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AUSRÜSTUNGSLISTE
WANDERREITEN
Die folgende Liste ist eine individuelle
Empfehlung. Sie
ist für Leute die nicht nur von Hotel zu Hotel oder Reiterhof zu
Reiterhof,
sondern naturnah wanderreiten wollen ("Hotel der tausend Sterne"-Ritt),
oder um da improvisieren zu können wo keine reittouristisch
ausgearbeiteten
Routen existieren - oder man von diesen unabhängig reiten will. Vom
Umfang her
ist sie für Strecken ab 4 Tagen Dauer - wer kürzer unterwegs ist wird
auf
manches verzichten können. Der Stil ist deutsch bzw.
kontinentaleuropäisch -
den hiesigen Verhältnissen entsprechend. Es ist auch nicht alles auf
meinem
Mist gewachsen, sondern ich habe viel von anderen erfahrenen Reitern
übernommen.
Diese Ausrüstung ist von mir lang erprobt
und im letzten
Jahrzehnt im wesentlichen unverändert. Als Sattel ist natürlich jeder
dem
Pferd passende Wanderreitsattel mit großer Auflagefläche und stabilen
Gepäckanbringungs-Vorrichtungen ebenfalls geeignet. Als Einkaufsquellen
dieser
Ausrüstung kommen in der Qualitätsreihenfolge in erster Linie
qualifizierte
Bergsportausrüster, zweitens Army-Shops, und erst in dritter Linie
Reitsportgeschäfte in Betracht. Rom wurde nicht über Nacht erbaut, und
genausowenig kann die passende Ausrüstung zum Wanderreiten an einem
Stück
zusammengekauft werden.
Gute Ausrüstung ist kein Selbstzweck. Sie
hilft dem
Reiter zu leisten, wofür er sich und sein Pferd vorbereitet hat, und
trägt
damit zum Ritterfolg bei. Schlechte Ausrüstung begrenzt oder vermiest
das
Leistungsvermögen, oder führt zum Mißerfolg des Rittes.
Die "Goldenen Regeln" der
Wanderritt-Bepackung:
- Das Pferd nur mit soviel Gewicht
belasten wie für den Zweck des Rittes unbedingt erforderlich (also wer
nicht durch den Dschungel reitet benötigt auch keine Machete),
- Die für den Zweck qualitativ beste
Ausrüstung kaufen die man sich leisten kann (Teuer ist nicht was im
Laden viel gekostet hat, sondern was in kritischer Situation versagt
oder durch seine Mängel ein ständiges Ärgerniss ist -- Preiswert und
Quell der Freude ist was bei einiger Pflege seine Funktion auch nach
Jahrzehnten zuverlässig erfüllt!)
- Das Gewicht gleichmäßig am Sattel
verteilen, und so festschnallen daß jede Gangart in beliebiger Dauer
geritten werden kann, ohne daß irgendein Gepäckstück pendelt, schwingt
oder schlägt (ggf. Gepäck oder Sattel entsprechend verändern, bzw.
abändern lassen),
- Wichtig ist daß der Mantelsack den
Pferderücken und insbesondere den Bereich der Wirbelsäule nicht
berührt. Widrigenfalls wird das Pferd binnen 4 Tagen wegen Rückendruck
reituntauglich.
- Auf einem Wanderritt niemals etwas
Neues ausprobieren auch wenn es noch so gut aussieht.

Ausrüstungsliste
(Rhöntour August 2000):
1- Deutscher Militärsattel/ Armeesattel
Modell 25 Gr.1
2- Zeltplane 2,20m x 1,60m
(Bundeswehrponcho) als
Mantelsack gerollt; Inhalt:
3- Daunenschlafsack 1000g Gewicht, bis -5°C,
Bezug leichte
Fallschirmseide (Marke TheNorthFace)
4- Isomatte Therm-A-Rest Ultralite, dünne
zusammenrollbare
Schaum-/Luftmatratze
5- Biwaksack ganz aus Goretex-Nylon verstärkt
in waldgrün
(tarnfarben)
6- Ersatzwäsche: 1 T-Shirt, 1 Muskelshirt,
Badehose,
kl.Handtuch, Wollsocken, 2 Unterhosen
7- Faserpelz-Pulli für Schlechtwetter und
abends
Durchmesser des Mantelsacks am Pferd 18
cm, Länge 1m,
mit 5 Leder-Schnallriemen (2,5 cm breit) hinter dem Sitz befestigt (4kg
Gewicht).
