taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu Juni 2023

RittTagebuch -- Alpen-Ostsee 1092 km -- Teil 1

Pferd auf
          Kreuzbergalm

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Hinfahrt und Start

Es sind bis zum Spitzingsee etwa 510 km Fahrt, was man in ca. 6,5 Std. schaffen kann. Leider dichter Verkehr, besonders um Würzburg herum ist es furchtbar. Kurz vor dem Stau beauftrage ich meine Beifahrerin mit der schnellen Suche nach einem passenden Autohof zum Pausemachen. In Höchstadt/Ost vor Erlangen, nach 230 km, ist ausreichend Platz, machen wir Pause und laden das Pferd überfallartig vor den Zapfsäulen aus – 15 Minuten grasen lassen und Eis essen. Khorsheet ist in solchen Fällen absolut cool und ungerührt, steigt ebenso schnell aus wie ein und widmet sich dann ganz dem Gras, als ob sie jeden Tag solche Strecken fährt. Bei Strecken über 400 km mache ich immer eine Pause zum Ausladen, aber es kommt nur alle paar Jahre vor.
Zuletzt noch 40 km bequeme, zuletzt steile Landstraße. Am Spitzingsee parken wir vor einem großen Almhaus. In der Wirtschaft gegenüber, wo wir zu Abend essen, sagt man uns, die Wiese gehöre ihnen. Ich zäune ein kleines Stück Wiese ab, dann kommen die Kühe vorbei zum Gucken. Hoffentlich scheuern sie sich mit den Hörnern nicht am Auto - aber egal, der ist alt und schon lange bezahlt. Morgens kommt ein Arbeiter zur Lifthalle, der sich über das Pferd mokiert. Ich frage nach, was nicht richtig ist. Die Wiese würde einem anderen Bauern gehören. Der gerade im Urlaub ist. Ich drücke ihm einen 10-Euro-Schein für ihn in die Hand.

Start (Do, 4. Juli 2019)

Ein frugales Frühstück ohne viele Worte. Anspannung vor dem Start. Das Pferd wird bepackt. Alles passt. Um 9:10 geht’s los - zu Fuß, einen asphaltierten Fahrweg hinauf zur Unteren Firstalm. Es ist bereits warm und sonnig. Weiter hinauf zur Oberen Firstalm, ebenfalls Fahrweg, nun Schotter. Dort kommen zwei Haflinger an den Zaun. Ab hier wird der Weg schön. Zum Freudenreichsatttel noch ein kleines Stück hinauf, dann steil bergab, ein enger steiniger Pfad im Wald, weil die Alm mit Stacheldraht fest eingezäunt ist. Es ist gut, ein schmales und aufmerksames Pferd zu haben. An der Alm vorbei nun ein längeres Stück Wald, guter Fahrweg. Ich steige um 10:15 zum ersten Mal in den Sattel, und nach 10 min trabe ich ein Stückchen, um zu gucken, wie Khorsheet mit dem ungewohnten Extragewicht umgeht. Und sie geht gleich einen ganz ruhigen, wunderbar federnden Trab, trägt das neue Gewicht mit der Hinterhand. Alle Anspannung fällt von mir ab, und fast kommen mir Tränen vor Freude : In diesem Tempo und mit diesem Gang kommen wir weit, ganz weit..! Mit gespitzten Ohren und zufrieden schnaubend scheint sie zu ahnen, dass es ein längerer Ritt wird, denn wir sind ja nicht zum ersten Mal mit Packtaschen unterwegs. Nur waren es nie länger als 5 Tage mit Gepäck, auch das ist schon 5 Jahre her, und vor allem ist ihre gute alte Kameradin Natascha nicht mehr da zur Ablösung; sie wird alles allein schaffen müssen! Ich reite also betont ruhig, damit sie merkt, dass sie ihre Kräfte schonen soll, und wie immer habe ich den Eindruck, sie versteht was ich von ihr will: Mein liebes Khorsheetchen, mach schön langsam, es wird weit...

Alm mit Pferd

Es geht durch schönen Bergnadelwald auf gepflegtem Kiesweg, dann im engen Stadeltal Maschinenlärm: Forstarbeiten am steilen Hang, der Fahrweg ist blockiert. Fußweg zur Kreuzbergalm frei, sagt ein Hinweisschild : Aha, da wollen wir hin! Umgehung am Hang notwendig, recht kraxelig, Khorsheet macht’s wie üblich mit gelassenem Schwung, nicht mehr Krafteinsatz als nötig. Eine halbe Stunde Fußmarsch begleitet mich ein Wanderer, der im Münchner Zoo Schichtleiter bei der Tierpflege ist und Pferde kennt. Wir gehen zügig, aber so, dass man noch gut reden kann. Auch er ist von meinem Pferdchen angetan, insbesondere wie er ihre Lässigkeit bei der Geländeschwierigkeit gesehen hat. Über der Baumgrenze trennen wir uns am Sattel, sein Weg geht nach links, unserer nach rechts. Jetzt steil hinauf. Immer wieder anhalten und durchschnaufen. Khorsheet grast überall. Unterwegs mach ich an zwei Viehtränken halt, lasse ich sie wohl 20 Minuten fressen.
Grindelalmschneid mit doppeltem Stacheldraht; ich muss zweimal die Zaunpetze gebrauchen, um Wege aufzumachen, die ich hinter mir wieder verschließe. Alle übrigen Almen sind gut passierbar. Insgesamt bin ich bisher 3 Std. gelaufen und nur 30 Minuten geritten. Heute führe ich wohl die Hälfte der Strecke.
Am Neureuther Haus (14,8km) wie geplant die erste richtige Pause, von 12:35-13:15. Die Terrasse des Biergartens ist gut gefüllt mit Mountainbikern und Wanderern. Zwei Russ und zwei Laugenbrezel 14,-. Khorsheet steht etwas außer Sicht unangebunden im hohen Gras vor der Wirtschaft, und bekommt von der Bedienung unaufgefordert in einem Eimer Wasser gebracht – so etwas Nettes! Und warum will sie nicht trinken? Weil sie vorhin an der Viehtränke war. Aber toll, wie brav sie hier stehenbleibt. Das macht sie immer, solange da Gras steht.

