeckt hart wie Stein.
Kein Tropfen Wasser auf dieser Seite der Höhe. Durch ein Trockental gehts mainzu. Wenigstens bietet der Wald Schatten. In Himmelstadt , bis wo wir etwa 4 Std. geritten sind, will ich über die Mainbrücke, aber vorher Ligeira tränken. Kein Brunnen; ich frage nach Wasser bei einem kleinen Hof. Ligeira säuft nur 2 Liter.
Am Lerchenberg gehts durch gepflegte Weinberganlagen, mit schöner Sicht in die Mainebene bei Karlstadt. Wenigstens der Wein scheint gut zu werden dieses Jahr. Wir müssen wieder klettern und Ligeira scheint für heute genug zu haben. Im Affental  machen wir auf einer schönen Wiese Rast, etwa um 19.20. Affen gibts hier nicht, leider aber auch keinen Bach - aber das Gras ist frisch. Ich mache ein Feuerchen zur Ehre des Wanderrittbeginns, und grille das mitgebrachte Steak.

Die Ausrüstung:
Ich reite den Deutschen Militärsattel (Modell 26, Gr.1), den ich seit mehr als 15 Jahren besitze und restauriert habe. Als Packtaschen habe ich die Originalpacktaschen, die ich aber hinten verwende, mit je 3,5-4kg bepackt. Viel geht nicht rein, deshalb muß man überlegt planen was man mitnimmt. Mir ist das umso wichtiger denn ich will mein "Rehlein" Ligeira - sie hat nur 1,47m Stockmass - keinesfalls überladen. Dann sind hinten noch der Mantelsack, mit Daunenschlafsack, Therm-A-Rest-Isomatte, Goretex-Biwaksack, Pulli und etwas Ersatzwäsche, lang und schmal in eine Bundewehrplane gerollt, im ganzen etwa 4,5kg.
Vorn habe ich die Schweizertaschen mit einigen kompakten schwereren Dingen, Seil, Wasserflasche, Regenponcho und Jacke, noch einmal 4,5kg, und den Futtersack, heute 3/4 voll (4kg). Im ganzen also fast 22kg ausbalanciertes Gepäck (inkl. Futter). Karten, Kamera und einige andere Sachen trage ich "am Mann" - Hüfttasche, 1,5kg. Ich reite in Wanderstiefeln, die für die notwendigen Fußmärsche nützlich sind, wenns steil wird, und mit Reithose mit Vollederbesatz, also im klassischen Wanderreiter-Outfit. Fußgänger die ausrufen "Wie im wilden Westen!" sind mir ein Dorn im Auge - würden das aber wahrscheinlich auch tun wenn ich in Uniform ritte!

Mi, 2.Aug.2000 (44,6 km)

Noch bis tief in die Nacht höre ich die Mähdrescher auf den hochgelegenen Feldern schaffen, obwohl das Tal völlig abgeschieden und unzugänglich liegt. Es ist sternenklar und am Morgen weckt mich um kurz nach 6 die Sonne. Ligeira bekommt nochmal Kraftfutter. Als ich in Ruhe früchstücke bezieht sich der Himmel, und beim Aufbruch um 8.30 sieht es bereits sehr nach Regen aus.
Als ich über die Ebene nach Thüngen reite verfinstert sich der Himmel und von Westen her zieht eine fürchterliche Gewitterfront heran. Ich trabe flott um über die baumlose Ebene zu kommen. Kaum erreiche ich den Schutz einer alten Allee, da geht es auch schon los mit Blitz und Donner, mit aller Gewalt. Unglaublich welche Wassermassen da herunterkommen, dazu pfeift ein entsetzlicher Sturm. Ich drehe mein Pferd gegen den Wind, aber als Hagel herabknallt und die knorrigen Äste der alten Linde mein Pferd auf den Hintern peitschen steigt sie und ich habe Mühe sie zu halten. Es ist stockfinster. Endlich ist es vorbei. So etwas habe ich ja noch nie erlebt!
Ich habe nur den Poncho angehabt und das Wasser ist mir in die Stiefel gelaufen. Hauptsache, der Hintern ist noch trocken, sage ich mir beim Weiterritt. Nun regnet es dafür ausdauernd. Im Unterstand einer Bushaltestelle ziehe ich zusätzlich noch die Regenchaps an - leider ein bißchen spät!
Thüngen , ein schöner Flecken mit erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild. Sehr schöne Fachwerkhäuser. Durchs Feld geht es nordwärts, am Bauerndorf Heßlar  vorbei (hübsches Ortsbild). Ich trabe kurze Abschnitte.
Der Weg steigt noch weiter an, geht dann lange hinab, und ich führe nach Aschfeld, das ich nach 3 Std. erreiche. Das Ostertal, wieder bergauf. Von fern grüßt Ruine Homburg herüber. Ich will in den Ölgrund hinab aber der neugebaute Waldweg führt nicht dorthin wie der alte, das kostet mich eine Viertelstunde (der alte Weg ist zugeworfen, stattdessen Hochsitze und Wildfütterungen).
Im Wiesengrund will ich Pause machen weil ich schon 3 1/2 Std. unterwegs bin, aber der Regen kommt unaufhörlich hinab. Ich lasse Ligeira 20 Min fressen, während mir das Wasser immer mehr die Ärmel hochkriecht. Ein äußerst ungemütliches Gefühl!
Der Weg auf den Ölberg ist ziemlich schmierig und teils auch zugeworfen. Oben aber schöner Wanderweg (gelber Tropfen) über Ödlandwiesen am Rand des großen Truppenübungsplatzes Hammelburg entlang (Verbotsschilder). Viele Pferdespuren von Heßdorf hinauf. Hinab nach Höllrich  (Bonnlander Str). Auch hier einige Pferdebesitzer. Endlich, nach 4 1/2 std. endet der Regen, und an einem Holzpolterplatz lasse ich Ligeira 40 Min fressen. Wieder auf eine Höhe, an Aschenroth vorbei, erreiche ich das Bauerndorf Neutzenbrunn  und besorge daselbst Gerste bei einem Bauern (Hafer ist hier nicht zu bekommen) und halte 10 Min. Spitalhof, schöner mittelalterlicher Gutshof. Der Weg fällt tief hinab zur Fränkischen Saale; ich führe nach Schonderfeld  (hübscher kleiner Bauernort).
Die Umgehung von Gräfendorf zum Schondratal mißglückt etwas - Wege sind zugefallen und eingezäunt. Wir kraxeln am Hang entlang und vergeuden wertvolle Kraft. Im Anfang des Schondratals, eine brummende Papierfabrik. Sie paßt nicht in die schöne Landschaft, gibt aber etlichen Leuten Lohn und Arbeit, den Autos auf dem Parkplatz nach zu urteilen. Das obere Tal ist sehr hübsch, nur der Schotterweg nicht den wir reiten müssen. Ligeira hat keine Lust mehr und stolpert vor sich hin. Ich muß sie arg zusammennehmen, so traben wir bis zum Schondrasteg - ein Platz den ich schon von früher kenne. Dort machen wir um 17.20 Rast und - oh Wunder - die Wolken verziehen sich allmählich und es blebt trocken bis auf den aufsteigenden Nebel.

Do, 3.Aug.2000 (41,2 km)

