Taunusreiter
TAUNUSREITER
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10. Juni 2002
                                                                                     (update 31. Dez. 2006)

AUSRÜSTUNGSLISTE WANDERREITEN

Die folgende Liste ist eine individuelle Empfehlung. Sie ist für Leute die nicht nur von Hotel zu Hotel oder Reiterhof zu Reiterhof, sondern naturnah wanderreiten wollen ("Hotel der tausend Sterne"-Ritt), oder um da improvisieren zu können wo keine reittouristisch ausgearbeiteten Routen existieren - oder man von diesen unabhängig reiten will. Vom Umfang her ist sie für Strecken ab 4 Tagen Dauer - wer kürzer unterwegs ist wird auf manches verzichten können. Der Stil ist deutsch bzw. kontinentaleuropäisch - den hiesigen Verhältnissen entsprechend. Es ist auch nicht alles auf meinem Mist gewachsen, sondern ich habe viel von anderen erfahrenen Reitern übernommen.

Diese Ausrüstung ist von mir lang erprobt und im letzten Jahrzehnt im wesentlichen unverändert. Als Sattel ist natürlich jeder dem Pferd passende Wanderreitsattel mit großer Auflagefläche und stabilen Gepäckanbringungs-Vorrichtungen ebenfalls geeignet. Als Einkaufsquellen dieser Ausrüstung kommen in der Qualitätsreihenfolge in erster Linie qualifizierte Bergsportausrüster, zweitens Army-Shops, und erst in dritter Linie Reitsportgeschäfte in Betracht. Rom wurde nicht über Nacht erbaut, und genausowenig kann die passende Ausrüstung zum Wanderreiten an einem Stück zusammengekauft werden.

Gute Ausrüstung ist kein Selbstzweck. Sie hilft dem Reiter zu leisten, wofür er sich und sein Pferd vorbereitet hat, und trägt damit zum Ritterfolg bei. Schlechte Ausrüstung begrenzt oder vermiest das Leistungsvermögen, oder führt zum Mißerfolg des Rittes.

Die "Goldenen Regeln" der Wanderritt-Bepackung:

  • Das Pferd nur mit soviel Gewicht belasten wie für den Zweck des Rittes unbedingt erforderlich (also wer nicht durch den Dschungel reitet benötigt auch keine Machete),
  • Die für den Zweck qualitativ beste Ausrüstung kaufen die man sich leisten kann (Teuer ist nicht was im Laden viel gekostet hat, sondern was in kritischer Situation versagt oder durch seine Mängel ein ständiges Ärgerniss ist -- Preiswert und Quell der Freude ist was bei einiger Pflege seine Funktion auch nach Jahrzehnten zuverlässig erfüllt!)
  • Das Gewicht gleichmäßig am Sattel verteilen, und so festschnallen daß jede Gangart in beliebiger Dauer geritten werden kann, ohne daß irgendein Gepäckstück pendelt, schwingt oder schlägt (ggf. Gepäck oder Sattel entsprechend verändern, bzw. abändern lassen),
  • Wichtig ist daß der Mantelsack den Pferderücken und insbesondere den Bereich der Wirbelsäule nicht berührt. Widrigenfalls wird das Pferd binnen 4 Tagen wegen Rückendruck reituntauglich.
  • Auf einem Wanderritt niemals etwas Neues ausprobieren auch wenn es noch so gut aussieht.


 

Ausrüstungsliste   (Rhöntour August 2000):

1- Deutscher Militärsattel/ Armeesattel Modell 25 Gr.1

2- Zeltplane 2,20m x 1,60m (Bundeswehrponcho) als Mantelsack gerollt; Inhalt:
3- Daunenschlafsack 1000g Gewicht, bis -5°C, Bezug leichte Fallschirmseide (Marke TheNorthFace)
4- Isomatte Therm-A-Rest Ultralite, dünne zusammenrollbare Schaum-/Luftmatratze
5- Biwaksack ganz aus Goretex-Nylon verstärkt in waldgrün (tarnfarben)
6- Ersatzwäsche: 1 T-Shirt, 1 Muskelshirt, Badehose, kl.Handtuch, Wollsocken, 2 Unterhosen
7- Faserpelz-Pulli für Schlechtwetter und abends

Durchmesser des Mantelsacks am Pferd 18 cm, Länge 1m, mit 5 Leder-Schnallriemen (2,5 cm breit) hinter dem Sitz befestigt (4kg Gewicht).