Grindelalm

Noch zwei Kuhzäune, davon einer mitten im Wald. Nach nur 5 Minuten im Sattel beginnt der Abstieg ins Mangfalltal. 30 Minuten führe ich bergab, zuerst unbefestigt. Wie überall gepflegte Wege - Kies, kein Schotter. Nachdem ich vom Oedberg herunter bin (großes Lokal mit Veranstaltung und viel parkenden Autos) kann ich 3 km um Ostin herum auf den Wegrändern reiten.

 Dem idyllischen Tal will ich nun eine Tagesrittstrecke lang streng nordwärts folgen. Zunächst auf der rechten Talseite brauche ich zweimal die kleine Säge, denn vor Reisach lässt man den Weg zufallen, vermutlich um die Erholungssuchenden vom wichtigsten bayrischen Wasserschutzgebiet fernzuhalten, aus dem fast ganz München sein Wasser bezieht. Es stehen nirgends Verbotsschilder, aber einen Wanderweg im Tal gibt’s auch nicht. Das Wasser der Mangfall ist blaugrün, glasklar und wirkt nicht tief, die Strömung mäßig stark. Durch den Fluss zum Fahrweg andere Seite. Der frühere Stromverteiler, letztes Relikt einer großen Papierfabrik, die hier mal stand, ist jetzt Fledermaushotel, und alles voller Wald. Schöner Kiesweg zum Traben.
Nach 32,4 km Strecke die zweite längere Pause heute, vor dem Wasserschloss Reisach 16:05-30. Khorsheet grast energisch. In der Nähe gab es früher etliche Bauernhöfe, die wegen der Trinkwassergewinnung abgesiedelt wurden. Rechtsseitig der Mangfall zuerst Asphalt, auf dem ich ein ganzes Stück führe. Geritten wären wir nicht schneller. Dann wieder gepflegter Kies und Radwander- und Brunnenwanderweg mit vielen Informationstafeln zur Trinkwassergewinnung, den wir traben.

Wasserschloss Reisach Mangfalltal

Bis zur Maxlmühle, meinem ersten geplanten Etappenziel (42 km), wird es mir nun zu weit. Khorsheet ist lang genug gelaufen für den ersten Wandertag. Zu den Weyarner Wiesen mache ich einen kurzen Abstecher, doch ich finde sie ungemäht, zu lang, sumpfig und mückenreich, um hier zu bleiben. Also noch ein Stück weiter, durch den Ort Mühltal – Gasthof an der Straße, viel Verkehr, aber keine Tiere im Ort; keine Weideflächen, nichts wo man nach Quartier fragen könnte. Über uns die bauhistorisch bedeutende Mangfallbrücke, über die die A8 lärmt. Als nächste Behausung im Tal kommt eine unbewohnt wirkende ehemalige Mühle, danach ein einzeln stehendes Haus, früher wohl mit Garten-oder Kleinlandwirtschaft. Ich frage zunächst nach Wasser fürs Pferd, und dann erlaubt man mir im alten, verwilderten Garten, mit hohem Gras und schattigen Bäumen, den Paddock aufzubauen. Daneben steht ein ehemaliger, schon etwas zugewachsener Hühnerstall. 
Ritt-Ende 18:35 nach 39,8 km - 7:45 Std. Reitzeit (9:00 gesamt; 1:15 Std. Pausen). +840/-1350 Hm, 5.5%
Trab 42:45 min (9,14 km) Galopp 45 Sek 219m
 
Hafer bekomme ich nicht, aber das bekümmert mich nicht. Ich wollte für heute keinen mitnehmen, um nicht gleich mit schwerem Gepäck zu starten. Khorsheet hatte viel Kraftfutter bis heute morgen, da kann sie eine Nacht mal ohne sein, bei gutem Gras. Sie fragt auch nicht danach.
Die von hier aus nur noch einen Katzensprung entfernte Maxlmühle (Wirtschaft, Biergarten) hat laut meinen Gastgebern - freundliche junge Leute, die mir noch ein Bier spendieren und dafür vom Pferd erzählt bekommen - heute Ruhetag, den Weg kann ich mir also sparen. Stattdessen gibt’s Abendessen vom Campingkocher, Erbsensuppe aus der Tüte (Geheimtipp „Großmutters Geheimnis“). Ein wenig rauscht die nahe Autobahnbrücke, doch sonst haben wir eine ruhige Nacht. Mücken gibt es kaum – wegen der aufgegebenen Tierhaltung im Wasserschutzgebiet sind offenbar auch sie verschwunden.