Es bleibt trocken in der Nacht, und meine Sachen trocknen leidlich unter der aufgespannten Plane. Ligeira frißt die Gerste etwas zögerlich; ich weiche sie etwas an und tue etwas Salz dran. Am Morgen habe ich keine besondere Eile - es ist auch mal wieder Zeit sich zu rasieren. Um 9.05 starten wir.
Weg vom rauschenden Bach herrscht absolute Stille, nur ein paar keckernde Amseln und Ligeiras zufriedenes Vorsichhin-Schnauben sind zu hören. Der Weg von Heiligkreuz ist wesentlich besser als der Schotterweg von Gräfendorf. Heiligkreuz, inmitten blühender Wiesen gelegen, erreiche ich nach 35 Min Ritt. Hier herrscht die Landwirtschaft: Alles Land eingezäunt, viel herumstehendes Gerät, Kühe muhen in Ställen, alte Höfe mit Misthaufen davor.
Das Weißenbachtal hinauf, asphaltiert bis zum See. Wir traben am Rand. Dann wird der Weg besser, steigt an bis Roßbach , wo wir nach etwa 1 3/4 Std. ankommen. Wir sind fast oben - Blick auf die Hohe Rhön! Den äußersten der Schwarzen Berge, Dreistelzberg, will ich zunächst ansteuern. Über die Hochebene bis Weißenbach . Streusiedlung mit schönem Schloß und merkwürdig solitären Turm auf einer Wiese (Blauer Turm).
Dann geht es in den Wald, und der Weg steigt stetig. Seit Roßbach folge ich dem Rhönhöhenweg  (roter Tropfen). Steil gehts hinauf zum Dreistelzberg . Aber der alte stählerne Aussichtsturm ist gesperrt wegen Baufälligkeit. Vor 11 Jahren bin ich noch draufgestiegen. Aber die Buchen am Gipfel haben ihn ohnehin überwachsen. Es hat sich wieder stärker bewölkt und wir machen von 12.30-13.15 Pause, obwohl Ligeira hier nicht viel zu fressen findet.
Dann führe ich bergab zur Siedlung Dreistelz (mit Whs). Die Sonne kommt heraus, aber nur kurz. Zwischen Oberleichtersbach und Buchrasen Steinbruch, Sägewerk und neues Gewerbegebiet an der Straße. Über die Höhe nach Breitenbach  (noch viel Landwirtschaft). Hier besorge ich Gerste bei einem freundlichen Bauern. Ein kurzer Schauer geht nieder, und die junge Tochter streichelt fasziniert Ligeira. 20 Min Halt.
Dann reite ich weiter. 1km weiter Mitgenfeld (hübsches Bauerndorf). Von hier aus sieht man schon die schwarzen Berge. Nach Schildeck führt der Wanderweg über eine der kegligen Kuppen, den Metternich. Aber Ligeira kann ruhig mal wieder was schaffen. Bei Schildeck  unterquere ich die Autobahn 7: Neugebaute Straße und Gewerbegebiet. Dafür ist die kleine Tankstelle am Ortseingang weg, wo ich auf der Rhöntour mit Alex 1989 Benzin für den schweizer Kocher geholt habe...
Wir klettern noch zur Burgruine Schildeck, eine der wenigen Rhönburgen, auf sehr steilem Hügel. Bis auf einige Mauerreste und einen Bogen sind aber nur noch Schutthaufen von ihr übrig.
Die Berghangwiesen an den schwarzen Bergen sind Naturschutzgebiet und ein endlos langer Asphaltweg zieht an ihnen entlang zur Platzer Kuppe, den ich meiden will. So reite ich durch den Grimbachswald oberhalb Geroda, was ganz gut geht, bis auf 1 Stück Wildschutzzaun über dem alten Weg. Endlose Wiesen in Höhenlage; herrliche Aussicht übers Vorland der Rhön, tief unten liegt Geroda, übers Frankenland, bis zum Spessart. Leider rückt ein Gewitter über die Hochebene von Schondra heran - aber wir haben Glück, es zieht auf der anderen Seite um die Platzer Kuppe  herum. Um 17.00 erreichen wir unser Tagesziel. Ich tränke am steinernen Brunnen und spanne die Plane am Steinbruch auf, denselben Platz wie vor 4 Jahren - da geht auch schon ein kräftiger Schauer nieder. Ligeira hat genug Futter hier und bekommt ihre Gerste 2 Std. nach Ankunft.
Ich bin endlich wieder in meiner geliebten Rhön!    Diese Weite der Landschaft, die Berge mit ihren offenen Ausblicken, die ruhigen Wälder, vor allem aber die langgestreckten blühenden Wiesen. Steinig, schroff und abweisend ist sie - aber ruhig ist es hier, still - kaum ein Mensch. Kühler ist es hier als in der Ebene, aber dafür summt keine Mücke. Die Unwetter und Regenschauer sind härter, aber schöner ist es dafür wenn Sonne scheint.
Von allen Landschaften ist sie mir die liebste zum Reiten - seit 1988 muß ich mindestens 6 oder 7 mal hiergewesen sein, ich habe es nicht gezählt. Aber die Wege kenne ich fast wie in meiner Heimat. Und auch Ligeira guckt erwartungsvoll in die Richtung in die wir reiten wollen.

Fr, 4 .Aug. 2000 (32,5 km)

Ligeira hat gut gefressen und ist noch in bester Form. Sie ist jetzt an die Gerste gewöhnt. Ich glaube die bisherige ruhige Art zu reiten war richtig. So wird uns niemand hindern können bis an die Werra zu kommen.
Am Morgen liegt unser Steinbruch im Schatten. Ich will zumindest einige Sachen in der Sonne lüften und so dauert es bis 9.00 daß wir loskommen.
Wir reiten den Weg auf der Ostseite des Totnansbergs entlang. Gleich an der Platzer Kuppe zwei schöngelegene private Hütten inmitten der Hochalmen. Dann geht der Weg durch Wald und ist mit feinem Basaltschotter befestigt. Pfadfinder-Lagerplatz mit Lagerbetrieb am Weg nach Gefäll. Von hier an steigt der Weg stark an, zur Paßhöhe der Straße von Oberbach nach Gefäll (757m). Hier alter Basaltsteinbruch: Fast schon ein Industriedenkmal, aber noch in Betrieb. Zur Kissinger Hütte  (832m) sind es jetzt noch 15 Min durch den Wald. Hier komme ich um 10.15 an und trinke erstmal Kaffee. Essen gibts erst um 11, aber solange will ich nicht warten. Die Berghütte ist äußerst schön inmitten der Hochalmen gelegen, auch die Wirtsleute sind freundlich. Zimmer sind für DM 35,-zu haben. Ligeira lasse ich grasen. Ich schreibe noch ein paar Postkarten und nach 40 Min. reite ich weiter.
Nun gehts hianb zum Guckaspaß (662m) und auf der anderen Seite hinauf zum Kreuzberg . Ich meide das belebte Kloster und reite stattdessen den Weg unterhalb durch die Hochalmen entlang. An den drei Kreuzen (750m) der schöne Blick zum Arnsberg mit seinen charakteristischen Baumreihen und die Dammersfeldkuppe herüber.
In den Tälern hängen Wolken, eine Szenerie wie im Hochgebirge. "Nichts Gutes zu bedeuten" in Bezug auf das Wetter, meinte die Wirtin vorhin. Mal abwarten... von Westen her sieht es gar nicht so schlecht aus, und von dort kommt das Wetter.
Am Arnsberg entlang geht ein schöner Weg, ich will ein Stück traben aber Ligeira ist zu faul und galoppiert lieber. Dann gehts hinab nach Oberweißenbrunn  (640m). Es ist 12.30. Viel Verkehr auf der B279. Auf der anderen Seite gehts steil hinauf zum Himmeldunkberg , wo ich von 13.15-14.35 auf der Höhe an einer Bank Brotzeit mache und absattle. Zuerst wolkenverhangen, kommt jetzt sogar die Sonne heraus. Erstaunlich viele Fliegen trotz 840m Höhe belästigen das Pferd (wahrscheinlich wegen häufiger Rinderbeweidung). An der Bank habe ich 1998 mit Natascha übernachtet. Herrlicher Blick auf die ganze Dammersfelder Rhön von hier aus.

Himmeldunk

Als ich Richtung Würzburger Haus losreite, hat sich die Sonne durchgesetzt. Ich reite am Hang entlang einer alten bemoosten Landwehr, finde dann den Schäferpfad zur Hütte, davor befindet sich zu Ligeiras Freude eine große Tränke. Es ist eine reine Pfadfinder-Ferienfreizeithütte - aber sie haben einen der schönsten Ausblicke, die die Rhön zu bieten hat, hoch über Bischofsheim und dem Brendtal.
Das muß ich jetzt alles hinab - am besten ich steige gleich mal ab. Wunderbar, der Schäfersweg über die Gibitzenhöhe. Auch hier habe ich schon 2x biwakiert. Einer meiner ganz großen Lieblingsplätze in der Rhön. Alles ist noch so wie früher -- und vermutlich die 200 Jahre davor auch...
Die Spuren der Schafsbeweidung finden sich überall und an einigen Stellen stehen kleine Schäfer-Caravane, ich sehe aber weit und breit keine Herden (nur am Arnsberg war eine vielköpfige auszumachen). Aber Ligeira hat gegen das Gras auch nichts einzuwenden. Ich denke die Rhön wäre ohne weiteres auch mit Pferden zu beweiden, wenn man es richtig anstellt.
Der lange Abstieg nach Bischofsheim, zuletzt entlang der Straße. Es ist warm. Ich pfeife ein Liedchen und gehe neben meinem Pferd her die Straße hinab. Es ist nachmittags kurz vor vier. Lautlos gleitet eine nagelneue Mercedes-S-Klasse vorbei, mindestens 150.000 DM schwer, aus der Gegend, Saisonkennzeichen. Der Wagen hält vor mir, das Beifahrerfenster summt auf. Drin ein Endfünfziger. "Hast Du schon ein Quartier?" fragt er. "Ja!" Die wilde Rhön ist mein Quartier... Schade fast -- die Anlage wäre wahrscheinlich sehenswert gewesen...
In der kleinen Stadt finde ich ohne Mühe einen gutsortierten Supermarkt um meine Vorräte aufzufüllen, und Ligeira wird an einer Fahnenstange auf der Wiese davor festgemacht, und bekommt eine vollwertige Futterpause. Praktisch!
Es geht durch die Bischofsheimer Altstadt, die ganz entzückend, eng und malerisch ist. Auf dem Marktplatz fallen den Leuten in den Cafés die Augen aus dem Kopf als ich vorbeireite, und Ligeira präsentiert sich auch nett.
Höchste Zeit für uns wieder in die Wildnis zu kommen. Die Wiesen nördlich der neueren Umgehungsstraße sind alle mit Waldstreifen umgrenzt und mit Mäuerchen aus Basaltbrocken versehen, die die früheren Bewohner mühsam aufgeschichtet haben. Vielleicht auch als Viehumhegung. Was für eine Sysiphusarbeit! Heute sind sie mit Hecken bewachsen, eigentlich ideal für Weideland.
Mittendrin, fast im Wald versteckt, eine gigantische alte Huteeiche, die Geiseiche. Mindestens 10m Umfang muß ihr Stamm haben. Das Pferd davorgestellt, sieht aus wie ein Zwergpony. Sie ist inmitten schützender alter Buchen eingewachsen und gar nicht mal hoch, aber gewaltig. Und der Baum ist kerngesund!
Wir kommen höher und höher, Ligeira muß noch einmal ran. Die Wiesen verzweigen labyrinthisch und sind erfreulicherweise durchaus gut gepflegt. Ich suche noch eine Quelle und finde einen mächtig rauschenden Bergbach, und an der Tränkstelle zwei gekühlte Flaschen Rhönbier! Ich nehme eine mit, Lob dem noblen Spender, und belege mit Ligeira ein etwas abseits liegendes Wiesenstück mit Beschlag (600m hoch). Um 17.45 sattle ich ab. Die Sonne scheint noch gut, ich lege den Woilach zum Trocknen aus und mache ein Grillfeuer für meine Würstchen. Von weiter oben tönt Musik - da feiern welche. Werde morgen früh mal nachschauen ob die einen besseren Platz haben als ich hier. Für den Moment bin ich zufrieden...

