TAUNUSREITER
(c) Frank Mechelhoff 2008-2025 -
Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig
Durchsicht Jan. 2025
Pferdesteuer ? Warum nicht, die Hundehalter zahlen ja
auch?
Häufig wird argumentiert dass auch Pferdehalter für Ihr Hobby
Steuern zahlen sollen; die Hundehalter zahlen ja auch dafür.
Außerdem würden sich hauptsächlich wohlhabende Leute Pferde
leisten; sie gehörten also nicht zu den "Armen", bei denen nichts
zu holen wäre. Zudem verschmutzten die Pferde die Straßen nicht
weniger als die Hunde. Dann wird meist vorgeschlagen (der Größe
des Pferdes im Vergleich zum Hund entsprechend) eine Steuer von
etwa 1.000 EURO pro Jahr und Pferd zu erheben.
Diese Argumente sind allesamt nicht stichhaltig und werden im
folgenden geordnet nach Themen entkräftet.
Entsprechende "Vorschläge" hört man nicht selten -- nicht bloß
auf Dorfstammtischen, sondern bisweilen auch in Gemeinderäten u.ä.
Gremien. Verschiedene Dorfbürgermeister und Gemeinden in
Deutschland hatten diese Idee schon und probiert Pferdesteuern
einzuführen. Damit durchgekommen ist bislang keine einzige.
Hier sind die Gründe, warum nicht.
Wirtschaftsfaktor Pferd
Das Pferd ist in ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in ländlichen
Regionen. Ein Reitpferd/Freizeitpferd zu halten kostet im
Durchschnitt 500 EURO pro Monat, davon entfallen rd. 2/3 auf
Einstellung und Futter und kommen direkt den landwirtschaftlichen
Betrieben zugute, 1/3 auf Dienstleistungen wie Tierarzt und
Hufschmied, Kosten von Reitsportzubehör sowie Fahrten zum Pferd
(die meisten Pferdebesitzer haben ihr Pferd nicht am Wohnort
untergebracht). Ein Aufzuchtpferd zu halten kostet nicht viel
weniger. Pferdezucht ist ebenfalls ein bedeutender Erwerbszweig
landwirtschaftlicher Betriebe. Der Pferdemarkt verzeichnet seit
vielen Jahren rückläufige Preise, woran maßgeblich die starke
Konkurrenz aus dem Ausland, namentlich Osteuropa beteiligt ist
(Stichwort: EU-Osterweiterung). 3-jährige Rassepferde mit Papieren
sind z.T. schon für 3.000 EUR zu bekommen. Die Belastung der
Züchter mit einer Pferdesteuer würde die breite Masse sofort aus
dem Markt drängen; ohne diese ist auch der hochgelobten deutschen
Spitzenpferdezucht die langfristige Basis entzogen. Viele kleine
Reitbetriebe und Reitschulen, die oft nur 5-15 Pferde unterhalten,
würden eine entsprechende Besteuerung ebenfalls nicht überleben,
da sie die Preise nicht entsprechend erhöhen könnten. Viele
Reitschulen wie auch Pferdezuchten werden im Nebenerwerb betrieben
und wirtschaften an der Rentabilitätsgrenze.
Die Zahl der Pferde in Deutschland soll fast 1 Mio betragen
(geschätzt nach dem Jahresbericht der FN 2005). Genau weiß das
niemand. Geschätzt verdienen ca. 300.000 Menschen in Deutschland
ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit dem Pferd. Ein
Gesamtumsatz von ca. 6 Mrd. EURO wird in Deutschland pro Jahr rund
ums Pferd erwirtschaftet. So unterschiedlich und oft
auch uneinig die Reiter und Pferdebesitzer im allgemeinen sind, so
klar ist es angesichts dieser Zahlen, dass sie sich bei Bedrohung
ihres Hobbies zu einer "Lobby" zusammenschliessen.
Aber auch ganz objektiv: In Zeiten des Spekulantentums auf
Rohstoff- und Lebensmittelpreise sorgt das Pferd für stabile
Nachfrage nach "real produziertem" Gras und Getreide, und nach
ehrenwerter, im Schweiße des Angesichts verrichteter körperlicher
Arbeit. Von Futures und Optionen
wird das Pferd nicht satt. Eine Pferdesteuer
würde den Wirtschaftssektor Pferd abwürgen. Im Falle dass nur eine
Gemeinde sie einführt würde sie für eine Abwanderung der
Pferdehalter in Nachbarregionen sorgen.