Pferd im Mangfalltal

Fr, 5. Juli (2.Tag)

Seen und Hügel, Ebersberger Forst. Nachmittagspause Bauernhof (Hafer). Abends Wiese bei Gasthaus mit Trucker-Imbiß (Paddock).

Nach dem Biwak-Frühstück bin ich früh am Morgen um 7:10 bei strahlender Sonne im Sattel. Bereits im T-Shirt, wie auch alle weiteren Tage..!  Khorsheet steht schon marschfertig, da kommt ein Fahrzeug der Münchner Wasserwerke um einen der nahen Brunnen zu kontrollieren. Die Pferdeäppel habe ich natürlich gleich als erstes weg gemacht. So gäbe es keinen Grund zur Beanstandung.
Ich reite nur die ersten paar hundert Meter durch die Talgrundwiesen. Hinauf nach Valley und wieder ins Tal führe ich. Einzelne abstruse verrostete Reitverbotsschilder stehen umher (es gibt vereinzelt Pferde im Tal), und ein uraltes, sicherheitswidriges Drehkreuz auf einem Weg, stacheldrahtumbändelt, das ich längst rausgerissen hätte, wenn ich hier wohnen und reiten würde.
Wir kommen durch Hohendilching, wieder ein sehr gepflegtes Dorf mit urigem Wirtshaus. Der weitere Talweg bis Grubmühle sehr schön. Oben am Hang könnte man wohl auch reiten. Am „Mangfallknie“ ändert das Tal seine Richtung ostwärts, und wir verlassen es, um unserer nördlichen Marschrichtung weiter zu folgen.
Mein erstes Fazit nach dem ersten längeren Landschaftsabschnitt : Ich war mir in der Planung unsicher gewesen ob man im Mangfalltal gut reiten kann, wegen des fehlenden durchgängigen Wanderwegs und einiger Steilhänge. Aber alles hat gut geklappt, wir sind gut vorangekommen, und das Tal gehörte zu den landschaftlichen Höhepunkten des Rittes.

Von 8:55-9:25 Pause vor Kleinhelfendorf an einer Kleewiese (9 km), Khorsheet frisst ausgiebig.
Von hier aus hatte ich zwei Streckenalternativen geplant, eine mehr westliche über die Höhen und eine etwas hügeligere mit zwei Seen, unwesentlich länger. Ich wähle die Seen - vielleicht kann man ja baden bei der Wärme. Khorsheet geht bestens, die Hügel schrecken uns nicht, und die Variante bietet abwechslungsreichere Landschaft als der Höhenkamm.
Kastenseeoner See, klein und nett, mit eingezäuntem Schwimmbad, das Eintritt kostet und mäßig besucht ist, also nichts für Pferde oder Reiter auf der Durchreise.
Dicht daneben liegt ein (großes Hinweisschild) „Aktivstall“. Ich reite hin wegen Hafer. Aber alle Pferde hier werden nur mit Gras und Heu ernährt, und offenbar nur mäßig oder gar nicht bewegt, Getreideprodukte fürs Pferd scheinen unbekannt. Von den Besitzern ist niemand da, erfolglos muss ich weiterziehen. Es geht über sehr schön und flüssig zu reitende, flache Wege.
Oberseeon, landwirtschaftliche Höfe, auch hier treffe ich niemand an. Überall wird schon zweiter Schnitt gemacht, da ist nachmittags kaum jemand zuhause.
Steinsee, sehr schön, es gibt eine kostenlose Badestelle, von der Straße zu Fuß erreichbar, die aber mit Besuchern dicht belegt ist. Und kein Platz zu finden der geeignet scheint um eben mal abzusatteln und ins Wasser zu gehen, weshalb wir schwitzend weiterreiten.
Nach 24,4 km auf einer Wiese bei Moosach, im Schatten eines großen Baumes, machen wir erneut Pause (11:35-12:05). Leider attackieren uns hier die Bremsen, weswegen ich die Pause nicht weiter ausdehne.
Im nächstfolgenden Waldstück sind Waldwege entweder zugewachsen, sehr hart oder sehr schlecht. Auf dem einzigen schönen Weg bemerke ich indes Hufspuren, die nach Ilching führen -- wohin ich ohnehin schon kurz überlegte einen ungeplanten Abstecher zu machen. Die Frage nach Kraftfutter wird nämlich, so kurz vor dem Ebersbacher Forst, für dessen Durchquerung ich rund 3 Stunden rechne, zunehmend drängender. Und gleich dahinter will ich heute übernachten, und wer weiß was ich dort vorfinde – außerdem hatte meine Khorsheet seit Stunden kein Wasser!
Im kleinen Ort finde ich wie erhofft einen Pferdehof : Vater, Sohn und Großvater führen eine Pferdepension mit ca. 30 Pferden. Die Leute sind überaus freundlich, ich bekomme Hafer und Wasser, kann im Schatten etwas ausruhen und füttere schon mal etwas vorab. 29,7 km, 13:00-14:00, unsere Mittagsrast für heute. Erstmals schnalle ich den Futtersack gefüllt auf (sicher 5 1/2 kg) und zurre ihn fest. Bei Quetschhafer muss ich die Riemen öfter nachziehen; sie werden locker weil der Hafer sich verdichtet.