Sa, 5. Aug. 2000 (38 km)

Erst um 9.10 starte ich, aber die heutige Tagesetappe wird nicht so lang: Ich will nur an den Ellenbogen, Luftlinie 18km. Doch wir reiten den Westhang-Rhönhöhenweg, und der macht beträchtliche Umwege. Schon früh am Morgen strahlendblauer Himmel und warm!
Ich reite die Bischofsheimer Wiesen hoch, ein wunderbares Gelände. Weiter oben nur noch Schafsweide, wir kommen wieder auf die Hochrhön. An der Kalten Buche  liegt ein alter geräumiger Schafsstall mit Stallungen, der einfach ausgebaut ist und den man vom "Junggesellenclub" Weisbach mieten kann. Jetzt ist eine Gruppe junger Leute da die eine private Feier machen. Das Angebot zu Kaffee schlage ich aus - den hatte ich schon...
Wir reiten die Höhe unterhalb des Heidelsteins entlang mit seinem markanten Funkmast. Nach 1 1/4 Std kommen wir am Steinernen Haus  an - eigentlich zu früh für eine Pause aber hier vorbeizureiten bringe ich einfach nicht übers Herz. Ich trinke ein Radler, unterhalte mich mit zwei Wanderern und lasse Ligeira im Schatten fressen, die ausdauernd von einem Terrier angekläfft wird. Die zwei alten Leute bewirtschaften die Hütte noch immer, nur ist sie in der Zwischenzeit einmal neu aufgebaut worden. Die Alte sitzt draußen und schneidet schon ihren berühmten Kartoffelsalat.
Nach 30 Min. breche ich auf. Ich will nicht weit entfernt auf einer Hütte Mittagspause machen. Der Weg durch die Elsbach ist wunderschön. Hier beginnt das Naturschutzgebiet "Lange Rhön" mit seinen berüchtigten Verbotsschildern an jedem Wirtschaftsweg: "Kein Wanderweg - Betreten verboten" - außer man ist von Brüssel bezahlter Naturschutzwart bzw. -bürokrat... für jedes Birkhuhn einer.
Vor dem Essen mache ich noch einen Abstecher zur Gangolfsburg , die versteckt in einer Waldhöhe vor Oberelsbach liegt. Es ist eine frühmittelalterliche Fliehburg (500 n.Chr.), auf der im 9.Jh. ein Kirchlein errichtet worden ist, das älteste in diesem Teil der Rhön. Im Bauernkrieg 1525 zerstört.
Nach nur 1 1/4 Std. komme ich am Berggasthaus Thüringer Hütte  an, und parke das Pferd an einer großen Linde wo es zu fressen hat. Dann esse ich bestens zu Mittag (mit Unterhaltung einer Wanderer-Familie). Die Hütte ist gut besucht - kein Wunder bei dem guten Wetter...
Um kurz vor 2 reite ich weiter. Der weiter westlich verlaufende Weg den ich eigentlich reiten möche ist abgesperrt und verboten - und wegen des Wanderbetriebs halte ich mich ausnahmsweise an das bürokratenhaft-unsinnige Wegverbot. So müssen wir einen Umweg über den Melpertser Rasenberg machen, werden aber mit einem wunderbaren Rundum-Panorama des Thüringerwaldes, Geba, Ostrhön, und den Matten des Heidelsteins bestens entschädigt. Auf der anderen Seite des Kamms dann Blick auf Hessische Rhön, Milseburg, Wasserkuppe und Hilders. Entlang des schwarzen Moors den schmalen Fußweg parallel zur Hochrhönstraße, dann über die Grenze nach Thüringen. Ich muß zunächst Futter kaufen und will vermeiden die Höhe wieder hinabzureiten weil mich das Stunden kosten würde. Deshalb probiere ich es zunächst im einstmals einsamsten Dorf der DDR (von drei Seiten vom Westen umgebenen) Birx. Ich habe auch Glück, am Ortseingang ein alter Traktor, drei Kühe und ein alter Mann: Der letzte freie Bauer von Birx. Ich erzähle ihm wie ich im Spätsommer 1989 von Hilders die Grenze entlang geritten bin und Birx nachts taghell ausgeleuchtet gefunden habe. Früher hat er hier Gerste und Hafer gepflanzt, doch dann kam die LPG und machte nur noch Graswirtschaft - vermutlich um das Gelände übersichtlich zu halten, damit Republikflüchtlinge sich nicht durchs Korn schleichen konnten! Allerdings hat er nur ein Weizen-Gerstenschrotmix. Aber besser als nichts.
In Frankenheim, obwohl größer, sieht es mit Landwirtschaft auch nicht besser aus - die große Rinder-LPG bewirtschaftet noch immer die ganze Gemeindefläche: Koppel oder Wiese, kein Hälmchen Getreide. Aber vermutlich ist das die Zukunft der Landwirtschaft in den deutschen Mittelgebirgen.
Interessant hier auch die mühevoll errichteten Basaltsteinmauern um die Koppeln herum. Hier sind sie besonders gut erhalten.
Am Ortsausgang, die Grenzkasernen-Ruine neben den LPG-Gebäuden. Auf der Höhe ein Stasi-Funkmast. Wie es scheint ist er wieder in Betrieb und hier findet ein Funkertreffen statt. Überall an der Grenze stehen hier jetzt Gedenktafeln mit Geschichten aus dem kalten Krieg. Jede Flucht und jede Grenzverletzung aus 40 Jahren ist hier dokumentiert. Eine merkwürdige Art Vergangenheitsbewältigung, zumal fast alle irgendwo mit dem Regime mitgemacht haben und es viel tragischere Geschichten aus dem Dritten Reich gibt, die nie erzählt worden sind, und sich vermutlich auch kaum einer anhören will. Doch es gibt auch humorvolle Geschichten des passiven Widerstands gegen die Grenze wie die der zwei Soldaten, die als in Frankenheim die Kneipen schlossen, trotzig nach Leubach in Bayern rübergingen um da weiterzutrinken - und dann zurückkehrten.
Kurz darauf sind wir am Ellenbogen  und genießen den Ausblick nach Oberweid und das hessische Kegelspiel. Wir lassen uns von Touristen fotografieren und reiten den Berg hinab die letzten 2 1/2 km bis zur Hütte des Rhönklubs Reichenhausen .  Zuerst gehts aber noch zur 5 Min. entfernt im Wald liegenden kühlen Quelle, um das Pferd zu tränken und Wasser zu holen. Um 17.20 beende ich den heutigen Ritt an der Hütte mit schönem Geba-Blick. Ligeira wird auf der Wiese mit langem Seil an einem Busch angebunden. Ein toller Platz; ich habe die kleine Schutzhütte (im "Ikea-Look") schon 1998 mit Natascha benutzt. 1996 war sie noch nicht da, als ich mit Ligeira schon einmal den Elllenbogen herabkam und wir an einem Wiesenrand oberhalb Mittelsdorfs biwakierten -- geschweige denn 1990 als ich hier mit einer Freundin vom Regen vorangepeitscht wurde und das Eisenacher Haus auf dem Ellenbogen noch eine abweisend finstere häßliche NVA-Kaserne war -- und wir erst viel später, im 15km entfernten Fladungen Quartier fanden!

