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Neu August 2022
  / Update Aug. 2025

Totholz im Wald

"Grünes" Framing in der Forstwirtschaft

Einsame
        Reiterin auf der Seelenberger Wüste (Taunus)

Natürlich braucht ein gesunder Wald ein gesundes Maß an Totholz, aber es muss den Waldboden nicht 50cm hoch bedecken, wie das bei uns üblich ist, weil alles, was rechts und links von der Säge abfällt beim Entrinden mit dem Harvester, einfach liegengelassen wird.
Und noch das ganze Schwachholz dazu. Auch wenn das den Vorteil hat, dass der Maschinist (Waldarbeit will ich diese Tätigkeit hier bewusst nicht nennen) den ganzen Tag nicht von der Maschine absteigen muss und die meisten Kubikmeter schafft. Darauf kommt es ja  allein an, und die Theorie vom "bodenschonenden Verfahren" und der "Lebensgrundlage Totholz" wird entsprechend dazu gedichtet. Ein bisschen Totholz ist gut, allzuviel aber schädlich und gefährlich.

Für die verärgerten Waldbesucher, deren alte Wege nun hüfthoch verrammelt sind, hat man das "Reisigbett" erfunden, auf dem der Harvester angeblich fährt. Ein Argument zur Verarschung, denn die Bodenverdichtung ist durch die, unter dem Gewicht der Harvester brechenden, Äste gar nicht zu verhindern und wird damit eher kaschiert und verschleiert. Sonst könnte man's ja am Ende auch zusammenräumen und in den Container für die Hackschnitzelherstellung tun. Was aber in aller Regel unterbleibt. Denn es kostet Arbeitszeit und bringt kein Geld ein.

Dann soll man besser mit dem Framing "Lebensgrundlage Totholz" aufhören, und endlich argumentieren, dass es bloß um die (kurzfristige!) Profitabilität geht. Das wäre ehrlich! - Hätte aber sofort zur Folge, dass man nach der langfristigen Wirtschaftlich- und Dauerhaftigkeit solcher Vorgehensweisen fragt, und dann stünden Forstpolitik und - industrie ganz schnell ohne Hosen da!

Der Wald hat noch wichtigere Funktionen, wie vom Bundesverfassungsgericht festgehalten und in den meisten Waldgesetzen der Länder auch nachlesbar - hier zu nennen sind besonders die Erholung, der Klima- und Wasserschutz. Diese werden hier erkennbar kontakariert!


Auch was das stehende "Totholz" angeht, betreiben Forstindustrie und -politik Framing. Die von Ihnen in Anführungszeichen gesetzten "Naturfreunde" sind da schon auf dem richtigeren Dampfer. Man könnte die abgestorbenen Bäume ja auch einzeln herausholen (und tut das in "wertvollen" Beständen ja auch). Aber im Fichtenwald kostet es der Forstindustrie schlicht zuviel Geld, da schlägt man lieber alles um, und hofft, die riesigen Holzmengen minderer Qualität irgendwo absetzen zu können.

Damit wird nur leider das Kahlschlagsverbot systematisch unterlaufen! Dieses hat aber einen triftigen Grund - der in Zeiten der Dürre und Hitze wie derzeit für Jeden unmittelbar erkennbar und verständlich sein müsste..!
*Anm.1

Bei uns (Taunus, Westerwald, Sauerland, Rothaargebirge, Hunsrück) wurde die "Ausnahme" vom Kahlschlagsverbot seit 3 Jahren zur Regel! Allerdings, die Borkenkäfer, die dafür zur Begründung herhalten müssen, die hatten wir früher auch schon! Großflächige Abholzungen waren damals schon verpönt. Und vor allem hat man gegen die Ausbreitung der Borkenkäfer etwas unternommen - ohne zum Dampfhammer des Kahlschlags zu greifen.

Wenn aber nur Mittel gekürzt, Stellen gestrichen und privatisiert wird, bleibt die Pflege der Bestände auf der Strecke, denn die bringt ja wenig bis nichts ein. Heute will man bloß noch ernten auf dem Holzacker. Die Waldstücke, die hier jetzt der Borkenkäfer befallen hat, wurden 40 Jahre nicht durchforstet, solange wie ich sie kenne. Dann kommt der Borkenkäfer so sicher wie das Amen in der Kirche. Das weiß nicht bloß der interessierte Naturfreund, das müssten auch die Förster wissen, weil die es studiert haben!

Die folgenden Bilder sind zum Anklicken:
Seelenberg Wüste
Seelenberger Wüste (Rennstraße zwischen Mauloff und Seelenberg, April 2021)
Seelenberg Wüste im Spätherbst
Im Spätherbst 2021, nach einem niederschlagsreichen Sommer und Herbst
Wald von Brombach, Sept. 2021
Wald von Brombach, Sept. 2021. Die wenigen stehengelassenen, jetzt isolierten Laubbäume standen immer von Fichten umgeben, konnten nie richtig standfeste Wurzeln ausbilden, sind schon durch Sonne und stärkeren Wind geschwächt und werden nach dem ersten richtigen Sturm alle umgefallen sein.