Futterpause

Als nächstes ist die größere Ortschaft Eglharting zu durchqueren, mit Bahn und Hauptstraße. Direkt am Ortsrand beginnt der Ebersberger Forst, eines der größten zu durchquerenden Waldgebiete der Tour. Leider erschweren für Pferde nicht übersteigbare Wildgatter den Zugang; der Wanderweg hat sein Holztreppchen. Bis zur nächsten befestigten Forststraße ist die Ortsdurchquerung noch 500 m länger.
Im Ebersberger Forst sind, wie ich schnell bemerke, nur die harten Fahrwege benutzbar. Die vielen unbefestigten Forstschneisen, die auch als Wege auf der Karte eingetragen sind, sehen so zugefallen und sumpfig aus, dass es sogar mich abschreckt. Alle Wege sind quadratisch angelegt. Es gibt sehr viele Bremsen, und da wegen des vollen Futtersacks vor mir auf dem Sattel, der steinigen Wege, und der schon langen Tagesetappe ich nicht mehr viel traben mag, setzen sie uns ganz schön zu.
39,5 km 15:30 Biergarten Forsthaus Hubertus. Ein ungeplanter Abstecher mit kaum Umweg, in der Hoffnung auf kühle Erfrischung, leider ist nur Sa/So geöffnet. Zwar etwas Gras, aber viele Bremsen verderben uns die Ruhe, und nach einer Viertelstunde reiten wir weiter. Khorsheet hat immerhin gepinkelt – das macht sie immer erst nach etlichen Stunden Ritt, selten schon in der Mittagspause. Die Madame hat noch eine stramme Blase, obwohl sie kein junges Pferd mehr ist. Mir geht das leider schon anders…
Nach langen 45,7 km haben wir das Waldgebiet durchquert und kommen um 16:45 an die B12, die wir überqueren müssen. Jetzt wird es spannend, denn genau hier gibt es einen Trucker-Gasthof mit angeschlossenen Wiesengelände, an den ich als Übernachtungsquartier gedacht hatte. Und wie erhofft, erlaubt der Wirt das Einzäunen eines Paddocks auf dem sehr hohen, anscheinend kaum genutzten Gras.
Gesamtzeit 9:34 Std., abzgl. Pausen 2:24 Std., Reine Reitzeit 7:10 Std.
Trab 1:14 Std. (14,72 km) Galopp 45 Sek 251m -
+600, -690 Hm, 2.8%

Gleich kommt eine Frau vorbei, die mir von ihrem Araberwallach erzählt den sie früher hatte, und ist ganz begeistert von Khorsheet. Es ist sehr nett und unterhaltend am urigen Truckstopp-Stammtisch. Für den Graspaddock zahle ich dasselbe wie die LKW-Fahrer für den Schotterparkplatz, dazu 4 Bier, Schnitzel, für zusammen 35,-. Das Handy lade ich bei schräg stehender Sonne mit dem Solargerät in ca. 2 Std. von 23 auf 73% auf. So gute Leistung erreiche ich später allerdings nie wieder.
Abends Mücken, und Khorsheet bekommt die eingepackte Fliegenmütze aufgesetzt. So etwas hatte ich früher auch nie dabei. Auf diesem Ritt ist sie für die weiteren Übernachtungen und längeren Pausen schlicht unentbehrlich.

Sa, 6. Juli (3.Tag)

Erdinger Moos bis Wartenberg, Mittlerer-Isar-Kanal – Mittagspause am Kies-See, nachmittags 1. Mal Einkaufen,  abends Wiese am Kanal (Paddock), kein Hafer. Nachts Regen.

Gleich morgens beginnt auf dem Gelände ein Flohmarkt, wie mir der Wirt gestern mitteilte, ich muss mich also etwas sputen mit dem Packen. Aber für ein Frühstück im Gasthaus und Rasur im Trucker-WC ist genug Zeit. Noch ein Danke, und Aufbruch um 7:05. Dank der reichlichen Wiese brauchte ich nur den halben Hafervorrat füttern und kann den Rest für heute abend mitnehmen. Khorsheet zeigte nicht viel Hunger auf das Getreide, wobei Quetschhafer nicht unbedingt ihr Lieblingsfutter ist, sie möchte halt ordentlich was zum Kauen haben.
Am frühen Morgen viel harte Wege bis Forstern. Oberstaudham. Am Feldrand nach Unterstaudham, und durch Tading. Im Erdinger Moos geht es öfters durch kleine Ortschaften und Weiler. Ab Ortsende endlich schöne Feldwege zum Traben, die wir auch ausgiebig nutzen. Khorsheet geht mit Lust und Schwung, und bliebt nicht völlig trocken.
Erste Pause 8:30-45 auf einer schattigen Kleewiese bei Hausmehring, 10,8 km. Khorsheet hat, bei ihr ungewöhnlich, noch nicht viel Hunger, vermutlich wegen des guten Grases und des Hafers über Nacht. Sehr schöne Gegend, viel Getreide, Bauernhöfe mit Rotvieh.
Sehr stille, schöne Gegend, dann kurz vor Wolfswinkel - Orte mit solchen Namen umgehe ich lieber - eine neue Autobahnbrücke, A94-Verlängerung. Sie ist fast fertig, aber noch nicht dem Verkehr übergeben. Dann ist es mit der Stille hier wohl vorbei.
10:25-35 Wiese vor Salmannskirchen, schon 23,1 km. Khorsheet hat immer noch wenig Appetit auf Gras. An der Kirche getränkt und Wasser aufgefüllt. Die Höfe werden immer größer und prächtiger. Einer hat sogar Säulen um den Balkon wie ein griechischer Tempel. Nirgendwo auf meiner Reise sah ich luxeriösere Bauernhöfe.
Erding und den Erdinger Flugplatz umgehe ich östlich, eine sonnenbeschienene Tiefebene, in der auch der Mittlere-Isar-Kanal fließt, an dem wir eine Weile entlangreiten.
An einem abgelegenen Kies-See mache ich länger Pause (11:40-12:45, schon 30,9 km). Ich sattle ab und gehe mit dem Pferd ins Wasser bis zur Brusthöhe, aber tiefer will sie nicht hineingehen, wohl wegen des unebenen Untergrunds und der Äste im Wasser, und plantscht nur etwas herum. Ich trockne den heute morgen im langen Gras etwas feucht gewordenen Schlafsack in der Sonne.