Gibitzenhöhe

So, 6.Aug. 2000 (29,8 km)

Am Sonntagmorgen, schönste Sonne. Es kann nicht schaden sich mal wieder zu rasieren und so reite ich erst um 9.25 los. Außerdem ist die Tagesetappe kurz und einfach. Ich führe den Ellenbogen hinab, 20 Minuten. Beste Weidegründe und ein großer Rastplatz südwestlich von Kaltenwestheim. Ich will über den Weidberg, nicht an der Grenztruppen-Kaserne vorbei und muß mich durch Wald vorkämpfen. Auf der anderen Seite der Höhe (Birkenberg) schönste Wiesen an denen man entlangreiten kann. Am Huflar und Pinzler hat die hiesige Rinder-LPG nicht nur alles eingezäunt (wieder mal erweist sich das wichtigste Zubehör für eine Thüringen-Reittour ein abisoliertes Messer oder Zaunpetze!) - sie haben den Rest der Wege erst total kaputtgefahren (50cm tiefe Spuren, der "Fortschritt" muß ein toller Traktor gewesen sein -- nur ein bißchen schwer vielleicht...), dann absaufen und zuwuchern lassen - teilweise ein lebensgefährliches Geläuf, durch das man nur meterweise vorwärtskommt!
Dasselbe auch im Wald (südlich des Pinzlers). Sogar den Rhönhöhen-Wanderweg (roter Tropfen) dem ich seit 150km mehr oder weniger folge hat man zufallen lassen und eingezäunt. Oben auf der Höhe kann man den Wiesenrändern folgen, hier habe ich mit Nataja 1998 eine brauchbare Nord-Süd-Alternative gefunden (über Hufhaus-Mittelsdorf).
Am Horbel entlang der Grenze große Wildwiese (Naturschutzgebiet) die aber total ungepflegt ist und zuwuchert. Bezahlen die Jäger diese Art von "Naturschutz" - oder was haben die vielen Hochsitze sonst zu bedeuten..? Wir reiten den Weg der Grenzschutztruppen westlich um Andenhausen herum. Der ist ebenfalls total heruntergekommen: Schadhafte zuwuchernde Betonplatten mit tiefen Spalten in den Zwischenräumen, lebensgefährliche halbzusammengestürzte Brückenkonstruktion. Wahrscheinlich haben Naturschutz und Vergammelnlassen für die Verantwortlichen in Gemeinde Empferthausen oder Wartburgkreis dieselbe Bedeutung. Es rattert aber ein rauschebärtiger Alm-Öhi im weißen Suzuki SJ mir entgegen - also ein paar die Gefallen daran finden scheint es zu geben...
Oben auf der Höhe eine schöne Futterpause von 11-12 Uhr, wobei noch ein Reiter aus Klings vorbeikommt. Wir unterhalten uns kurz.
Mittags reite ich noch 1:25 Std. bis Steinberg, wo mich Hajo und Sabine empfangen. Ich sattle ab, das Pferd kommt auf die Koppel, wir trinken Kaffee. Um 15.00 reite ich wieder ab. Ich will nur noch 10km weiter, zum Baier.
Wunderschön, das Tal nach Oberalba gleich hinter Steinberg. Nur der alte Basaltweg ist arg schadhaft und rutschig (Ligeira hat keine Stifte in den Profileisen). Großer Rastplatz um die Emberghütte an der Straße mit viel Betrieb. Leider ist das schöne Kopfsteinpflaster des Sträßchens zwischen Oberalba und Oechsen jetzt unter Asphalt verschwunden. Um den Baier herum reite ich am Feldrand; wunderbares Panorama auf Roßberg, Pleß und bis zum Thüringer Wald (Inselsberg). Teilweise finde ich noch Markierung des Distanzritts den der AFW im Juli veranstaltet hat.
Baierhof schönrestaurierter alter Hof als Jagdhaus und kleine bescheidene Wandererhütten zum Mieten. Hier passiert worauf ich schon seit ein paar Tagen warte wegen ihrer leidigen Stolperei, weshalb ich schon öftermit ihr geschimpft habe: Ligeira legt sich im Schritt auf dem bergabführenden Schotterweg auf die Nase! Das linke Knie ist bös ramponiert, an einer Stelle ist das Fleisch abgescheuert, und die Nase hat auch ein paar Kratzer abgekriegt. Bis zum Rastplatz Fischbachlinde  (Dorfstelle Fischbach; Ankunft um 16.45; RP mit Hütte und mehreren "Futterraufen") führe ich. Sie lahmt anscheinend nicht. Dort säubere ich zunächst ausgiebig mit Quellwasser die Wunde. Kleiner als es zunächst schien. Ich wickele ein sauberes nasses Handtuch herum daß keine Fliegen dran gehen. Mal abwarten wie es bis morgen wird.

Mo, 7.Aug. 2000 (36 km)

Am Abend kommen noch Hajo und Sabine und Freunde von ihnen aus Hilders und wir grillen noch bis spät in die Nacht. Sie bieten mir an ggf. das Pferd abzutransportieren was mir aber vorerst nicht nötig erscheint. Am Morgen regnet es zunächst ausdauernd, was mich nicht groß stört, da die "Sitzraufen" großzügig überdacht sind. Wirklich praktisch! Da mich niemand zwingt loszureiten (Ich bin im Urlaub und nicht auf der Flucht!) warte ich zunächst einmal ab. Nach 10 wird es langsam besser, und um 10.55 reiten wir los.
Ich führe das Fischbachtal hinab (schöner Waldweg) nach Stadtlengsfeld , wo ich nach 35 Min. ankomme. In der Apotheke hole ich ein paar Kompressen, elastische Binde und Klebeband, denn die Wunde hat sich über Nacht zwar gut geschlossen, das Gelenk ist nicht dick und sie lahmt auch nicht, aber ich will es nicht ungeschützt lassen gegen Fliegen und mögliche weitere Verletzungen.
Dann reite ich durch den Kohlgraben auf die gegenüberliegende Berghöhe. Wo die Rhön im Norden die Werra trifft soll der nördlichste Punkt meiner Strecke sein, auf der Achse Vacha-Dorndorf. Von dort ist es noch ein Katzensprung nach Eisenach und zum Rennsteig - ich bin oft genug herübergeritten: 1990, 1996 und zuletzt 1998.
Ein wunderbarer Höhenweg, zuerst mit Sand befestigt, dann mit Kies und die letzten 4km sogar ganz unbefestigt. Traumhafte Waldeinsamkeit und schöne Laubwälder.
Oberhalb von Dorndorf  kommen wir um 13.40 an und ich mache an einer Bank Rast (eingravierter Sinnspruch in Schönschrift: "Die Ruhe ist den Menschen heilig, denn nur Verrückte haben's eilig!" - Wie wahr, wie wahr!) So genieße ich denn in Ruhe den Ausblick über den hübschen alten Ortskern und das schöne Werratal - mit einigen Straßen im Hintergrund allerdings, auf denen es etliche "Verrückte" wie immer ziemlich eilig haben...
Ligeira aber hat keinen richtigen Hunger und langweilt sich bald auf der kleinen Wildwiese und fängt an herumzulaufen. Abgesehen von ihrem aparten Knieschoner, sieht sie aber auch blendend aus und wirkt keineswegs überarbeitet!

Dorndorf

Um 14.40 reite ich weiter; den Höhenweg wieder zurück. Ab Straßenübergang Stadtlengsfeld Befestigung mit Sand. Wir kommen zügig vorwärts und sind um 15.40 wieder an der Stelle von heute mittag. Der Weg geht nach Südwesten immer auf dem Höhenkamm entlang, durch schönen Buchenmischwald, und an einer Stelle ist der Kamm richtig schmal und wir müssen etwas klettern. Aussicht ins Werratal und auf den Baier. Markiert ist der Weg unterschiedlich: Grüner Punkt, Grüner Tropfen, grünes "EH". Doch mangels Wegweiser bleibt die Sache rätselhaft und ich vergewissere mich anhand des Kompaß noch richtig zu sein.
Jenseits der Straße Urnshausen-Langenfeld begann früher der Pleß-Truppenübungsplatz  (wie er noch in den Karten eingetragen ist. Mittlerweile ist er etwas geschrumpft). Herrlicher luftiger Bergmischwald, Sandwege. Kein Schotter bis auf den Hauptweg von Roßdorf auf die Pleß (1996 war das noch nicht). Man kann aber Nebenwege gehen, auch wenn die stellenweise ziemlich versumpft und zerfahren sind. Aber westlich der Stoffelskuppe sind die Waldwege einfach herrlich! Hier sollte man mal einen Distanzritt veranstalten. Abgesehen von Hainich und Dün, die besten Reitwege Thüringens. Sollte man nutzen solange es sowas schönes noch gibt. Die Schotterhaufen liegen schon parat damit die Jäger mit Straßen-Breitreifen an ihre Hochsitze fahren können..!
Eine erholsame Gegend. Um 17.30 erreiche ich das Alte Pleßhaus  auf der kleinen Pleßspitze (539m), ganz im Wald. Nur Fundament und Keller stehen noch und geben einen Eindruck der damaligen Handwerkskunst, der Rest wurde in der DDR-Zeit abgetragen und in Breitungen aufgebaut. Später hat man ein provosorisches Dach draufgesetzt und es offenbar als Heulager genutzt. Auch herrliche alte Ahorne stehen noch ringsum und unterhalb liegt eine schöne Wiese wo das Pferd fressen kann. Sogar eine Quelle auch wenn sie nur schwach ist. Schöne Aussicht hinüber zum Baier. Das Wetter ist etwas wechselhaft aber immer wieder kommt die Sonne heraus. Mal hoffen daß es wieder etwas beständiger wird.