Steuern auf Sport ?
Die meisten aktiven Reiter sind junge Menschen unter 21. Viele
müssen sich das Reiten buchstäblich durch Stallarbeit verdienen.
Die meisten Pferde gehen nicht im Leistungssport (was man so im
Fernsehen an Reitsportübertragungen sieht) sondern sind reine
Freizeitpartner zum Ausreiten, werden also im Breitensport
genutzt. Viele sind auch zu jung oder schon zu alt um geritten zu
werden oder dienen nur noch der Freude ihrer Besitzer und deren
Familien.
Im allgemeinen, und grundgesetzlich geschützt, wird aber die
Sportausübung in Deutschland nicht besteuert, sondern staatlich
gefördert (wenn auch nicht finanziell, in Zeiten knapper Kassen).
Wer sich Pferde leisten kann, hat das Einkommen das dazu nötig
ist, bereits versteuert. Beim Kauf von Futter und Dienstleistungen
fallen außerdem bereits die normalen Steuern für den Staat an.
Der Staat besteuert die Sportausübung übrigens deswegen nicht,
weil zumindest der Breitensport
als für die Bevölkerung gesund
angesehen wird (sowohl das Reiten selbst, als auch das
Ausmisten der Boxen oder die Pflege der Koppeln verlangen viel
körperliche Bewegung) und insbesondere Sportvereine gemeinnützig tätig sind,
u.a. in oft kostenlos oder zu geringen Beiträgen geleisteter
Arbeit für Kinder und Jugendliche. Und jeder weiß dass ein
Pferdestall eine anziehende Wirkung auf Kinder und Jugendliche
hat, und diese vom Herumhängen auf der Straße oder von der
Playstation und dem Computer abhält.
Sport für Reiche ?
Reiten ist schon lange kein Sport für "Reiche" mehr (und war das
in den wirklichen Pferderegionen Deutschlands eigentlich auch nie
gewesen). Heute können sich mehr Leute als früher Pferde leisten.
Pferde sind, zumindest in der Anschaffung, beinahe billig
geworden. Deswegen sind fast alle Pferdebesitzer normale, Lohn-
und Einkommenssteuern zahlende Arbeitnehmer. Natürlich gibt es
auch Unternehmer und Rechtsanwälte die Pferde besitzen, aber viel
mehr Studenten, Krankenschwestern,
Altenpflegerinnen und Müllfahrer -- und viele von denen schuften
sich für ihre Pferde bucklig. Dabei hilft es sich vorzustellen
dass der Großteil der Pferde in Deutschland keine
hochglanzpolierten Sport- und Turnierpferde sind. Die meisten sind
Freizeit- und Robustpferde, viele sind Kleinpferde und Ponies
unter 1.48m Stockmaß. Weil Reiten nichtsdestotrotz kein billiges
Hobby ist, geben die meisten Pferdebesitzer den größten Teil ihres
versteuerten Einkommens direkt aus, sparen somit weniger, und
zahlen bereits so mehr Steuern als der Durchschnittsbürger. Für
manchen kinderlosen Pferdebesitzer mag das Pferd, geduldig wie es
gemeinhin ist, die Rolle eines "Kinderersatzes" wahrnehmen; es
steht aber fest dass es für Pferde anders als für Kinder keinerlei
Steuerfreibetrag gibt -
im Gegenteil!
Typische Normalverdiener-Reiter geben ihr angespartes Geld eher im
Inland, und seltener im Ausland bei Urlaubsreisen aus als der
Durchschnitt, denn die meisten verbringen ihren Urlaub bei oder
mit ihrem Pferd. Und um das Pferd transportieren zu können (sei es
auch nur für den Notfall in die Tierklinik) braucht man
Zugfahrzeuge mit relativ viel PS und Hubraum, die viel Kfz-Steuern
kosten, besonders wenn man sich nur ein älteres Auto leisten kann.
Auch wenn sie hauptsächlich herumstehen.
Im Ganzen also wenig Anlass für eine Neiddebatte gegen die
"reichen" Pferdebesitzer...