Pferd am Isarkanal

Meine Lebensmittel, besonders das Brot, sind immer nur für vier Tage kalkuliert. Morgen am vierten Tag ist Sonntag, also muss ich heute noch einkaufen, am besten im nächstgrößeren Ort Wartenberg, etwa 12 km Luftlinie von hier. In der Rittplanung hatte ich einen Einkaufsstopp in Degernpoint vorgesehen, aber bis dort ist es für heute zu weit. Google Sat verrät mir, dass dort ein Supermarkt ist. Es wird meine dritte Streckenabweichung.

Harte Wege um, und getränkt in Lohkirchen.
Loher Bieler – eine sehr schöne moorartige Gegend mit Fischteichen und Viehweiden,  direkt unter der Einflugschneise von München Airport gelegen.
13:50-14:25 Thenn, mit großen alten Bäumen umstandener Weiher und Wiese, 38,5 km. Ein kleiner Wind vertreibt uns die Bremsen, gutes Gras. Von hier wollte ich eigentlich zum Thenner Weiher reiten, der nach dem, was ich unterwegs hörte, sich als wildes Biwak aber eher nicht eignet, da zu verkehrsreich gelegen. Deswegen mache ich mich ohne allzu großes Bedauern auf den Abzweig nach Wartenberg. Auch hier finde ich gute Wege, erreiche um 15:25 den Flecken, kann das Pferd hinter den Markt auf ein umzäuntes Grasstück stellen, das so zu einer halben Stunde Pause kommt. Leider ist die Auswahl im REWE eher schwach, und den etwas dahinter liegenden Edeka-Markt sehe ich zu spät. Ich verlasse den Marktflecken, wieder in Richtung des Mittleren Isarkanals. Da wird es irgendwo etwas abseits für uns wohl eine kleine Wiese geben. Es ist zwar noch keine 16:00 am Nachmittag, aber vor uns liegt nur dichtbevölkertes Gebiet. An der Straßäcker Wiese finde ich ein schönes, ruhiges Plätzchen – es führt nur ein asphaltierter Feldweg vorbei – und machen früh Schluss für heute. Wobei wir gar nicht so wenig geritten sind (44,2 km)
+300, -400 Hm, 1.6%, eine der flachsten Etappen des ganzen Rittes.
7:02-16:00 - 8:58 Std. Gesamtzeit, 2:36 Std. Pausen, Gesamt 6:22 Reine Reitzeit
Trab 1:32 Std. (20,05 km), Galopp 2:20 min (804m)

Es bewölkt sich und bleibt schwül. Ich gehe in den Kanal baden, um mich abzukühlen. Das Wasser ist einwandfrei sauber. Schwimmen kann man nur auf der Stelle wegen der starken Strömung im Kanal. Abends kurzes Gewitter, wir bekommen nur etwas Regen ab. Gemäß Wetterbericht soll es morgen vormittag zwei Stunden regnen und dann kühler bleiben. Das wäre zum Reiten nicht übel. Wir liegen streckenmäßig sogar etwas vor dem Plan. Die Reitzeit heute kürzer als die ersten beiden Tage, aber mit mehr Kilometern, wegen des leichteren Geländes mit guten trabgeeigneten Wegen.

frugales
        Abendessen für Wanderreiter

So, 7. Juli (4. Tag)

Au-Hallertau, das Hopfenland (4. Tag) ¬ Reite nach Karte weiter. Etwas Regen. Mittags Pferdezüchter mit Hafer. Abends Haus mit Wiese (Paddock).