Di, 8.Aug. 2000 (34,8 km)

Was mich verwundert ist eine für die Höhenlage ungewöhnliche Zahl kleiner Fliegen und Kriebelmücken. Weil es morgens mal wieder regnet starte ich erst um 9.40 Uhr.
Ich gehe hoch auf die Pleßspitze (unterhalb des Gipfels abgesperrtes NVA-Gelände). Oben Aussichtsplateau mit Baude und neuem Funkturm (am Wochenende geöffnet, bzw. bewirtschaftet). Ich mache mich an den langen Weg ins Tal, zuerst ein alter NVA-Beton-u. Schotterweg (nach Breitungen), dann führe ich einen feinen Sandweg hinab ins Tal.
Einen großen Westernreitbetrieb, Teil einer ehemaligen Rinder-LPG, erreiche ich um 10.50. Eine riesige Anlage samt Saloon, Westernstadt u.ä. Schnickschnack. Ich unterhalte mich mit ein paar freundlichen Leuten auf einem Reitplatz. Kaffee könnte ich im Restaurant bekommen. Aber der Sattel wird naß beim Führen, und ich habe keine Lust hier herumzulaufen, nach Anbindestangen zu suchen und mein Pferd im Regen anzubinden -- lieber mache ich noch irgendwo Pause im Gelände wo sie was zu fressen hat.
Wir reiten durch Rosa  durch und auf den Roßdorfer Hofberg mache ich unter zwei schützenden hohen Linden kurze Rast von 11.40-12.10. Schöne Wildwiesen ringsum (NSG) und Blick zurück auf Hammelstein, Staffelsberg und Pleß. Regenschauer.
Es geht den Roßberg hinauf, und ich will noch über den Kohlbachgraben hinüber, zum Roßhof. Die alten Waldwege sind zerfahren, zerfurcht, versumpft und vollgeworfen mit Kleinholz - es ist eine Plage! Endlich schaffen wir es, uns irgendwie auf die andere Bachseite zu schlagen - und stehen innerhalb riesiger schöner Futterwiesen. (Zwei kleine John Deere- Allradschlepper stehen herum, haben ihre Arbeit wohl mit Regenbeginn eingestellt). Direkt daneben, ein leerstehender Hof. Ich erinnere mich als wir hier 1990 langritten stand er auch schon leer. Als ich weiterreite verstärkt sich das Nieseln zu einem massiven Landregen. Ich komme ein Stück vom Kurs ab und lande bei einer Baude, unter deren Vordach ich bequem mit Tisch und Bank vorziehe das Gröbste abzuwarten. Ligeira wird etwas gefüttert, hat aber nicht viel Hunger (13.20-14.00)
Es klart etwas auf und wir reiten weiter. Über den Hahnberg schwarzer Basaltschotterweg; ich trabe um Ligeira aufmerksam zu erhalten.
Endlich aus dem Wald heraus; wunderbarer Wiesenblick bei Kaltenlengsfeld. Die alte Straße nach Oepfershausen, eine herrliche alte Baumallee. Weiche Wege, ich lasse Ligeira einen schönen langsamen Galopp tief am Gebiß gehen. So kommen wir vorwärts. Der grüne Winkel ist unser Kurszeichen. Um 16.00 sind wir am Amönenhof.

Alte
                Allee

In Dörrensolz will ich Futter besorgen; ich entscheide mich für den Weg über Oberkatz. Das geht tief ins Tal hinunter, ich führe. Einen direkten Weg von da nach Dörrensolz gibt es nicht, so quälen wir uns etwas parallel zur Straße entlang. Um 17.00 erreiche ich Reiterhof Dörrensolz , füttere und tränke mein Pferd und mache bei Kaffee und Kuchen erstmal Pause und unterhalte mich mit der Chefin Eunike. Aber ich will noch nicht bleiben. Um 17.45 breche ich auf zur Hohen Geba , und nach 35 Minuten erreiche ich die Meininger Hütte , auf steiler Höhe (750m) gelegen. Der schönste Berg Thüringens! Die Hütte ist erst seit 1998 wieder aufgebaut. Seit den fünfziger Jahren war der Berg gesperrt, stand hier ein Russenlager. Dessen traurige demolierte Reste fanden wir vor als wir im Frühjahr 1990 auf regen- und sturmumpeitschter Höhe mit vor Kälte zitternden Pferden hier ankamen. Von der Hütte die in unseren alten Karten (von vor dem Kriege) eingetragen war keine Spur mehr - sie war abgebrannt! Nun steht sie wieder und bietet einen wohltuenden Zufluchtsort. Nur die Sicht ist nicht so schön (sie war es noch nie die dreimal die ich jetzt hierwar!)...

Mi, 9.Aug. 2000 (40,5 km)

In der Hütte schlafe ich denn auch bequem, als am Abend ein starker Regenguß niedergeht (Ligeira steht mit aufgelegtem Poncho als Regendecke). Die Hütte hat sogar einen kleinen Holzofen und Feuerholz!
Am nächsten Morgen starte ich um 9.05. Auf der Höhe Sonne - im Tal noch jede Menge Dunst und Wolken. Ich reite zunächst noch über die Hohe Löhr mit ihren schönen Wildwiesen. Einer der Orte der Rhön die mir am besten gefallen. Zwei Schutzhütten: hinter Geba (Rhönfrieden), und besonders schön gelegen, am Diesberg. Letztere hat viel Platz außenrum und herrliche Aussicht.
Der Weg nach Helmershausen  gestaltet sich schwierig weil alles mit Rinderzaun abgesperrt ist. Die in der Karte eingetragenen Wege können aber nicht für Kühe sein - ganz einfach weil Kühe keine Karten lesen können! Wenn sie wenigstens Griffe an die Zaunlitzen drantäten, dann bräuchte man sie nicht durchzuschneiden..!
Um 10.20 durchreite ich den Ort. Auf einer kleinen Wiese, ein pferdegezogenes Mähwerk (Marke Fahr), für Zweispänner, Stahl- und Holzbauweise. Die Kraft für das ca. 1,40m breite Messer wird vom äußeren Rad über ein Kegelradgetriebe und eine hölzerne Schubwelle übertragen. Die blanken Teile und die geschnittene Wiese weisen aus, daß das Teil funktioniert!
Unglaublich steil ist der Aufstieg zur Burg Hutsberg , teils in Serpentinen. 30 Min. später haben wir sie erreicht, Ligeira ist naßgeschwitzt und ich lasse sie 10 Minuten fressen. Von der Burg sind die Grundmauern der großen mehrstöckigen Pallas noch bestens erhalten, der Burggraben und Teile der Umfassungsmauern, ein wunderbarer Torbogen sowie einige Schießscharten für Bogenschützen. Tolle Anlage!
Hübsch der Weg hinab, vorbei an endlosen Haferfeldern. Mit Sicherheit von einem bayrischen Großbauern gepachtet. Vorbei an Wüstung Schmerbach, geht es auf einer alten Straße mit zahlreichen Wegweisersteinen nach Stedtlingen. In der Nähe (Mauerschedel) verlief früher die Grenze. Der Weg ist leidlich asphaltiert und ich trabe mehrmals damit das Pferd frisch bleibt. Stedtlinger Moor, ein kleines hübsches Birkenmoor.
Das gepflegte Dorf Stedtlingen  erreiche ich eine Stunde später, und mache mich auf den weiteren, ebenfalls sehr harten Weg, wegen der Berghänge der Meininger Berge auch ziemlich steil, über Haselbach nach Sülzfeld . Im Haselbachtal reite ich einen "fünfspurigen Kuh-Highway" - doch hier vorteilhafter mit Zaungriffen. Sülzfeld erreiche ich um 12.45. Die Höfe hier sind ebenfalls sehr gepflegt, zudem wird hier viel gebaut. Ich tränke Ligeira an einem Brunnen.
An der Amalienruhe , ehemals hübsches Jagdschloß im Fachwerksstil mit vielen Wirtschaftsbauten, doch nun Schäferei und sehr heruntergekommen mache ich um 13.20 an einem Berghang im Schatten Pause. Die vielen Gebäude stehen fast alle leer und sind sämtlich extrem baufällig - dafür haben die Besitzer scharfe Hunde! Ich kann mich erinnern daß es 1990 nicht so schlimm aussah - auch an so etwas wie ein Café kann ich mich dunkel erinnern...
Ligeira lasse ich etwas abseits auf einer Wiese fressen - sie ist ziemlich hungrig.
Nach 1 1/2 Std. reiten wir weiter, durch den Wald. Es ist ziemlich warm geworden. Henneberg liegt in wunderschöner Lage an einen Hang geschmiegt, überragt von einem Fachwerk-Kirchturm, inmitten sehr gepflegter Wiesen. Nach halbstündigem Ritt, um 15.20 ist nach einem kurzen Anstieg Burg Henneberg  erreicht. Die Burgruine ist sehr gut erhalten und hübsch ausgebaut; kann vermutlich auch zu Ritterspielen genutzt werden. Wir machen 15 Minuten Rast und ich sehe mir alles an während das Pferd von Kindern angestaunt wird.
Dann geht es am Feld von Einödhausen vorbei, und in den Henneberger Wald. Die alte Straße nach Kätzerode ist anscheinend noch für Autofahrer frei, obwohl es nur ein etwas breiterer Basaltschottterweg durch den Wald ist. Erstaunlich wer hier alles herumfährt - wie wenig sich die Ostdeutschen insgesamt aus ihren Autos herausbewegen..! Kätzerode, in den 70'er Jahren abgerissener Weiler, heute ein Rastplatz mit Erinnerungstafel inmitten von Wiesen. Um 16.30 erreichen wir Bibra  und hier will ich Pferdefutter besorgen, sowie einkaufen - aber das gestaltet sich ungeahnt schwierig! Trotz Feldern vor dem Ort, die riesige Rinder-LPG hat nichts. Auch keine Kleinbauern am Ort. Ein paar Männer die draußen auf der Straße sitzen haben auch keine Idee. Der einzige Pferdhalter schwätzt verständnislos, "meine Pferde leben nur vom Gras!". Aber meins schafft was und muß entsprechend gefüttert werden! Ich habe mich schon abgefunden, es im 6km entfernten Jüchsen zu probieren, da fällt mein Augenmerk auf einen Hof mit leerem Kornhänger und Gänsen, und da werde ich endlich fündig. Während ich den Futtersack verstaue mache ich 10 Min. halt hier, während mein Pferd den Hafereimer leerfrißt.
Statt eines Supermarkts nur ein winziges Lädchen, aber wenigstens etwas Fleisch und Brot bekomme ich da. Bibra ist zwar dörflich, aber eigentlich gar nicht so klein!
Um 17.20 beenden wir den Ritt früher als geplant, auf der Bibraer Höhe  (392m), weil durch die Einkauferei so viel Zeit vergangen ist daß es eigentlich zu spät ist weiterzureiten. Ligeira hat auch keine Lust mehr. Außerdem gibt es eine überdachte Sitzstelle hier, Futter und eine schöne Aussicht.
Abends führe ich mein Pferd noch ins Dorf zurück um zu tränken. Am Feuerwehrhaus dem Brunnen gegenüber sitzen drei Männer und trinken Bier. Ich frage sie wo denn die Quelle dieses Getränks sei und lasse mich noch auf zwei Bier einladen - wir haben noch gute Unterhaltung (ich weiß jetzt was es mit der "Bordstein-Biegemaschine" der DDR-Zeit auf sich hat). In der Nacht werde ich durch Lärm aufgeschreckt, und denke, Ligeira poltert mit dem Baumstamm am Strick den festen Weg hinab ins Dorf. Dabei ist es nur Lärm vom Polterabend am Dorfgemeinschaftshaus..!