Hinten am Sattel:
8- Faltgrill Edelstahl (Markill) in
Lederfutteral
9- Albtasse (Stahltasse 0,3l) an Alukarabiner
10- Naturschwamm an Alukarabiner
11- Original-Packtaschen zum
Militärsattel (umgerüstet
um hinten verwendet werden zu können), Inhalt:
12- Kochgeschirr Stahl/Alu mit
Spiritusbrenner,
Kaffeekessel, 2 kleinen Töpfen und Teller/Pfanne (Trangia) in
Nylonsäckchen.
Der beste Kocher für Wanderreiter. Mitverpackt kl. Topfschwämmchen u.
Geschirrtuch. Da klappert nichts.
13- Brennstoffflasche Spiritus 1l
(PE-Kunststoff) - reicht
für ca. 14 Tage. Spiritus ist sicherer und einfacher in der Handhabung
als
Benzin und leichter zu beschaffen als Gas. Bei Winterkälte gibt es
geeignetere
und vor allem leistungsstärkere Brennstoffe.
14- Drei Mahlzeiten (Eintopf, Bratkartoffeln,
Nudeln u.a.
dehydrierte Fertiggerichte)
15- Frischfleisch, Käse und Obst je nach
Kaufgelegenheit,
bzw. Bedarf
16- 500g Vollkornbrot in Plastikbox
17- 100g Salz fürs Pferd
18- Salamiwurst
19- Cappuccino-Pulver (Alublechdose)
20- Kulturbeutel mit Rasierzeug, Spiegel,
Bioseife,
Heftpfaster u. Zeckenzange
21- Putzzeug fürs Pferd: Bürste und
Gummistriegel
In der Hufeisenvortasche:
22- Feuerzeug
23- Zeltleinen (5x3m)
24- Lederfett mit Bienenwachs zur Schuh- und
Sattelpflege
bei Regenwetter
25- Mückenmittel für Pferd und Reiter
26- Zinksalbe
27- Sonnenmilch
28- Mini-Taschenlampe (Maglite)
29- Reparaturset: Nähahle, Bändchen
Forellenfaden, Nieten
Gewicht 7,5kg

30- Schweizer Vorderpacktaschen ,
schmal.
Inhalt:
31- Futterschüssel aus gewebeverstärkter
Polyesterplane, faltbar
32- Gerba für 4l Wasser aus Polyester,
gefaltet (Ortlieb)
33- Wehrmachts-Eßbesteck in Futteral mit 4
Gewürzdöschen
34- Landjäger (Hartwürste) und 2 Schokoriegel
o.a.
Brotzeit
35- Kräuterbutter und Streichwurst bzw.
Marmelade in
PE-Schraubdosen
Gewicht 3kg
Vorne am Sattel:
36- 15m undehnbares Bergseil (Reepschnur)
11mm Durchmesser
mit großem Alu-Sicherungskarabiner zum Übernacht-Anbinden des Pferdes
(Als
Laufseil verwendet besser 20m vorsehen)
37- US-Army 1l-Wasserflasche, Kunststoff im
Nylonfutteral.
Schwingfrei zu befestigen
38- Sigg-Aluflasche 0,75l grün eloxiert für
edlere
Getränke (z.B. spanischen Sherry)
39- Not-Hufbeschlagwerkzeug mit 15
Ersatznägeln in
Lederetui
40- 1 Paar angepasste Ersatzeisen (nur
wenn Beschlag oder
Pferd beim Start diesbezüglich zweifelhaft sind! Besser mit
unverbrauchtem
Beschlag starten, unbedingt zu den Hauptritten der Saison, und darauf
verzichten)
41- Futtersack aus Polyesterplane mit
Kompressionsriemen
für bis 6-8kg Getreide. (Mit dem selber hergestellten Teil
bin ich
nicht völlig zufrieden. Die Wehrmacht hatte anscheinend einen besseren
- den
suche ich!)