Am Abend und in der Nacht quälen mich, nach dem kurzen Regen, unglaublich viele Mücken hier im Erdinger Moos -- ich werde völlig zerstochen und kann kaum ein Auge zu tun. Dann ein weiterer, kurzer aber kräftiger Gewitterschauer, der den Schlafsack durchnässt. Mein 30 Jahre alter Biwaksack (leider ohne Mückennetz) ist nicht mehr dicht, das Nahtklebeband hat sich überall abgelöst. Ich hatte mir gedacht: das macht schon nichts, sehe mich aber eines Besseren belehrt.
Der verflixte 4. Tag - ich kenne es - ist eine Härteprobe und Tiefpunkt auf jedem langen Ritt. Auch auf diesem. Da muss man durch, ab dann geht's jeden Tag besser. Immerhin bin ich vorsichtig genug gelaufen - die Füße tun weh und sind strapaziert, aber keine schlimmen Blasen. Das ist notwendige Anpassung für bürofaule Zivilisationsmenschen. Das wichtigste von allem: Das Pferd ist nicht überfordert und hat keinerlei Macken. Khorsheet wirkt, als hätte sie höchstens 75% geleistet. Aber mehr will ich gar nicht fordern.
Ich packe eilig zusammen und reite um 6:55 los – nun nicht mehr nach Handy, sondern mit Kartentasche. Die Powerbank macht nämlich keinen Mucks mehr, vielleicht wegen der Feuchtigkeit - mein Handy ist deshalb über Nacht nicht aufgeladen, da muss ich jetzt Strom sparen und das GPS ausschalten. Gut, dass ich in der letzten Woche vor dem Ritt die Rittstrecke auf wasserfestes Papier ausgedruckt habe. Die Blätter sind aus Platzersparnis dreispaltig eng bedruckt, enthalten nur einen schmalen Wegkorridor; es ist kein Platz für Verritte oder größere Umplanungen. Ich bin schon lange nicht mehr wirklich nach Karte geritten, habe mir auch große Mühe gegeben, den Kartenausdruck nicht zu klein und unleserlich zu machen. Nach Karte zu reiten verlernt man nicht, es erfordert keine Aufmerksamkeit extra. Ich habe aber die Bequemlichkeit ganz gern, zu wissen wieviel KM ich schon geritten bin, und die Karten-Vergrößerung strengt die Augen nicht so an wie die Papierkarte, deswegen bevorzuge ich mein Smartphone (LOCUS Map 3.65 "Classic").

Um 8:00-10 Degernpoint Wiese, 6.5km, kurzer Stop, Gepäck richten. Hier hätte ich einkaufen wollen wenn nicht Sonntag wäre. Deswegen ist trotz der vielen Märkte heute alles ruhig hier und angenehmer zum reiten. Unterwegs komme ich an einem größerem Reiterhof vorbei, an dem so früh aber offenbar noch niemand ist. Futter muss ich heute zwar wieder besorgen, verschiebe das aber gern auf den Nachmittag, um es nicht zu weit mitzuschleppen.
In Volkmannsdorf gibt es, oh Schreck, eine Baustelle mit Straßensperrung und Umleitung. Die für uns wichtige Isarbrücke ist aber frei (km 12, 8:45). Bis dahin reite ich durch den Wald hinter der Isar auf einem befestigten Damm, wo leider alles voller Reitverbote ist. Als ob Hufeisen den festen Fahrweg auf dem Hochwasserdamm niedertrampeln könnten (natürlich reitet man dort keinen Galopp).
Auf die Höhe hinter die Isar geht es gut bergauf, in die hügelige Hallertau. Schloss Isareck lasse ich links liegen; für eine Biergartenpause ist es zu früh und zu kühl.
Kräftiger Regenschauer beim Abstieg ins Freundsbach-Wiesental, ich schnalle den ungefütterten Regenmantel ab und ziehe ihn an. Er ist noch neu und unerprobt, zeigt sich ganz brauchbar bei den insgesamt zwei Schauern auf dem Ritt. Ein richtiger „Test“ ist das freilich nicht…
17,3km. 9:45-10:00 Wiese oberhalb Willersdorf, erstes Hopfendorf. Gleich danach Weg mit Raps untergeackert, ich muss 500 m Umweg auf Straße reiten. Ich dachte zuerst, ich hätte mich verritten.
10:30-11:00 zweite Wiese, vor Priel, 19.6km