Do,10.Aug. 2000 (42,8 km)

So verschlafe ich am Morgen etwas und komme erst um 9.20 los. Es ist wolkenlos und bereits ziemlich warm.
Nach halbstündigem Ritt durch schönen Eichen-Kiefernwald (sehr zerfahrener Weg) erreiche ich Wüstung Aroldhausen , ehemals Herrenhof, jetzt nur noch private Datsche mit Bauwagen und Zelt. Aber der alte Brunnen ist noch da.
Über einen guten festen Waldweg kommen wir herab auf die Ebene von Westenfeld und halten uns südöstlich entlang der Berge. Am Hang teilweise Weg sehr schwierig, halbmetertiefe Spurrillen (die Traktoren der DDR-Marke "Fortschritt" haben wirklich einiges geleistet!) - aber an zwei Stellen können wir Stoppelfelder galoppieren.
Bei Haina Mülldeponie (?) am Rand des Schwabhäuser Bergs. Zwischen Obendorf und Dingsleben sorgen Agrarier und Jäger gemeinsam für das Verschwinden der Wege: Durch Unterackern und Mit-Gestrüpp-Zuwuchernlassen. Das Fortkommen über frischgeeggte Felder ist sehr mühsam. Die alten Wegeverläufe sind am besten zu erkennen indem man von Hochsitz zu Hochsitz reitet..!
Um 11.45 mache ich unter dem kleinen Gleichberg 20 Min Rast und lasse das ziemlich verschwitzte Pferd fressen. 20 Min später habe ich den Gipfel der Steinsburg , einer keltischen Feste der Bronze- und Eisenzeit, mit mächtigen Basalt-Ringwällen, erreicht. Anders als der ähnlich große Kelten-Doppelwall auf dem heimischen Altköniggipfel, war die Steinsburg wohl über ein Jahrtausend (bis ins 1.Jh. v.Chr) dauernd besiedelt und die Befestigung wurde mehrfach ausgebaut. Trotz der hohen Kultur der Kelten (insbesondere in der Schmiedekunst!) wundere ich mich welch steile und beschwerliche Höhen sie zu ihren Hauptsiedlungen wählten. Es müssen wohl sehr unruhige und kriegerische Zeiten gewesen sein die sie dazu motiviert haben!
Beim Abstieg zum Waldhaus bemerke ich beim Führen daß sich das Pferd rechts vorn ein Eisen innen halb abgetreten hat, vermutlich an einer Basalt-Engestelle. An einer kleinen Hütte schlage ich es neu fest, was in 15 Min bewerkstelligt ist. Dabei stelle ich zweierlei fest:
- unter den Luvex-Netzplatten hat sich zwar etwas Lehm aber in der Tat keine Steine angesammelt, auch sind die Verhältnisse am Strahl keineswegs unhygienisch - sie haben sich also in dieser Hinsicht voll bewährt;
- die Eisen verrutschen mit den Platten leichter (auch das linke hat sich schon bedenklich nach innen geschoben).
Auf dem alten Steinhauerweg gehts bergab zum Waldhaus  (Restaurant mit Hotel) wo ich von 13.20-14.30 Pause mache und zu Mittag esse (gute Speisekarte).
Römhild war unser letztes Ziel, ich will jetzt sehen daß ich den Ritt so gut wie möglich beende. Auch ohne weitere Umwege rechne ich mit 4 Tagen für den Rückweg. Ich denke das reicht für Ligeira. Immer wieder stolpert sie im Schritt und ich habe Angst daß sie erneut stürzt und sich dann wirklich das Gelenk verletzt. Deshalb versuche ich jetzt auch sie im Schritt nicht mehr so anzutreiben. Je mehr man sie treibt desto mehr stolpert sie. Trabe ich hingegen viel denke ich das es ihr zusehr an die Substanz geht. Ich werde also weiter kleine Tagesetappen mit nicht viel mehr als 6 Std. Marschdauer reiten.
Nach 50 Min Ritt und Hinabführen ins Tal erreiche ich durch die Gärten die 1200 Jahre alte Stadt Römhild Das Stadtbild ist geschlossen und sehenswert auch wenn die Altstadthäuser (vor allem am Nordtor die vermutlichen Wohnquartiere der früheren Steinhauer) teilweise bedenklich verfallen sind. Als ich aus der Stadt fast draußen bin erfahre ich daß der Supermarkt in der anderen Richtung liegt. Na klasse!
Also mache ich mich auf den Weg nach Trappstadt, zuerst im Tal der Spring, dann an Milz und Hindfeld vorbei auf dem alten Landweg unterhalb des Großen Gleichbergs. Die alte Allee ist recht schön aber, bis auf den Abschnitt um Hindfeld (Stasi-Funkturm!) ziemlich hart befestigt. Von Hindfeld will ich nach Eicha, finde aber die Brücke über die Milz nicht mehr. Stattdessen reite ich länger am Bächlein entlang und dann über die Einfahrtsberge, und den Büchelhag, von dem man ein schönes Panorama auf die Talebene hat. Dann hinüber nach Bayern und hier sind die Wege dank jahrzehntelanger Zonenrandförderung sichtlich gepflegter. Trappstadt  erreiche ich um 16.45 und bekomme dort ohne größere Probleme Hafer bei einem Bauern. Mein Pferd hat keine Lust mehr zu laufen und so will ich nur noch ein kurzes Stück reiten nachdem ich nochmal einen Tante-Emma-Laden angesteuert habe.
Auf die Altenburg sind die Wege auf denen früher der BGS patrollierte, dank der Pflege der Jäger fast verschwunden und wir müssen uns durchs Gehölz durchkämpfen. An der Grenze ein Zaun - nicht der DDR-Stahlgitterzaun sondern ein Wildzaun. Und keine Wachtürme mehr - aber Hochsitze mindestens dreimal soviele! Wenn das so weitergeht sind ist der Grenzstreifen bald undurchdringlicher als früher. Aber die Natur hat nichts davon wenn alles verwildert, mit ödem Buschwerk zuwächst und zu einem artenarmen Biotop wird - die einzigen die sich freuen sind die Jäger!
Um 17.40 beende ich an der Wart oberhalb Gomperthausens  (kleines Heidetälchen, 350m), dicht am NVA-Betonplattenweg, den Ritt. Als ein Gewitter aufzieht, stelle ich gleich meine Zeltplane auf - aber es regnet nicht lange. Belästigend sind eher eine große Zahl kleiner Fliegen (die Fläche wird sonst als Rinderweide genutzt).

