Wir
ritten zwei Tage im Hainich, wieder mal (ich war
zuerst 1990, und noch zweimal später da) und überall
sprangen Sie einen an, die Hinweisschilder im
neugegründeten Nationalpark mit dem "Urwald".
Irgendwie hatte ich das Gefühl: Schöne beeindruckende
Laubwälder, die größten Süddeutschlands, aber mit
Urwald hat das nichts zu tun. Warum kann man die nicht
weiter so bewirtschaften? Wenn sie so schön geworden
sind, hat man das in der Vergangenheit doch nicht
grundlegend verkehrt gemacht... Jetzt fand ich eine
naturkundliche Studie zum Thema, die genau meine
Zweifel ausdrückt und fachlich bestätigt:
Was bedeutet das also, "mehr Urwälder" in
Deutschland zu fordern? Wieder mehr Natur? Schön
wär's..Nix da! Die Natur hat nichts davon, es ist die
heute so beliebte Symbolpolitik. Es bedeutet, dass der
Staat als Waldeigentümer ohne Not auf Einnahmen aus
der Holzvermarktung verzichtet (die Buchenholzpreise
steigen seit Jahren kräftig wegen des
Kaminholzbedarfs), Forstämter fortan statt für die
gewinnbringende Holzvermarktung fürs Nichtstun bezahlt
werden, und die kalte Enteignung der letzten echten
Waldbauern, die absolut nachhaltig wirtschafteten. Und
für Waldbesucher und Erholungssuchenden ein
Schilderwald "BETRETEN VERBOTEN". Dafür ein
willkommener Geschäftszweig für NABU & Co, die
mittlerweile zu den größten Grundeigentümern
Deutschlands zählen. Es bedeutet neue Stellen im
Verwaltungsapparat, der aus Steuergeldern bezahlt
wird, aber die Bürger schikaniert, aussperrt und alles
besser weiß. Es ist das schleichende Ende des "Freien
Betretungsrecht der Natur zu Erholungszwecken", §14
BWaldG, eins der letzten verbliebenen unter der Ägide
Willy Brandts eingeführten Freiheitsrechte. Zu denen
auch mal - das ist lange her, in germanischer Zeit -
das Recht auf Waldweide gehörte, und das Bade- und
Fischrecht in allen Gewässern. Heute finden es viele
normal, dass dies alles verpachtet, verscherbelt und
privatisiert wird. Trotzdem es in der Fläche immer
weniger Menschen in Deutschland gibt, was mit der
demographischen Entwicklung auch noch zunehmen wird.
Es wird behauptet, immer mehr Menschen würden die
Natur "konsumieren", doch damit lügt man uns an. In
nur 5 km Entfernung vom nächsten Parkplatz trifft man
kaum noch einen Menschen im Wald. Das wäre vor 100
oder 250 Jahren ganz anders gewesen. Wanderwege
abseits der Naherholungsgebiete der größten Städte
wachsen zu, weil sie nicht mehr nachmarkiert werden
und sie niemand mehr benutzt oder freischneidet,
sofern sie nicht auf die Schotterpisten der
Forstwirtschaft verlegt werden. Fast alle von den
Gemeinden angelegten Wanderwege der 1970'er, 1980'er
Jahre sind bereits verschwunden. Die
Es
wird behauptet, der neue Naturschutz schaffe Arbeitsplätze.
Doch anscheinend nur ein paar unterbezahlte Kräfte in
einem Nationalparkzentrum und ein Tierpfleger in einem
Wildkatzengehege, das so klein ist, dass es vom
Tierschutz her eigentlich geschlossen gehört, würde
man damit nicht den Kindern die Freude an den
Wildkatzen nehmen. Der betreffende Ort nennt sich
offiziell sogar "Wildkatzendorf". Wieviele Landwirte
und Waldarbeiter in der Region, die ihr Auskommen frei
erwirtschafteten und nicht vom Staat abhängig waren,
haben ihre Jobs jetzt nicht mehr?
Es
ist kein schönes Gefühl, wenn man mit seiner Tochter
in einer so wunderbaren und stillen Gegend unterwegs
ist, und weiß, wir gehören zu den letzten, die hier
noch zu Pferd durchkommen. Wenn sie mal groß ist, wird
das alles so zugewachsen sein, dass es keinen Weg und
Steg mehr gibt. Oder abgezäunt, vielleicht als
riesiges Wolfs- und Bärengehege, nach dem Motto,
"Menschen müssen draußen bleiben".
So
als würde der Mensch nicht mit zur Natur gehören.
Viele
Menschen wissen heutzutage so wenig über Natur, und
haben zugleich ein so mieses Umwelt-Gewissen,
vielleicht weil sie autofahren, Fleisch oder
Lebensmittel vom Discounter essen, oder in Urlaub
fliegen, oder auf Kreuzfahrt gehen, dass sie es sogar
gut finden, Menschen auszusperren. Traurig eigentlich.
Weder haben sie eine Anhnung, das Landschaftspflege
eben gerade nicht "Natur Natur sein lassen" ist, noch
kommen sie auf den Gedanken, dass sich Natur auch
entwickeln kann, wenn Menschen diese behutsam
nutzen... es eine wirkliche "Wildnis" in Deutschland
auch niemals wieder geben kann, es sei denn, wir 80
Mio. Deutsche verschwänden vom Planeten. Sehen sie uns
dann, mit den urtümlichen Pferden, die irgendwo
herumstehen und grasen, geht ihnen so etwas wie ein
kleines Licht auf, für einen Moment... "Ja, das
ist doch umweltfreundlicher Tourismus!". Das
hören wir immer wieder.
So
weit, bis alle Menschen aus Deutschland verschwunden
sind, braucht es gar nicht kommen. Es genügt, die
Ausbeuter in die Schranken zu weisen. Diejenigen, die
am Naturverbrauch verdienen. Wir alle müssen uns
vielleicht zurücknehmen, sparsamere Autos kaufen
anstatt immer größere, weniger fliegen, mehr
bahnfahren, und, ganz gewiss, CDU/SPD/"Grüne" nicht
wiederwählen.
Hut ab vor den Erstellern dieser Studie, denn wer so
etwas publiziert, kriegt von staatlichen oder
universitären Stellen nie wieder einen Auftrag über
einen einzigen Cent. Solche Ehrlichkeit können sich
bald nur noch Professoren im Ruhestand leisten. Eine
traurige Wissenschaft, die sich über Mittelzuweisung
knebeln lässt und unserer "demokratischen" Politik
nach dem Mund reden muss.
Links zum Thema:
Auf dem "Grünen Band" -
ein Wanderweg?