Hallertau Hopfenland

Bei Dreifaltern liegt überall Getreide auf der Straße, vermutlich Gerste – offenbar ist die Ladewand eines Anhängers aufgeplatzt. Khorsheet geiert nach dem Boden. Neben der Straße ein Bauernhof mit Ponyzaun, wo ein Mann arbeitet. Ich frage: „Wenn es hier so viel Getreide gibt, dass man es auf die Straße schütten kann, ist dann auch etwas für ein Pferd übrig??“ – und erfahre, dass man selbst kein Getreide hat, aber ein Pferdehof 500m entfernt Trakehner züchte und bestimmt auch Kraftfutter hätte.
Ich reite hin, Straße. Der Hof steht schon nicht mehr in meinen Papierkartenschnipseln eingetragen. Gepflegte Zäune und Anlage – vielversprechend. Ich werde freundlich begrüßt und bekomme Hafer. Mein Pferd darf in der trocknen Stallgasse stehen, direkt neben einer der Zuchtstuten („Die ist brav, Ihre bestimmt auch!“) mit großem freilaufenden Hengstfohlen, das vor lauter Aufregung Pipi macht. So unkompliziert und unbefangen sind schon mal nicht viele Pferdeleute.
Während Khorsheet Hafer mümmelt und die anderen Pferde neidvoll zuschauen, bringt mir die freundliche Hausherrin einen starken Kaffee, den ich im Stehen trinke. Alle fragen interessiert nach meinem Ritt, so dass ich kaum dazu komme, die Tasse anzusetzen. Da steht auch schon der Hausherr in der Tür, stemmt die Arme in die Hüfte und will ebenfalls Bescheid wissen. Ich rapportiere. -- „Schon 4 Tage?? Da wäre ein Trakehner schon platt auf den Füßen!“
Wir lachen herzlich über so viel seltene Züchter-Ehrlichkeit. Er wird vermutlich die Tierarzt-Rechnungen bezahlen. Ein verstohlener Blick von mir auf die Beine der Trakehner: Tatsächlich, sie haben kleinere Hufe als meine Khorsheet (Eisengröße 1 vorne), obwohl sie doch bestimmt die Hälfte mehr Gewicht auf die Waage bringen und natürlich viel stärkere Muskeln haben, was beides das Fundament entsprechend mehr belastet und an den Hufen zieht. -
Mit freudigem Herzen, vollem Bauch (Khorsheet) und vollem Futtersack reiten wir wieder ab, d.h. führe die Straße auf gleichem Weg wieder zurück an die Strecke wo ich abgewichen bin (ca. 11:30-12:20). Zurück bleiben junge Frauen, die jetzt vom Wanderritt träumen. Und der Regen hat auch aufgehört.
Schöne Wege hinauf zum umzäunten Großberg,
eine tolle Anlage, auf einer früheren HAWK-Flugabwehr-Raketenstellung (FlaRakBtl 34 Leibersdorf) mit Armeezaun rundum und alten Blechschildern im Zaun: „Fotografieren Verboten!“ heute Zuchthof, 31km. Etwas entfernt mache ich auf einem Hügel Pause und trockne meinen Schlafsack in der nun wieder strahlenden Sonne, gehe dann mit Khorsheet hin und frage nach Wasser (Hafer habe ich ja schon). Ich muss vor dem schweren Rolltor mein Begehr gegen ein elektronisches Auge und Ohr sprechen, werde dann freundlich eingelassen und erhalte Wasser. (14:40-16:15).
Weit will und muss ich nicht mehr reiten. Geplanter Übernachtungsort für heute ist Kreuzstauden, dort finde ich auf zwei Höfen, einer davon mit Pony, aber niemanden zum Fragen. Sonst kaum Grünland und viel intensive Landwirtschaft, ungeeignet für wilde Biwaks. Ich habe zwar Hafer, brauche aber wegen der heutigen Wärme über Nacht Wasser fürs Pferd, und das hier auch eher knapp.
Am Ortseingang vom nächsten Ort, Seeb, frage ich am ersten alleinstehenden Haus um 16:45 nach 37,6km nach einer Wiese. Hier wohnt ein Jäger, mit seltenem Bayrischen Schweißhund.  Auf der gegenüber liegenden ungemähten Wiese darf ich mein Quartier aufschlagen und bekomme Wasser fürs Pferd. Abendessen Erbsensuppe vom Spirituskocher. Der feinnervige Hund bellt noch stundenlang. Es bleibt zunächst trocken.
Wieder haben wir unser Soll in nur 6:30 Std. berechneter Reitzeit geschafft, einschließlich des Abzweigs heute Mittag, und liegen weiterhin etwas vor dem Plan.
+530, -490 Hm, 2.6%

Donau

Mo, 8. Juli (5. Tag)

Donau - ich reite weiterhin nach Karte. Wetter wieder schön. Mittags Wiese. Donaufähre ohne Betrieb. Abends Westernreitstall (Graspaddock und Pferdemüsli) mit Gästehaus (kann Smartphone laden)

Gegen Morgen leichter Regen, diesmal ohne Mücken.
Ich muss im Feuchten zusammenpacken, breche um 7:20 auf und reite weiter nach Papierkarte. Es ist bereits beim Aufbruch sonnig. Gleich hinter dem Ort schöne Kapelle auf dem Berg im Wald. Hier hätte man nicht biwakieren können (was ich planerisch erwogen hatte), denn alles Gras um die Kapelle ist mit dem Rasenmäher ratzekurz gemäht, und keinen Tropfen Wasser gibt es hier oben.
Schöne ruhige Landschaft. Sandboden, schön zu reiten, Bäche oder Brunnen Fehlanzeige. Wie schon gestern ist es stellenweise schwierig mit den Wegen in den Hopfenfeldern: Man kommt leicht hinein, aber kaum hinaus.
Auf der Grubmühle schmale Brücke über die Abens, die sicher nicht mehr oft benutzt wird, dahinter Pause an einer Kleewiese 8:55-9:15  (9 km)
Wir erreichen den Dürnbucher Forst, in dem es eine keltischer Vierecksschanze gibt, die kaum zu erkennen ist. Bemerkenswerter Wanderweg „Bittgang KLJB Mühlhausen“ auf unbefestigtem Waldweg, der auf der Karte stellenweise fehlt und den Wald genau auf der Höhe durchquert, was mir einen größeren Umweg erspart. Manchmal ist da, wo ein Weg von der Logik her „sein muss“, auch tatsächlich einer. Dem folgen kommode Fahrwege. 10 km ununterbrochener Wald mit gutem Geläuf, und ein Highlight der Stecke. Einen Abzweig zum NSG „Ehemaliger NATO Übungsplatz Siegenburg“ hätte man noch unternehmen können, es liegt mir aber zu weit östlich. Gut möglich, dass man dort länger Pause oder Biwak machen könnte.
Stattdessen oberhalb von Mühlhausen bei km 22 Mittagspause 11:00, mit Blick ins Donautal, für ca. 1:20 Std, ich lasse den Schlafsack trocknen. Wir sind bis hierher flott geritten, und ich habe Hoffnung, nicht bloß nach Eining zur Donaufähre zu kommen wie im Plan, sondern noch möglichst auf die hinter der Donau liegende Höhe, denn in der Tiefebene sind mir für meinen Geschmack zuviele Mücken. Allerdings ist mein Hafervorrat seit heut morgen aufgebraucht und muss vorher aufgefüllt werden, wofür ich auf der anderen Donauseite mehr Hoffnung hege als in der hopfendominierten Hallertau, wo Pferde und Getreidefelder ziemlich rar sind.
Auf den Donaudämmen lässt sich‘s gut reiten und ist auch fast überall erlaubt, ansonsten gibt es Wege davor. Die Dämme sind nicht umzäunt. Um 13:45 erreiche ich das Abusina-Kastell, mache 15 Minuten Rast, quatsche mit holländischen Motorradfahrern. Die Kastellmauer ist umzäunt und das Gelände gemäht, aber rechterhand ist eine Wiese.