Fr, 11. Aug. 2000 (29 km)

Obwohl am Morgen noch alles neblig feucht ist vom gestrigen Gewitterschauer reiten wir um 9.05 ab. Ligeira hat nicht ganz soviel Hafer gefressen wie am Vortag, wohl etwa 5kg. Ich gebe abends 2 Std. nach Einrücken, vor dem Zubettgehen oder nachts nochmal und einmal früh am Morgen. Ich lege auch wert darauf das Pferd abends noch gründlich zu putzen und die Spuren des Rittes zu beseitigen, was heute nicht recht ging wegen des Regens. Aber ich denke es trägt viel dazu bei daß es sich von den Anstrengungen gut erholt, und von den Mücken weniger belästigt wird. Außerdem wird man morgens schneller fertig.
Kurz vor Aufbruch fährt der Jagdpächter im neuen Mitsubishi-Pickup vorbei und guckt ganz verblüfft als ich ihm einen schneidigen Gruß entbiete. Er brummt nur irgendetwas hinter seinem Lenkrad und trollt sich von dannen.
Wir kommen wieder nach Bayern, ins Grabfeld. Ein wunderbarer schmaler Waldweg durch herrlichen Laubwald führt uns in einer Stunde nach Sternfeld , herrschaftlich-barockes Schloß derer "von St." und ein paar wohlhabende Gehöfte. Durch den Wald sind die befestigten Wege äußerst gepflegt; es gibt fast immer einen grünen Mittelstreifen, und wir kommen gut voran.
Schloß Brennhausen  liegt wunderbar ruhig im Feld hinter großen Bäumen halbversteckt. Gepflegte Anlage. Es gehört(e) den Herren von Bibra, wo wir auch ein wunderbares Bruchsteinschloß in der Ortsmitte gesehen haben. Sicher ein Sommerwohnsitz. Kurz darauf, am Feldrand von Aub, machen wir von 11.00-11.15 eine erste Rast.
Bei Aub Rastplatz mit Hütte und Parkplatz nahe der Straße, wenig Futter. Nun geht es auf die Haßberge und auch hier gepfegte Basaltkieswege die Höhe hinauf. Wanderweg "blauer Winkel" kenne ich noch vom Hahnberg in der Thüringerrhön. Von 12.05-13.25 mache ich am Sambachshof  auf den Haßbergen Mittag und esse gut und preiswert.
Über den Molkenbrunnen wo ich mein Pferd tränke geht es weiter auf feinen Basaltwegen zum Rennweg, dem Höhenweg der Haßberge. Den bin ich schon 1988 einmal komplett abgeritten. Jetzt reite ich auf dem zuletzt unbefestigten Weg - zur Ruine Wildberg , bis ins 17.Jh wohl eine größere Burg. Jetzt sind nur noch Gräben, Mauerreste und einige Bögen erhalten zwischen denen Gestrüpp wächst. Sehenswert sind aber auch die tiefen Wegrinnen auf das Gebirge westlich der Burg.
Ich führe zu Tal, und komme um 15.00 an einem großen landwirtschaftlichen Gut an, wo ich eigentlich nur Futter besorgen will. Es ist ein 350ha-Getreidehof der auch ein paar Pferde hat. Die Besitzer bieten mir Quartier an, obwohl sie mitten in der Ernte sind. Das kommt mir ganz gelegen denn auf der Ebene westwärts dürfte es wegen der intensiven Landwirtschaft sicher schwierig sein zu campen (Niemals ein gutes Quartier ausschlagen um noch eine Stunde weiterzureiten - ein böser Geist sorgt dann dafür daß man keins mehr findet, das Pferd müdereitet, und ein Vielfaches an Zeit verliert!) . Außerdem tut es Ligeira vielleicht ganz gut mal in einem kühlen Stall zu stehen. Sie hat auch keine besondere Lust mehr bei der Wärme.
Am Abend erfahre ich dann wie es möglich ist daß relativ junge Leute einen riesigen Gutshof wie diesen neu übernehmen, rentabel bewirtschaften mit riesigen Maschinen und alles - von den Dächern bis zu den Pferdezäunen und Reitplatz - tip-top in Schuß halten können. Ich lerne den Vater kennen, kein landwirtschaftlicher Background, aber früher im Vorstand eines Stahlkonzerns tätig - und - wie es scheint - genug Geld verdient, um es in einem Abschreibungsobjekt anzulegen, und wie er mir sagt, mit Eigenkapital zu finanzieren. Schließlich gibt es fast keine unerschöpflichere Quelle steuermindernd Ausgaben zu machen, als ein Objekt wie dieses. Wenn man genug verdient..! Die jungen Leute sind aber äußerst nett, bescheiden, tüchtig und innovativ. Zwei studierte Agronomen. Gegen solche Leute anzuwirtschaften mit einem kleineren "finanzierbaren" Landwirtschaftsbetrieb, wenn man dann noch Schulden zu bedienen hat, ist natürlich völlig aussichtslos!

Sa, 12. Aug. 2000 (42 km)

Ligeira frißt sehr wenig Heu aber ca. 8kg Getreide übernacht. Kaum zu glauben was in das kleine Pferd reingeht. Um 7.00 ist alles fertig zum Aufbruch und ich gehe zum Frühstück in die geräumige Gutsküche, das sich wegen der interessanten Gespräche noch länger hinzieht. Um 8.45 bin ich unterwegs. Für Stall, Hafer und Übernachtung im Strohlager habe ich DM 30,-- gezahlt. Die ersten 15 Min, bis Wüstung Rügshof führe ich das Pferd warm. Dann geht es über schöne Feldwege durch den Grabfeldgau. Es ist sonnig warm. Meistens Graswege, aber manchmal etwas ausgefahren und das erfordert meine volle Aufmerksamkeit. Die Landschaft ist nahezu flach, aber abwechslungsreich. Im zügigen Tempo erreichen wir das Kleinbauerndorf Wermerichshausen  in 1:05 Std. Hinab ins Wanigsbachtal, verlieren wir etwas Zeit beim Übergang durch den Bach, und über Höhen, zuletzt einen schönen Waldweg (Rhön-WW blaues Dreieck) kommen wir um 10.40 an der Schlegelwarte  oberhalb Münnerstadts an, einem mittelalterlichen Stadt-Wachturm. Hier ist ein hübscher Rastort mit einigen Bänken, schattigen Bäumen und gepflegtem Gras und so mache ich erstmal bis 11.15 Pause und genieße von der Turmhöhe das letzte Panorama über meine geliebte Hochrhön, die ich letzte Woche zum 6. oder 7. Mal entlanggeritten bin...
Ich führe hinunter nach Münnerstadt  und um 11.45 kaufe ich in einem großen Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten ein. Vor allem der Sherry ist mir seit Tagen ausgegangen. Ca. 25 Minuten bin ich inkl. Packen beschäftigt. Um 12.20 durchreite ich die hübsche Altstadt.
Südlich verläuft ein wasserloses Endmoränental das ich nun entlangreite. Die Wälder sind brottrocken und nur Trockengehölze wie Eiche, Kiefer und Wacholder gedeihen hier. Hinauf zum Münnerstädter Turm, und hinab durchs Tränktal - doch auch hier trotz des Namens kein Wasser. Im Haupttal ist der Weg asphaltiert - ab Thalhof  hartgeschottert. Hier bekomme ich Wasser; Ligeira säuft zwei Eimer voll in der Hitze.
Ich reite ein Seitental hinauf, reite einen Brunnen (laut Karte) an aber auch dieser ist versiegt. So machen wir in einem schattigen Seitental (das Gras ist noch naß vom Tau) Pause in der größten Mittagshitze von 14.05-15.50.
Anschließend reite ich hinauf auf die Höhe, entlang Obstbäumen nach Rannungen , ein schöngelegenes fränkisches Bauerndorf. Aus dem Feld sehe ich ein neugebautes Holzhaus mit Stall und zwei Pferden. Dort frage ich nach Wasser. Ein Freizeitreiter-Pärchen wohnt hier, Ligeira kommt in den Stall, ich bekomme ein Bier und erzähle ein paar Schwänke vom Wanderritt. Von 16.30-17.40 mache ich nochmal ungeplanterweise Pause. Sie bieten mir Quartier an - aber ich will nochmal campen. Mein Wanderritt nähert sich rapid seinem Ende und ich will nochmal ein Lager in einer stimmungsvollen Szenerie zum Abschluß. Und auf die Höhe liegt Truppenübungsplatz Brönnhof .
Bis dahin reite ich noch 40 Min. Es ist ein alter Ausbildungs-/Drillplatz der US-Army und wird anscheinend nur noch selten benutzt. Kein Lager. Spuren von Schießübungen sehe ich keine; das Gelände wirkt sauber. In alten Fahrzeugspuren im Lehmboden ein Haufen Regenwasserlöcher - mehr als im Umkreis von 20km! Herrlich einsame Heidelandschaft - und gutes Futter. Ligeira schaut zufrieden in die Landschaft, während ihr der leichte Wind um die Nase streicht. Ligeira sieht nicht nur so ähnlich aus - sie bildet sich ohnehin ein ein halbes Wildpferd zu sein und da gefällt Ihr die Grassteppe natürlich besser als jeder Stall. Keine Viehfliegen und Bremsen hier oben - das Gelände ist 60 Jahre landwirtschaftlich ungenutzt. Altes Holz liegt nur so herum - ich mache ein schönes Lagerfeuer, grille meine Steaks, und trinke ein Tässchen Sherry dazu...