Bilder unten:
Wald von Reichenbach nach Kahlschlag
Harvester im Wald
                bei Glashütten
Moderner Harvester mit Ketten. Im Prinzip ein Fahrzeug zur effizienten, verhältnismäßig sicheren und bodenschonenden Waldarbeit und viel besser als die älteren Schlepper. Wenn ohne exakte Vorgaben oder in "Söldner-Mentalität" eingesetzt (Nach mir die Sintflut) ein großer Schaden für den Wald.
Wald von Reichenbach
Wald von Reichenbach nach Kahlschlag
Seelenberg Wüste
Seelenberger Wüste
Laubmischwald bei Reichenbach
Am Rande des Laubmischwaldes von Reichenbach. Durch die Kahlschläge im Hintergrund auf der Höhe ist dieser jetzt randständig, dem Westwind ausgesetzt und gefährdet. Das Kleinklima hier ist jetzt trockener und wärmer. Zudem wurde begonnen die Kronendecke aufzulichten. Was soll kommen wenn dieser Wald auch unter die Säge fällt?

Und dann beruft man sich auf "Waldnotstand" und bettelt den Staat um Extra-Mittel an, weil man seinen Job nicht getan hat oder aus Mangel an Mitteln nicht tun konnte? - Wenn ein Förster ein Waldstück übernimmt, hat er genau die Aufgabe, es gegen Dürre, Sturm, Käfer, Feuer und anderes Ungemach zu sichern und fit zu machen, um es der nächsten Generation zu erhalten. Der fällige Waldumbau gehört dazu, denn im Laufe eines Berufslebens fällt ja ca. die Hälfte eines Waldes zum Umschlag und Neuaufbau an.

Nichts anderes ist seine Hauptaufgabe. Und wenn seine Oberen oder das Ministerium ihm Vorgaben machen oder Mittel kürzen, die dies unmöglich machen, hat er die Pflicht aufzumucken oder soll den Bettel hinwerfen. Denn um Festmeter zu zählen, Wild heranzuziehen und den Mountainbiker*Anm.2 zu vergraulen, dafür bezahlt ihn der Steuerzahler nicht!

Zitat des Bundesverfassungsgericht (BVG) vom 31.05.1990 in einer Urteilsbegründung (2 BvR 1436/87 S. 39)
"Die Forstpolitik der Bundesregierung ist weniger auf Marktpflege ausgerichtet; sie dient vor allem der Erhaltung des Waldes als ökologischen Ausgleichsraum für Klima, Luft und Wasser, für die Tier- und Pflanzenwelt sowie für die Erholung der Bevölkerung (Agrarbericht, a. a. O., S. 104 ff.). Neben den wirtschaftlichen Nutzen des Waldes tritt gleichrangig seine Bedeutung für die Umwelt (vgl. §§ 1.6 des BGBl. S. 1037). Die Bewirtschaftung des Körperschafts- und Staatwaldes, der 58 % der Waldfläche in der Bundesrepublik ausmacht, dient der Umwelt- und Erholungsfunktion des Waldes, nicht der Sicherung von Absatz und Verwertung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die staatliche Forstpolitik fördert im Gegensatz zur Landwirtschaftspolitik weniger die Betriebe und die Absetzbarkeit ihrer Produkte als vielmehr die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes."


In Horst Stern's Anthologie "Rettet den Wald" von 1979 mit Beiträgen damalig führender Forstprofessoren (hauptsächlich aus München - die Bayern haben noch heute den schönsten, gepflegtesten, und den Unbilden der Natur gegenüber robustesten Wald, wie jeder weiß, der zumindest Rhön und Spessart kennt!) standen diese Aufgaben alle drin, und mit deren Bearbeitung waren wir schon mal weiter! Das ist alles nicht neu, wie von der Forstlobby jetzt geheuchelt wird, um naive, um den Wald besorgte Bürger einzulullen!

Überall sonst in der Wirtschaft würde ein solcher Umgang mit der Brandlast als grob fahrlässig eingestuft und hätte die entsprechenden Konsequenzen, haftungsmäßig und arbeitsrechtlich (=Fahrlässige Brandstiftung!).
Aber wenn bei uns demnächst großflächig Wald abbrennt, und Dörfer vom Feuer eingeschlossen werden wie in Kaliforien, haben die Verantwortlichen für die Misere ja bereits einen Schuldigen: Sie (die Leser) wissen, was ich meine, das Wort fängt mit einem großen "K" an...


Harvesterbrand bei Reichenbach 21.4.2021
Hier brannte stundenlang ein Harvester (21.04.2021 im Wald bei Wüstems). Im Dauerbetrieb glühendheiß gelaufen, oder Brandstiftung? Wie durch ein Wunder, hatte es trotz langer Trockenheit kurz zuvor heftig geregnet, dadurch konnte sich der Brand nicht ausbreiten und nur einige direkt daneben stehende Bäume wurden abgefackelt. Sonst hätte es hier eine Katastrophe gegeben. Die hilflose Feuerwehr aus 3 Landkreisen kam, trotzdem der Harvester gut erreichbar auf einem geschotterten Fahrweg stand, kaum an den Brand heran und verlegte kilometerweise Wasserschlauch. Ich war mit Pferd im Wald und wurde neugierig, als ich Dieselgestank und Qualm roch, und Feuerwehrführer in uralten Autos entgegen kamen.