Pferd am Abusina Kastell

Am jenseitigen Donauufer kann ich mein geplantes Tagesziel schon liegen sehen. (14:15, 35 km). Unerfreulicherweise hat aber die Fähre, ein kleiner Gierkahn für höchstens vier Autos, heute (Montag) Ruhetag, und nimmt auch keine Pferde mehr mit, worauf ein extra Schild hinweist. Es handelt sich dem Anschein nach weniger um ein seriöses Verkehrsmittel als um eine Volksbelustigung mit anhängendem Biergarten - der heute gleich der Fähre geschlossen ist. Das war bei meiner Recherche im letzten Jahr nicht ersichtlich, und nun ist guter Rat teuer. Die nächsten Brücken liegen in Kelheim (12 km), was mir zu weit abseits der geplanten Strecke liegt – obwohl ich hier 1999 mit Natascha schon einmal rüber bin - und Neustadt (5 km), wohin ich auf den Donaudämmen einige Kilometer zurückreiten muss, auf guten Wegen. Ich entscheide mich für Neustadt.
Khorsheet gibt mächtig Gas - offenbar denkt sie, nun gehe es die vollen 4 Tage wieder zurück. Sie merkt aber dann doch, dass wir abzweigen, und die Euphorie verfliegt. Über die große Brücke geht eine Bundesstraße mit getrenntem, 2m breiten Radweg, der zu Pferd immerhin sicher benutzbar ist.  Sehr sonnig, doch immerhin etwas Luftzug im Traben auf den Dämmen.
Auf der anderen Donauseite mache ich erst mal 45 min Pause in der schattigen Talaue um mein Pferdchen zu versöhnen und abzulenken.
Damit haben wir heute eine Extrastrecke von mindestens 10,4 km. So etwas muss als "Reserve" unbedingt eingeplant sein ohne das Pferd zu überfordern. Weitere Extrastrecken aufgrund von Planungsirrtümern bleiben uns gottlob erspart - die weiteren Extraschleifen sind alle "freiwillig"...!
Jetzt ist Futter meine Hauptsorge. Ich google nach Pferdebesitzern bei Hienheim. Es soll einen Westernstall geben, deren Besitzer ich telefonisch nicht erreiche, aber trotzdem hinreite. Er liegt etwas außerhalb in einem Trockental. Nach einer langen Tagesetappe (51,3 km) finde ich hier um 16:45 gastfreundliche Aufnahme. 6:45 berechnete Reitzeit – eine weite Strecke, aber innerhalb des normalen Zeitrahmens.
+560, -680 Hm, 2.4%
Natürlich frage ich meine Wirtsleute nach der merkwürdigen Fähre, Antwort ist: "Wir wissen auch nicht, was die plötzlich haben. Die Pferdebeförderung ging immer problemlos!"

Donau Fähre Einig

Khorsheet darf auf eine kurze Weide und bekommt separat Heu zugefüttert. Direkt daneben stehen die anderen Pferde über Nacht in Boxen (keine Einstreu, sondern auf Holzbohlen). Khorsheet fühlt sich nicht benachteiligt sondern eher privilegiert, zeigt auch kein besonderes Interesse an den fremden Pferden, ist ganz selbstsicher. Ich kann weggehen ohne dass sie traurig guckt oder mir nachwiehert. So kenne ich sie. Es gibt ein kleines Gästehaus mit Schlafboden – samt wichtigem Stromanschluss für Handy! Ich habe schon seit 2 Tagen nicht mehr genügend Strom für GPS. Und auch die Powerbank muckst wieder nachdem ich sie angeschlossen habe, und füllt sich tadellos zu 100%. Wahrscheinlich lag’s am Regen. Wasser gibt es hier nur aus Zisternen. 4 kleine Bier und ein paar Bretzel verputze ich einsam zu Abend im Reiter-Gästehäuschen – eine Wirtschaft ist im nahegelegenen Ort leider nicht vorhanden.

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