Hinten am Sattel:
8- Faltgrill Edelstahl (Markill) in Lederfutteral
9- Albtasse (Stahltasse 0,3l) an Alukarabiner
10- Naturschwamm an Alukarabiner

11- Original-Packtaschen zum Militärsattel (umgerüstet um hinten verwendet werden zu können), Inhalt:
12- Kochgeschirr Stahl/Alu mit Spiritusbrenner, Kaffeekessel, 2 kleinen Töpfen und Teller/Pfanne (Trangia) in Nylonsäckchen. Der beste Kocher für Wanderreiter. Mitverpackt kl. Topfschwämmchen u. Geschirrtuch. Da klappert nichts.
13- Brennstoffflasche Spiritus 1l (PE-Kunststoff) - reicht für ca. 14 Tage. Spiritus ist sicherer und einfacher in der Handhabung als Benzin und leichter zu beschaffen als Gas. Bei Winterkälte gibt es geeignetere und vor allem leistungsstärkere Brennstoffe.
14- Drei Mahlzeiten (Eintopf, Bratkartoffeln, Nudeln u.a. dehydrierte Fertiggerichte)
15- Frischfleisch, Käse und Obst je nach Kaufgelegenheit, bzw. Bedarf
16- 500g Vollkornbrot in Plastikbox
17- 100g Salz fürs Pferd
18- Salamiwurst
19- Cappuccino-Pulver (Alublechdose)
20- Kulturbeutel mit Rasierzeug, Spiegel, Bioseife, Heftpfaster u. Zeckenzange
21- Putzzeug fürs Pferd: Bürste und Gummistriegel

In der Hufeisenvortasche:
22- Feuerzeug
23- Zeltleinen (5x3m)
24- Lederfett mit Bienenwachs zur Schuh- und Sattelpflege bei Regenwetter
25- Mückenmittel für Pferd und Reiter
26- Zinksalbe
27- Sonnenmilch
28- Mini-Taschenlampe (Maglite)
29- Reparaturset: Nähahle, Bändchen Forellenfaden, Nieten

Gewicht 7,5kg


 

30- Schweizer Vorderpacktaschen ,  schmal. Inhalt:

31- Futterschüssel aus gewebeverstärkter Polyesterplane, faltbar
32- Gerba für 4l Wasser aus Polyester, gefaltet (Ortlieb)
33- Wehrmachts-Eßbesteck in Futteral mit 4 Gewürzdöschen
34- Landjäger (Hartwürste) und 2 Schokoriegel o.a. Brotzeit
35- Kräuterbutter und Streichwurst bzw. Marmelade in PE-Schraubdosen

Gewicht 3kg

Vorne am Sattel:
36- 15m undehnbares Bergseil (Reepschnur) 11mm Durchmesser mit großem Alu-Sicherungskarabiner zum Übernacht-Anbinden des Pferdes (Als Laufseil verwendet besser 20m vorsehen)
37- US-Army 1l-Wasserflasche, Kunststoff im Nylonfutteral. Schwingfrei zu befestigen
38- Sigg-Aluflasche 0,75l grün eloxiert für edlere Getränke (z.B. spanischen Sherry)
39- Not-Hufbeschlagwerkzeug mit 15 Ersatznägeln in Lederetui
40- 1 Paar angepasste Ersatzeisen (nur wenn Beschlag oder Pferd beim Start diesbezüglich zweifelhaft sind! Besser mit unverbrauchtem Beschlag starten, unbedingt zu den Hauptritten der Saison, und darauf verzichten)
41- Futtersack aus Polyesterplane mit Kompressionsriemen für bis 6-8kg Getreide.  (Mit dem selber hergestellten Teil bin ich nicht völlig zufrieden. Die Wehrmacht hatte anscheinend einen besseren - den suche ich!)
42- Zweiter Regenponcho (Bundeswehr), auch als Abdeckung für Sattel u. Ausrüstung oder Zeltplane
43- leichte ungefütterte Regen- und Windjacke (Goretex o.ä.)
44- Regenchaps (Nylon)
Befestigung der vorderen Packstücke mit 2 ledernen Schnallriemen (Vorderpacktaschen) und 3 Nylonriemen 2cm breit