So, 13. Aug. 2000 (55 km)

Um 8.15 reite ich ab. Die Sonne scheint bereits aber es ist noch kühl. Sehr schöner Laubwald nach Pfändhausen, der Fahrweg noch auf dem Truppenübungsplatzgelände ist jüngst befestigt worden, aber gut zu reiten. Am Ortsrand Schilder: "Truppenübungsplatz - Betreten auf eigene Gefahr!" und "Gesperrt für Fahrzeuge und Reiter - Außer Forstwirtschaft und Militär" -- das ist doch wohl der Gipfel!
Um 9.05 erreichen wir den kleinen Ort Pfersdorf  über Feldwege. Auf der Höhe ist man dabei die alte Würzburger Chaussee (B19) umzuverlegen. Sie ist zwar breit genug und von tadellosem Belag, aber auf die alte Art gebaut mit Alleebäumen, langen Geraden, scharfen Knicks, und führt durch Berg und Tal. Vermutlich verläuft sie noch genau so wie sie Mitte des 18. Jh. trassiert wurde, als man die ersten feste Straßen seit der Römerzeit baute. Heute denkt man, lange Geraden verleiten den Autofahrer zum Einschlafen (anstatt das als gesunden biogenetischen Prozeß zur Auslese Debiler zu betrachten). Auch ist der heutige Straßenplaner unzufrieden wenn er ein Stück Straße bauen muß ohne all seine Kurvenlineale ausprobiert zu haben, und die Verwandschaft in der Bauindustrie mit gewaltigen Aufträgen zu Dämmen, Einschnitten u.a. beglückt hat. Niemanden interessiert der gewaltige Flächenverbrauch dieser Straßen, niemanden daß sie so unübersichtlich sind daß man nicht mehr überholen kann, daß sie das Landschaftsbild verändern, alte Wegtrassen abgeschnitten werden und die Straße zu Fuß oder zu Pferd nicht mehr überquert werden kann. Das ist sogar so gewünscht.
In der Sonne sieht man 20km im Süden Atommeiler Biebelried mit zwei dampfenden Kühltürmen glänzen: Sie erzeugen gerade den Strom zum Aufbacken der Sonntagsbrötchen für Unterfranken...
Wir überqueren einen Bach und eine eingleisige Nebenbahn und kommen dann durch schönen Wald bei Altenfelderhof (gut gepflegter Hof).
Westwärts führt unser Kurs über leicht hügelige Landschaft, und die Sonne brennt herab. Pause bei einem alten Hof, dessen Giebelstein als Erbauungsjahr 1857 ausweist, von 10.20-10.50 auf einer schattigen Kleewiese. Der Hof steht anscheinend leer und ist recht heruntergekommen, die beiden Scheunen scheinen noch gut erhalten.
Weiter über die Ebene, an Wasserlosen vorüber, über eine Autobahn hinweg, den Augraben herab. Wir traben und traben. Manchmal kann man im schattigen Teil des Tales reiten, aber meist prallt die Sonne erbarmungslos auf uns herab. Kein Tropfen Wasser für mein armes Pferd. Wir brauchen dringend eine Pause. An der Galgenmühle Pferde, aber man kommt nicht mehr hin - sie haben einen Weg der früher durch das Mühlgelände ging, mit Zaun versperrt. Leider sind Pferdeleute diesbezüglich noch rigoroser, als der Durchschnitt der Mühlenbesitzer...
Aber 500m weiter ist noch ein Hof mit Pferden - und wir bekommen Wasser, Futter, ich kann Ligeira abspritzen und in die kühle Stallgasse stellen. Wir machen von 13.20-14.45 Pause, ich sattle auch ab. Eine junge Frau führt hier Regie, Pferdewirtschaftsmeisterin, blond mit Pferdeschwanz, groß, hübsch, kräftig... aber es sind schon drei junge Männer um sie herum, die mir neugierige Fragen zum Wanderreiten stellen - und da ich bedauerlicherweise nicht ihr Typ zu sein scheine, bleibt mir nur weiterzureiten.
Wir reiten nach Arnstein hinab und überqueren dort die Wern. Auf der anderen Seite geht es 160m hoch, zum Gramschatzer Wald . Vor dem Wald liegt ein feiner Reiterhof, Ebenroth, und hier tränke ich nochmals. Schöne Aussicht auf das unterfränkische Hügelland. Dann durchqueren wir das große Waldgebiet; hier ist es endlich wieder kühler. Am Forstberg fast nur Felder und nur kleine Wiesenecken. Vor allem kein Tropfen Wasser, nicht mal eine Pfütze. So reiten wir denn über die Brandhöhe (schöner Ausblick auf Thüngen, das wir vor 11 Tagen durchquert haben) wieder ins Affental hinab. 500m oberhalb der Stelle vom Hinweg, mache ich hier auf einer Wiese um 17.05 Biwak. Das war ein weiter Marsch!

Mo, 14. Aug. 2000 (30,8 km)

Ligeira braucht um die von der Mittagspause mitgebrachten Pellets (Mühle Ebert) zu fressen viel Wasser, und so führe ich sie abends noch zweimal zum 5Min. entfernten Regenwassertümpel. Sie frißt aber alles auf, sicher 7kg. Erstaunlich. Morgens hat sie nie Durst wenn sie frisches Gras hatte. Nur abends will sie saufen. Sie hat ihre Schrammen und Blessuren davongetragen - ist aber eine treue Seele. Heute nacht habe ich sie noch nicht einmal angebunden. Sie geht nie weit weg wo ich liege, und legt sich auch in die Nähe. Heute habe ich sie sogar einmal kurz im Tiefschlaf gesehen. Liegend ruht sie ca. 2-3 Std. pro Nacht, meist gegen Morgen. Sie ist schlank geworden, man sieht die Rippen, aber vor allem viel Muskeln. Ein bißchen rennpferdmäßiger als sonst, aber sieht nicht schlecht aus! Kein aufgezogener Bauch!
Sie hat Abschürfungen am linken Knie, rechts die Hautfalte vor dem Sattelgurt sowie an einer Hinterfessel (im Seil verheddert). Aber ich bin auch nicht frei von Blessuren! Daß sie ein Weichei ist kann keiner behaupten. Wir sind noch nicht am Ende!
Heute ist der 14. und letzte Ritt-Tag! Um 8.55 führe ich das noch im Schatten liegende Affental hinab. Das letzte Stück zu Retzbach ist ein Kiesweg - hier wird getrabt. Im Ort alte Häuser (1567 steht auf einem Türbalken), aber viele sehr zerfallen, teils schlimmer als in ostdeutschen Kleinstädten. Eine kleine Brücke über den Main, durchqueren wir um 9.30 Zellingen. Wir müssen ziemlich lang Asphalt treten, kommen dann übers Feld, auf Leinach zu. Hier überzieht die ICE-Trasse das Tal. Wir überqueren an der Feldmühle den Bach und dann geht es steil bergauf durch die gepflegten Obstgärten des Ortes. 160m steigen wir an - der letzte schwere Anstieg.
Am Schmelzberg  finden sich eine gefasste Quelle - einmalig im Maindreieck - und etwas Futter im Schatten. Hier mache ich von 10.35-11.10 zwischen summenden Bienen Rast.
Es geht einen ziemlich zugewachsenen Grenzweg im Wald entlang (Grenzsteine von 1753) den ich 1988 schon in umgekehrter Richtung geritten bin. Leider ist er nicht besser passierbar geworden.
Am Johannnishof  komme ich aufs Feld. Ein kleiner Hof mit ein paar Pferden und Charolais-Rindern, leidlich gut erhalten, an einer Wegeskreuzung weitab aller Ortschaften gelegen, mit selbstgemalten Warnschildern gegen überfahrene Katzen. Bei dem Tempo das die heutigen Traktoren draufhaben - gerade zur Erntezeit - gut verständlich. Wie es scheint, sehr wenig dazugehöriges Land.
Feld reiht sich an Feld, und dazwischen auf den Höhen kleine Waldstücke - weit und breit kein Dorf zu sehen. Zwei Mähdrescher stehen mit Defekt im Feld, warten auf den Service. Aber das meiste der Getreideernte ist um, das Stroh schon gepreßt. Wer's nicht abwarten kann der eggt schon wieder, ein paar Verrückte sind gar schon wieder am Pflügen. Was jetzt noch steht ist das vertrocknete Kümmergetreide - das hat keine Eile, könnte fast ebensogut wieder untergepflügt werden...
Über den Würleinsberg folgt der Weg einer Gas-Trasse von Ost nach West. Es ist sonnig-heiß, aber im Unterschied zu gestern weht eine wohltuend leichte Brise.
Oberhalb des Istelgrunds , schon nah dem Ziel, mache ich nochmal Rast unter zwei schattigen Ahörnern (Kreuz von 1748) von 12.45-13.40.
Dann führe ich hinab ins Tal (Wacholderweide), und entlang eines Schotterwegs umreite ich die Neusiedlungen von Marktheidenfeld . Um 14.55 sind wir in den Mainauen am Ausgangspunkt zurück. Ligeira wird in den Auen fressengelassen, ich besorge erstmal Kuchen und ein paar Lebensmittel - ich fahre erst am folgenden Morgen zurück, lasse die Reise langsam ausklingen. Ich stelle Campingtisch und Stühle heraus und genieße die Abendsonne. Ligeira frißt ca. 7kg Reformhafer über Nacht und am Morgen. Als es hell wird breche ich das Lager ab, lade ein und mache mich auf den Weg zurück über den Spessart mit Pferd im Hänger. Um 9.00 sind wir wieder zuhause.

© Frank Mechelhoff