Schwierigkeiten der
Steuererhebung und Kosten der Bürokratie
Nun könnte man, wenn man akzeptiert, dass die Pferde ein wichtiger
Wirtschaftszweig sind, auf die Idee kommen, die kleinen
(Nebenerwerbs-) Pferdezüchter und Reitbetriebe von der
Pferdesteuer auszunehmen, und vielleicht auch noch die vielen
Gnadenbrotpferde die nicht mehr geritten werden. Aber wer will das
beurteilen? Damit schafft man sich mehr Bürokratie an den Hals,
als man mit der Steuer verdienen kann. Trotz Equidenpass gibt es
in Deutschland noch Hunderttausende unregistrierte Pferde,
hauptsächlich solche die vor Einführung der Pässe geboren wurden.
Es gibt für Pferde keine "Meldepflicht". Die Pferde und deren
Besitzer oder Halter sind nirgendwo registriert, außer bei den
Tierseuchenkassen - deren Mitgliedschaft aber auch nicht in allen
Bundesländern Pflicht ist, oder unterschiedlich mal für die
Besitzer, mal für die Halter oder Einstellbetriebe. Wo will man
die Steuer erheben, am Wohnort der Pferdebesitzer, oder am
"Wohnort" der Pferde, wo sie aber nicht erfasst sind?
Wenn man lediglich die draußen gerittenen Pferde besteuern will,
etwa mit dem Gedanken dass sie doch für "Wegeschäden" aufkommen
sollen u.ä., muß man bedenken dass es überhaupt keine messbaren
Wegesschäden gibt die Reitern zugerechnet werden können, einzelne
Reiter für von Ihnen angerichtete Schäden aber schon immer selbst
aufkommen mussten (Verursacherprinzip), das also kein Grund für
eine Steuererhebung für eine ganze Gruppe ist: höchste Deutsche
Gerichte haben solche "Sippenhaftung" regelmäßig für rechtswidrig
erklärt. Auch gibt es eine (streng zweckgebundene)
"Reitwegeabgabe" in einigen Regionen und Bundesländern bereits -
und diese ist juristisch hoch problematisch und kann keineswegs
aber auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt werden. Ein Reitwegebau
ist in den meisten Regionen Deutschlands vollkommen überflüssig,
und wird selbst von denen nicht flächendeckend gewünscht die
danach trachten das Reiten zu regulieren, und schon gar nicht von
den Reitern selbst.
Gleichbehandlung mit
Hundebesitzern
Die Hundesteuer ist eine Lenkungssteuer
- d.h. der Staat möchte die Hundehaltung aus ganz bestimmten
Gründen in bestimmten Gebieten verteuern, z.B. den Großstädten.
Nun ist es sehr fraglich und man kann es wirklich diskutieren ob
es dem Staat erlaubt sein sollte mit solchen "Lenkungssteuern" an
seinen erwachsenen Bürgern wie kleinen Kindern herumzuerziehen,
oder nicht.
Tatsache ist aber, dass in Großstädten, wo es viele Hundehaufen
gibt, (außer von der Polizei) keine Pferde gehalten werden, und in
ländlichen Gebieten, wo der Pferdedung anfällt, dieser sogar als
Wirtschaftsgut (Dünger) angesehen wird. Damit dieser zum
Wirtschaftsgut werden kann, ist es allerdings erforderlich diesen
eine Zeit lang abzulagern, damit er von den Würmern zu Kompost
verarbeitet wird, was zugegebenermaßen nicht immer so geschieht
dass es niemanden stört. Dennoch ist Pferdedung, anders als die
Hinterlassenschaften von Hunden, kein Abfall - selbst auf den Dorfstraßen nicht, wo
er bald als bestgeeignetster Rosendünger in die Gärten getragen
wird. Es ist daher absurd die "Hinterlassenschaften" von Pferden
in dörflichen Abfallverordnungen u.ä. zu erwähnen.
Wenn oben festgestellt wurde dass das Pferd ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum ist, dann muss man
festhalten dürfen dass jeder "andere" Wirtschaftsfaktor und jeder
kleinere Betrieb wesentlich mehr Abfall produziert, dessen
dauerhafte "Entsorgung" ungleich schwieriger und mit mehr Kosten
verbunden ist.
Im übrigen braucht man auch als Reiter keineswegs mit der
Hundesteuer und anderen "Bagatellsteuern" (deren Erhebungsaufwand
für den Staat häufig über dem Ertrag liegt) einverstanden zu sein.
Das ist aber kein Grund noch eine neue Steuer dieser Art
einzuführen, sondern eher, sie allesamt
abzuschaffen!