Gesamtgewicht Ausrüstung ohne Futter, Sattel u. Decke: 18kg

Gewicht Sattel mit Camarguebügeln, Bügelriemen u. Schnurengurt: 9,5kg (Reiter: 80kg)

45- Satteldecke: Woilach Bundeswehr ca. 2,40m x 1,80m, grün, Reine Schurwolle. 6-fach gefaltet. Trockengewicht 3,5kg
46- Zaumzeug: Spanisches Zaumzeug mit handgenähtem Stirnriemen (ohne Wisch) und kurzer S-Kandare. Zügel Leder, einteilig, schmal, mit kl. Messing-Karabinern
47- Parelli-Halfter grün (dünnes Baumwollmix-Seil)


 

Persönliche Ausstattung:
48- Wanderstiefel (Meindl oder HanWag), aus starkem Leder, möglichst zwiegenäht, mit Wachsfett wasserabweisend imprägniert, kein Goretex
49- Cord-Reithose mit Vollederbesatz in braun (Pikeur): strapazierfähig, schmutzunempfindlich, trocknet schnell wenn naßgeworden
50- helle Schirmmütze mit elastischem Bund (findet auch als Tränkgefäß Verwendung)
51- Linealkompaß mit Rosette und Visiereinrichtung (Silva Type 54) in Ledertasche (Gürtel)
52- Finnenmesser Dreilagenstahl, Glattschliff, mit gummiertem Griff (am Gürtel)
53- ggf. abisolierte kleine Knipex-Zange (Zaunpetze)
54- Hüfttasche, Inhalt: Karten (in Plastikbeutel), Psion-Kleincomputer mit Adreßdatenbank und als Notizbuch, mechanische Kleinbildkamera (Rollei 35 SE), Kartenmarkierstift (Gewicht 1,5kg).
55- Kartentasche aus Polyester-Klarsichthülle, robust, mit Kordel

Hufbeschlag:
56- Profileisen bzw. 3/4-Profileisen (Kerckhardt BR bzw. PB) ggf. mit Hartmetallstiften (Gleitschutz) rundum
57- vorne: Luvexplatten (Netzplatten) ohne Einlage
 

Anmerkung zu Erste Hilfe: Mit den oben genannten Mitteln bin ich allein oder zu zweit reitend in der Lage, mir bei kleineren oder größeren Verletzungen von Pferd und Reiter, wie sie auf einem Wanderritt typischerweise vorkommen, erstmal soweit weiterzuhelfen, um den Ritt erfolgreich fortsetzen zu können, ggf. bis zur nächsten Apotheke, Notarzt oder Tierarzt - oder auf letztere zu warten. Um Hilfe herbeizuholen, die ja in unseren Gefilden meist nicht weit entfernt ist, kann auch ein Mobiltelefon (Handy) äußerst nützlich sein - auch wenn sie an unzugänglichen Stellen keineswegs zuverlässig funktionieren! Der Gruppen- oder Wanderrittführer  sollte, um haftungsrechtlich abgesichert zu sein, überlegen, ob er auf ein Mobiltelefon, sowie eine kleine "Erste-Hilfe-Box" (etwa wie für Motorradfahrer) verzichten dürfte. Ich würde beides dabeihaben wollen. Davon abgesehen, daß in unzugänglichen und dünnbesiedelten Gebirgsgegenden Südfrankreichs, Spaniens und Osteuropas umfangreichere Vorkehrungen wohl unbedingt ratsam sind.

© Frank Mechelhoff