42- Zweiter Regenponcho (Bundeswehr), auch
als Abdeckung
für Sattel u. Ausrüstung oder Zeltplane
43- leichte ungefütterte Regen- und Windjacke
(Goretex
o.ä.)
44- Regenchaps (Nylon)
Befestigung der vorderen Packstücke mit 2
ledernen
Schnallriemen (Vorderpacktaschen) und 3 Nylonriemen 2cm breit
Gesamtgewicht Ausrüstung ohne Futter,
Sattel u. Decke:
18kg
Gewicht Sattel mit Camarguebügeln,
Bügelriemen u.
Schnurengurt: 9,5kg (Reiter: 80kg)
45- Satteldecke: Woilach Bundeswehr ca.
2,40m x 1,80m,
grün, Reine Schurwolle. 6-fach gefaltet. Trockengewicht 3,5kg
46- Zaumzeug: Spanisches Zaumzeug mit
handgenähtem
Stirnriemen (ohne Wisch) und kurzer S-Kandare. Zügel Leder, einteilig,
schmal,
mit kl. Messing-Karabinern
47- Parelli-Halfter grün (dünnes
Baumwollmix-Seil)

Persönliche Ausstattung:
48- Wanderstiefel (Meindl oder HanWag), aus
starkem Leder,
möglichst zwiegenäht, mit Wachsfett wasserabweisend imprägniert, kein
Goretex
49- Cord-Reithose mit Vollederbesatz in braun
(Pikeur):
strapazierfähig, schmutzunempfindlich, trocknet schnell wenn naßgeworden
50- helle Schirmmütze mit elastischem Bund
(findet auch als
Tränkgefäß Verwendung)
51- Linealkompaß mit Rosette und
Visiereinrichtung (Silva
Type 54) in Ledertasche (Gürtel)
52- Finnenmesser Dreilagenstahl,
Glattschliff, mit
gummiertem Griff (am Gürtel)
53- ggf. abisolierte kleine Knipex-Zange
(Zaunpetze)
54- Hüfttasche, Inhalt: Karten (in
Plastikbeutel),
Psion-Kleincomputer mit Adreßdatenbank und als Notizbuch, mechanische
Kleinbildkamera (Rollei 35 SE), Kartenmarkierstift (Gewicht 1,5kg).
55- Kartentasche aus
Polyester-Klarsichthülle, robust, mit
Kordel
Hufbeschlag:
56- Profileisen bzw. 3/4-Profileisen
(Kerckhardt BR bzw. PB)
ggf. mit Hartmetallstiften (Gleitschutz) rundum
57- vorne: Luvexplatten (Netzplatten) ohne
Einlage
Anmerkung
zu Erste Hilfe: Mit den oben genannten Mitteln bin ich allein oder
zu zweit
reitend in der
Lage, mir bei kleineren oder größeren Verletzungen von Pferd und
Reiter, wie
sie auf einem Wanderritt typischerweise vorkommen, erstmal soweit
weiterzuhelfen, um den Ritt erfolgreich fortsetzen zu können, ggf. bis
zur
nächsten Apotheke, Notarzt oder Tierarzt - oder auf letztere zu warten.
Um
Hilfe herbeizuholen, die ja in unseren Gefilden meist nicht weit
entfernt ist,
kann auch ein Mobiltelefon (Handy) äußerst nützlich sein - auch wenn
sie an
unzugänglichen Stellen keineswegs zuverlässig funktionieren! Der Gruppen-
oder Wanderrittführer sollte, um haftungsrechtlich
abgesichert zu
sein, überlegen, ob er auf ein Mobiltelefon, sowie eine kleine
"Erste-Hilfe-Box" (etwa wie für Motorradfahrer) verzichten dürfte.
Ich würde beides dabeihaben wollen. Davon abgesehen, daß in
unzugänglichen
und dünnbesiedelten Gebirgsgegenden
Südfrankreichs, Spaniens und Osteuropas umfangreichere Vorkehrungen
wohl
unbedingt ratsam sind.
© Frank Mechelhoff
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