Harvesterbrand

Wohin geht das deutsche Billigholz?

Dieses "Schadholz" wird zu billigen Preisen, vermutlich in riesigen Losen, nach China verramscht und verschachert, und endet als Betonverschalung für den dortigen Bauboom, während der hiesige Zimmermannsbetrieb, der wertvolles Bauholz sucht, für Bauten die Jahrhunderte halten, in die Röhre guckt (vielleicht bekommt er ja welches vom Amazonas).
Es ist sogar zu teuer, dies in verkehrssicherer Art und Weise, nämlich auf althergebrachten Rungenwagen, zu verladen und abzutransportieren. Stattdessen wird es in dünnblechige Container gestopft, manchmal bei Nacht und Nebel, denn die Polizei hat solche Transporte schon gestoppt und umladen lassen. Wahrscheinlich gab es aber einen Rüffel dafür und Anweisung "von oben", solche Transporte zu dulden und nicht weiter über sie zu berichten.

Bilder: Langholzverladung in Überseecontainer, Kittelhütte (Waldems/Schmitten), 18.06.2021, 16 Uhr
Holzabtransport per Container

Holzverladung in Container

Holzverladung Container

Was muss sich ändern in der Forstpolitik?

Eine solche Forstpolitik, die ihre eigenen, stets medienwirksam und mit viel Trara verkündeten Gesetze und Verordnungen (wie das vom "Bucheneinschlagsstopp") so eklatant unterläuft, hat (trotz "grüner" Mäntelchen) das Vertrauen der interessierten Bevölkerung längst verloren und muss erst wieder beweisen, dass sie noch nachhaltige Forstwirtschaft betreibt.
Sie muss damit anfangen, alle Einschläge und Holz-Abtransporte öffentlich zu dokumentieren, vom einzelnen Schlag, zur Gemarkung, Landkreis und Bundesland aufsteigend - für den Bürger nachvollziehbar. Informationen über die jedes Forstamt schon jetzt ohne Zweifel in digitaler und kartografischer Form verfügt. Genau diese Daten sind öffentlich zu machen. Genauso ist öffentlich zu machen wer das Holz verarbeitet und sich gegebenenfalls eine goldene Nase daran verdient.
Bis hin zu jeder Buche, die über einen Weg fällt und weggeräumt wird. Denn es ist doch allzu auffällig, dass dort wo die großen Brennholzverkäufer sitzen, die Buchenwälder immer dünner und dünner werden, bis man dann von "Hitzeschäden" sprechen und alles kurz und kleinhauen kann.

Bilder : Buchenschlachten in Waldems, dicht am Naturschutzgebiet Oberes Emsbachtal, Feb. 2023
Buchenschlachten Waldems
Diese Bäume waren (laut Forstministerium) angeblich "krank"...
Buchenschlachten Waldems

Buchenschlachten Waldems

Buchenschlachten Waldems




Anmerkung 1)
Wer jemals im Leben über eine solche, vom Wald entblössten Ebene gewandert ist, im Sommer bei glühender Sonne und 30°C, und gleich danach - oder davor - durch einen schattigen Altbuchen(-misch-)wald mit intaktem Kronendach, in dem es trotz fehlenden Regens über viele Wochen feucht und kühl war, und 10° niedrigerer Temperatur!
- wird verstehen was ich meine!

Anmerkung 2)
Die in der Presse zu lesenden Veröffentlichungen
einzelner Forstämter, und sichtbare Hindernisse im Wald, lassen darauf schliessen, dass sie sich lieber gegen Mountainbiker abkämpfen, die angeblich illegale Wege benutzen - hier im Taunus sind die meisten dieser als "illegal" bezeichneten Wege seit über 100 Jahren in den amtlichen Karten verzeichnet - und der Mensch hauptsächlich als Störfaktor betrachtet wird, den es aus dem Wald möglichst fernzuhalten gilt, zumal sie nur die Jagd stören. Oder wenn das nicht klappt, doch auf die LKW-Schotterpisten begrenzt. Wieviel Energie da verloren geht..!! Dazu ist natürlich auch das "Totholz" ein geeignetes Mittel - um den Wald zu verrammeln, um alte Wege zuzuschütten. Alles auf Kosten des Brandschutzes.
Auch die Jagd freut sich, denn zumindest eine Weile (solange der Jäger darüber und durch schauen kann) sind die Kahlschlagsflächen ein schönes Jagdrevier, und das Wild findet endlich mal auch im Wald genug Futter, statt dass es sich unfallträchtig auf den Feldern ernähren muss. Doch wie das Ganze nach 15 Jahren aussieht, und ob dann mehr stehen wird wie Brombeergestrüpp, Ginster und ein paar dürre Birken, wird man sehen.


Externer Link: Waldexperte Roland Irslinger warnt: Totholz brennt im Wald wie Zunder (Aug. 2022)

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